Kultusministerium, Bauherr, Schulleitung, Lehrer, Schüler – alle sind voll des Lobes über die runderneuerte Berufliche Oberschule (FOS/BOS) in Neu-Ulm. Die Architekten Günther Schaller (Stuttgart) und Klaus Petersen (Illertissen) hörten die warmen Worte nur zu gern, hoben sie sich doch wohltuend von der schwäbischen Regel „Nix g’sagt, isch g’lobt g’nug!“ ab.
Landrat Erich Josef Geßner bescheinigte der Architekten-Arbeitsgemeinschaft Schaller-Kyncl/Petersen, ihr sei „ein großer Wurf gelungen“. Gut 20 Millionen Euro hat sich der Landkreis Neu-Ulm, die erste „Bildungsregion in Bayern“, die Erweiterung, Generalsanierung und den Umbau der Fachober- und Berufsoberschule kosten lassen. Es ist damit das teuerste Schulbauprojekt in der 42-jährigen Geschichte des heutigen Landkreises Neu-Ulm. 6,4 Millionen Euro steuert der Freistaat Bayern als Zuschuss bei.
Schulleiterin Dr. Maike Tholen schwärmte über das „außergewöhnliche Bauwerk“, das nicht nur optisch überzeuge, sondern auch funktionell und identitätsstiftend sei. Neu-Ulms Bürgermeister Gerhard Hölzl sprach von einem „prägenden Gebäude für unsere junge Stadt“ und zog die Lacher auf seine Seite, als er bekannte: „Wenn ich das hier sehe, wäre ich gerne noch einmal Schüler bei Ihnen.“
Ein Adjektiv fiel in den Ansprachen wiederholt: „futuristisch“. Tatsächlich fühlt man sich als Besucher der neuen FOS/BOS Neu-Ulm in die Zukunft versetzt. Der neue, aufgeständerte Baukörper mutet mit seinem lang gestreckten, rautenförmigen, an den Ecken abgerundeten Fensterband wie ein Transrapid an, der elektromagnetisch durch Raum und Zeit schwebt.
Transparenz ist ein Prinzip, das sich durch den gesamten Schulbau zieht. Beim Blick in die Klassen- und Fachräume besticht neben der Helligkeit die technische Ausstattung mit Beschallungsanlage, Projektor, Presenter, Beamer, Laptop und zum Teil Whiteboards. Aber auch die klassische Tafel hat noch nicht ausgedient. Doch nicht nur optisch und atmosphärisch, auch energetisch ist das nun campusartig angeordnete Schulgebäude „zukunftsgerecht“, wie Landrat Geßner sagte. Das Hauptgebäude und der Erweiterungsbau, der eine Hauptnutzfläche von rund 1900 Quadratmeter umfasst, kommen ohne klassische Heizung aus. Sie erfüllen den Passivhausstandard: Dämmung und Körperwärme der Insassen sorgen für angenehme Temperaturen in den Räumen und Fluren.
Die Bauarbeiten gestalteten sich dabei kompliziert und aufwändig. So vergingen vom Ersten Spatenstich am 4. September 2009 bis zur Einweihung am 17. Januar 2014 vier Jahre und vier Monate. Schwierigkeiten mit den alten Dach- und Deckenkonstruktionen und mit dem Bauuntergrund stellten Architekten, Handwerker, Schulfamilie und Landratsamt auf eine Geduldsprobe. Zudem mussten viele Arbeiten bei laufendem Schulbetrieb erledigt werden, was Landrat Geßner Parallelen zu einer „Operation am offenen Herzen“ ziehen ließ.
Die Berufliche Oberschule in Neu-Ulm bietet jetzt mehr als den derzeit 1.144 Schülerinnen und Schülern Platz. Dass die renommierte Bildungseinrichtung in den nächsten Jahren noch mehr Zugkraft entwickeln wird, steht für Landrat Geßner außer Frage. Die FOS/BOS Neu-Ulm verfüge nun mit ihren exzellenten Unterrichtsbedingungen über ein zusätzliches Pfund, mit dem Schulleiterin Dr. Maike Tholen sicher wuchern werde