Darüber hinaus will die Universität Ulm eigene Mittel einsetzen. „Es freut mich, dass wir mit diesen Fördermitteln Angebote bereitstellen können, die das Interesse an den Studienfächern aufrecht erhalten und steigern können“, sagt Professor Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident für die Lehre an der Uni Ulm. Das gelte besonders für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) mit vielen anspruchsvollen und meist theorielastigen Grundlagenvorlesungen. Im Zuge des Programms „Willkommen in der Wissenschaft“ unterstützt das MWK 23 Hochschulen in Baden-Württemberg, darunter fünf Universitäten.
Drei übergreifende „Aktionsfelder“ sollen angehenden Akademikern in Ulm den Einstieg in das wissenschaftliche Arbeiten erleichtern. Zum einen wird das Erfolgsmodell „Projektpraktikum in der Physik“ ausgebaut. Die Idee: Bereits im Bachelorstudium bearbeiten die künftigen Akademiker über ein Semester selbstgestellte wissenschaftliche Fragen. In der Vergangenheit haben sie beispielsweise nach dem optimalen „Nabada-Floß“ gesucht oder die Viskosität („Zähflüssigkeit“) von Nutella ermittelt. Die besten Projekte werden künftig mit einem Forschungspreis prämiert, ausgezeichnete Studierende dürfen einen Monat lang in einer Abteilung der Universität zu forschen. An angehende Ingenieure wenden sich die so genannten Bachelor-Forschungswochen: Talentierte Studierende erhalten Gelegenheit, während der vorlesungsfreien Zeit im Sommer, wissenschaftliche Projekte unter Anleitung durchzuführen und bei einer Abschlussveranstaltung zu präsentieren.
Das zweite Aktionsfeld umfasst Gastvorträge und Kolloquien zu Themen aus Forschung und Praxis – etwa für Studierende der Biologie und Wirtschaftswissenschaften. Dank dieser Vorträge erhalten die Studienanfänger bereits während der oft als lebensfern empfundenen ersten Semester Einblicke in mögliche Berufsfelder. Außerdem beantworten die Gäste eine bei vielen Dozenten unbeliebte Frage: „Wozu brauche ich den Stoff eigentlich?“
Mit historisch bedeutsamen Errungenschaften ihres Fachs sollen sich künftig Studierende der Informatik auseinandersetzen. Das heißt: Wegweisende Forschungsarbeiten werden mit den belegten Methoden erneut erarbeitet.
Drittens sollen für Ulmer Studierende der Wirtschaftswissenschaften offene und virtuelle Lernräume geschaffen werden. Dazu kommt eine elektronische Bibliothek mit vorlesungsbegleitenden Übungen für künftige Chemiker Mithilfe qualifizierter Tutoren können Studienanfänger so den Vorlesungsstoff nacharbeiten. Die virtuellen Angebote richten sich besonders an Studierende, die Kinder haben oder Angehörige pflegen.
Das Programm „Willkommen in der Wissenschaft“ soll dabei helfen, die Abbruchquote – gerade in naturwissenschaftlich-technischen Fächern – zu verringern. Schließlich sind die Berufsaussichten für MINT-Absolventen nach wie vor ausgezeichnet. Alle entsprechenden Neuerungen an der bekanntlich naturwissenschaftlich-technisch ausgerichteten Uni Ulm werden evaluiert und im Erfolgsfall auf weitere Fächer übertragen. Einige Maßnahmen sollen bereits im Wintersemester umgesetzt werden.