Zu diesem Ergebnis kommt der Innovationsindikator 2011, den die Deutsche Telekom Stiftung und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) herausgeben. Der Innovationsindikator vergleicht die Innovationsstärke Deutschlands mit jener der 25 wichtigsten Industrieländer in Europa, Asien und Nordamerika. Lag Deutschland 2009 noch auf einem Platz im Mittelfeld, muss es in diesem Jahr lediglich die schon immer sehr gute Schweiz mit einem Indexwert von 76, Schweden (61) und das neu in die Spitzengruppe vorgedrungene Singapur (63) vorbeiziehen lassen. Mit 57 von 100 möglichen Punkten liegt die Bundesrepublik auf dem 4. Platz des Rankings. „Zwar hat sich die Methodik des Indikators seit 2009 verändert, doch die bessere Platzierung Deutschlands ist nicht allein darauf zurückzuführen.
Neben den effizienten Investitionen ist Deutschland auch die Weltfinanzkrise zugute gekommen. Während die Bundesrepublik relativ robust auf die Krise reagiert hat, haben andere Länder stärker gelitten, sodass Deutschland auch deswegen Plätze gutmachen konnte. Die anderen hoch entwickelten Industrienationen haben in den vergangenen Jahren nur wenig in Forschung und Entwicklung investiert und ihre Indexwerte daher kaum verändern können. Deutschland ist die einzige Industrienation, der dies gelungen ist.
Seit 2008 hat sich die Innovationsfähigkeit Deutschlands in vielen Teilbereichen verbessert. Vor allem bei der Forschung hat Deutschland zugelegt: Die Bundesregierung hat beispielsweise Maßnahmen im Rahmen ihrer Hightech-Strategie umgesetzt, die Ausgaben für Forschung an Hochschulen und in außeruniversitären Forschungseinrichtungen erhöht. Auch die Exzellenzinitiative und der Pakt für Forschung und Innovation haben positive Wirkung gezeigt. Zudem wurde mehr Forschungspersonal eingestellt. Die Anstrengungen der Privatwirtschaft entsprechen dagegen dem internationalen Durchschnitt. Insgesamt stellen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung mit einem Quotienten von 2,78 einen so hohen Anteil am Bruttoinlandsprodukt wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.
Im Bildungsbereich fällt Deutschland auch 2011 wieder mit schlechten Resultaten auf. Im Ländervergleich erreicht es nur Platz 17 von 26. Dabei hat sich Deutschland in der Mehrheit der Einzelindikatoren zur Bildung in den vergangenen Jahren stetig verschlechtert. Sogar in der ehemaligen deutschen Stärke, dem Anteil der Promovierten in den MINT-Fächern, ist die Bundesrepublik mittlerweile nur noch Mittelmaß (Rang 8).
Vor allem die geringe Quote von Hochschulabsolventen fällt negativ ins Gewicht. Eine alarmierende Entwicklung, zumal Bildung und Qualifikation angesichts des demografischen Wandels und einer zunehmenden Wissensintensivierung der Wirtschaft zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen werden. Das deutsche Bildungssystem bedarf weiterhin grundlegender Reformen, um in seiner Qualität zu den führenden Ländern aufzuschließen.
Trotz Verbesserungspotenzial, die Analyse des Innovationssystems fällt insgesamt gut aus: Auch 2010 gehörte das deutsche Innovationssystem zu den effizientesten und produktivsten Systemen der Welt. Gemessen wird diese Systemproduktivität über die Relation von Output zu Input. Es bestehen sogar gute Chancen, das Gesamtergebnis zukünftig noch zu verbessern. Für Deutschland stellt sich also weniger die Frage, ob es dauerhaft seinen 4. Platz verteidigen kann, vielmehr ist interessant, ob es Deutschland mit den Investitionen der vergangenen Jahre und den geplanten Investitionen gelingt, in die Spitzengruppe aus Schweiz, Singapur und Schweden vorstoßen zu können.
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