„In Ulm wird Spitzenforschung gelebt”

23. Juli 2018

In seiner Begrüßung hat Präsident Professor Michael Weber traditionell auf die jüngsten Erfolge der Universität zurückgeblickt – darunter die Einrichtung des Ulmer Standorts des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), in dem Nervenleiden wie ALS erforscht werden, sowie die Bewilligung des Sonderforschungsbereichs/Transregio (SFB) CataLight. Gemeinsam wollen Wissenschaftler aus Ulm und Jena effiziente Materialien für die Solarenergiewandlung entwickeln – ein wichtiges Vorbild ist die natürliche Photosynthese. Die Energiewandlung und -speicherung steht auch im Zentrum einer der beiden Anträge für Exzellenzcluster, die die Universität Ulm mit ihren Partnern im Zuge der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eingereicht hat. Sollten beide Cluster aus den Bereichen Batterieforschung und Quantentechnologie erfolgreich sein, wird sich die Universität Ende 2018 in der Förderlinie „Exzellenzuniversität" bewerben. „Für unsere Bewerbung als Exzellenzuniversität haben wir das Leitmotiv ,crossing borders – Grenzen überwinden’ entwickelt, welches die Stärken der Universität Ulm spiegelt und auf ihr einzigartiges Fächer- und Forschungsprofil zugeschnitten ist", erklärte Weber. Unter dieser Prämisse würden schon jetzt Rahmenbedingungen für internationale Spitzenforschung und exzellente Lehre geschaffen. Damit geht eine rege Bautätigkeit auf dem Campus einher: Kurz vor der Fertigstellung  steht das Zentrum für Quanten- und Biowissenschaften (ZQB), und ab voraussichtlich 2020 werden Medizinstudierende im Trainingshospital „To Train U" lernen. Weitere Forschungsgebäude – unter anderem für das DZNE – sind geplant, und bereits im Dezember rücken Stadt und Universität dank der neuen Straßenbahnlinie 2 noch enger zusammen.

Ehrungen beim Jahrestag
Zur positiven Entwicklung der Uni Ulm maßgeblich beigetragen hat Professor Karl Joachim Ebeling, Universitätspräsident von 2003 bis 2015 und ehemaliger Leiter des Instituts für Optoelektronik. Für seine Verdienste zeichnete ihn sein Nachfolger, Professor Michael Weber, beim Jahrestag mit der Ehrenbürgerwürde aus. „Die Amtszeit von Professor Karl Joachim Ebeling war gekennzeichnet durch einen stetigen Aufwärtstrend und eine fokussierte, strategische Weiterentwicklung der Universität Ulm", so Weber. In 12 Jahren hat der Leibniz-Preisträger Ebeling die Ulmer Alma Mater zur internationalen Forschungsuniversität ausgebaut – belegt durch Drittmitteleinnahmen von über 90 Millionen Euro jährlich sowie hervorragende Platzierungen in Rankings, unter anderem als beste junge Universität unter 50 Jahren Deutschlands. Meilensteine in Ebelings Amtszeit umfassen unter anderem die Förderung der Internationalen Graduiertenschule Molekulare Medizin im Zuge der Exzellenzinitiative sowie neue Sonderforschungsbereiche in der Quantentechnologie, Leukämie- und Traumaforschung sowie in der Mensch-Maschine-Interaktion. Darüber hinaus unterstützte der Physiker, der vor seiner Amtszeit mit Doktoranden das Erfolgsunternehmen ULM Photonics (Vertikallaserdioden) ausgründet hat und der Leitung der Konzernforschung des Chipherstellers Infineon angehörte, Kooperationen mit der Wirtschaft und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Beispielsweise brachte er das Helmholtz Institut-Ulm Elektrochemische Energiespeicherung (HIU) auf den Weg. Zudem stieg die Studierendenzahl während seiner Präsidentschaft erstmals über 10 000. Daran hatte auch die Einrichtung neuer Studiengänge wie Psychologie, Pharmazeutische Biotechnologie sowie englischsprachiger Angebote ihren Anteil. Um die Internationalisierung der Universität voranzutreiben, knüpfte Ebeling Kontakte zu strategischen Partnern – zum Beispiel in Russland, China und Ägypten, allen voran zur German University in Cairo (GUC), bei deren Gründung die Uni Ulm Pate stand.

An vielen strategischen Entscheidungen der Universität war auch Professor Dieter Kurz beteiligt: Von 2003 bis 2017 gehörte der Physiker dem Universitätsrat an und ab 2014 amtierte er als Vorsitzender dieses Aufsichtsgremiums. Dabei prägte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Carl Zeiss AG die Struktur- und Entwicklungsplanung der Universität: „Durch seine strategische Weitsicht und sein unternehmerisches Denken verstand er es in einzigartiger Weise, die Positionierung der Universität Ulm im nationalen und internationalen Wettbewerb zu stärken", heißt es im Urkundentext über den Honorarprofessor der Uni Ulm. Anlässlich der Verleihung der Ehrensenatorwürde an Professor Kurz hielt sein Nachfolger, der aktuelle Vorsitzende des Universitätsrats, Dr. Klaus Dieterich, die Laudatio.

Ihre wissenschaftliche Karriere noch größtenteils vor sich haben acht Promotionspreisträger und -trägerinnen: Vom neuen Vorsitzenden der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Ulm, Manfred Oster, wurde die Leistung der jungen Forschenden mit Urkunden und 1500 Euro gewürdigt. Ihre Arbeiten befassen sich unter anderem mit  der Alzheimer-Frühdiagnostik, neuen Medikamententrägern für die Leukämiebehandlung oder „Erinnerungshügeln" im autobiographischen Gedächtnis. Promotionspreisträger Dr. Adrian Spener vom Institut für Angewandte Analysis stellte seine Doktorarbeit über Aspekte des elastischen Flusses exemplarisch beim Jahrestag vor. 

Festvortrag über Spitzenforschung
Mit ihrer Forschung in den Bereichen Energie, Mobilität, Gesundheit und neue Technologien trägt die Universität Ulm zur Lösung der großen globalen Herausforderungen bei. Dabei profitiert die Universität nicht nur von ihrer Lage inmitten der Wissenschaftsstadt in einer leistungsstarken Region, sondern auch von Verbindungen zur Helmholtz-Gemeinschaft, die durch den neuen DZNE-Standort und das Helmholtz Institut-Ulm Elektrochemische Energiespeicherung in jüngster Zeit noch enger geworden sind. Beim Jahrestag sprach dann auch Professor Otmar D. Wiestler, seit 2015 Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren, über den Beitrag der Spitzenforschung zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen. Dabei nannte er insbesondere den Klimawandel, Volkskrankheiten und die digitale Transformation. „Spitzenforschung baut in hohem Maße auf Interdisziplinarität und Kooperation der besten Köpfe. In Ulm leben dies Universität und Helmholtz in ganz besonderer Weise. Einrichtungen wie das DZNE und das Helmholtz-Institut Ulm zeigen eindrücklich, wie beide Seiten davon profitieren. Gemeinsame Spitzenforschung an diesem Standort wird zur Lösung wichtiger Fragen beitragen", sagte der Mediziner. „Ich wünsche mir, dass Beispiele wie dieses in Ulm dazu führen, dass wir auch in den kommenden Jahren eine deutliche Verstärkung der institutionellen Kooperation erleben. Vor dem Hintergrund des internationalen Wettbewerbs müssen wir unser Wissenschaftssystem beständig weiterentwickeln. Eine Förderung für Spitzenzentren, regionale, institutionelle Forschungskooperationen und nicht zuletzt nationale Forschungskonsortien auf ausgewählten Forschungsfeldern ist ein eleganter Weg, hier neue Impulse zu setzen", so Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler.

Antrittsvorlesungen am Vormittag
Bereits am Vormittag hatten sich relativ neu berufene Forscherpersönlichkeiten der Universität Ulm bei Antrittsvorlesungen vorgestellt. Professor Matthias Tichy, Leiter des Instituts für Softwaretechnik und Programmiersprachen, referierte über Maßnahmen zur Qualitätssteigerung bei Software – dem mittlerweile wichtigsten Baustein bei der Entwicklung neuer Produkte. In seinem Vortrag stellte der Informatiker organisatorische, konstruktive sowie analytische Möglichkeiten zur Qualitätssteigerung bei der Softwareentwicklung vor – veranschaulicht anhand von Forschungsergebnissen seines Instituts.
Über neuartige, intelligente Therapien von Tumoren des Urogenitaltrakts sprach hingegen Professor Christian Bolenz, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie. Über lange Zeit wurden diese häufigen Tumore ausschließlich mit Chemotherapie behandelt. Doch inzwischen gibt es gerade bei fortgeschrittenen und metastasierten Krebserkrankungen neue Ansätze: Vielversprechend sind molekulare und zielgerichtete Therapien beim Nierenkrebs, die Immuntherapie beim Nieren- und Harnblasenkrebs sowie neue Formen des Hormonentzuges bei Prostatakrebs (moderne endokrine Therapie). Insgesamt ist die Präzisionsmedizin, also eine auf den jeweiligen Tumor abgestimmte Behandlung, auf dem Vormarsch – ganz im Sinne des Vortragstitels „Von der Gießkanne zur Pipette". In diesem Kontext lobte Bolenz die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU), dessen Förderung als Onkologisches Spitzenzentrum durch die Deutsche Krebshilfe kürzlich für weitere vier Jahre verlängert wurde.
Als dritter Vortragender nahm Professor Dierk Niessing, Leiter des neu gegründeten Instituts für Pharmazeutische Biotechnologie, sein Publikum mit auf eine Reise ins Zellinnere. Mittels hochaufgelöster Strukturmethoden will Niessing molekulare Prozesse in Zellen nachvollziehen. Ziele sind beispielsweise ein besseres funktionelles Verständnis von zellulären Transportprozessen und damit verbundener Erkrankungen sowie neue Erkenntnisse für die Medikamentenentwicklung.
Vor ihren Antrittsvorlesungen waren die Professoren vom Dekan ihrer jeweiligen Fakultät eingeführt worden.

„In Ulm wird Spitzenforschung gelebt”

Mit Antrittsvorlesungen, Ehrungen und einem Festvortrag des Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Otmar D. Wiestler, hat die Universität Ulm ihren 51. Jahrestag gefeiert. Zu den Höhepunkten des Festakts zählten die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Universität an den ehemaligen Uni-Präsidenten, Prof. Karl Joachim Ebeling, sowie die Auszeichnung des ehemaligen Vorsitzenden des Universitätsrats, Prof. Dieter Kurz, mit der Ehrensenatorenwürde.

Weiterlesen »
Protagonisten des Jahrestags: 1. Reihe (v.l.): Manfred Oster (Vorsitzender der UUG), Altpräsident und Ehrenbürger der Universität Prof. Karl Joachim Ebeling, Prof. Otmar D. Wiestler (Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft), der ehemalige Vorsitzende des Universitätsrats und Ehrensenator Prof. Dieter Kurz, der amtierende Vorsitzende des Universitätsrats Dr. Klaus Dieterich sowie Universitätspräsident Prof. Michael Weber.
Kategorien
Archive