2021 steht Ulm ganz im Zeichen der Demokratie. Zum 75. Jahrestag der ersten Gemeinderatswahlen nach Krieg und Zerstörung am 26.5.1946 und dessen ersten konstituierenden Sitzung am 6.7.1946 begeht die Stadt Ulm dieses Jubiläum mit einem Themenjahr: „Zuhören. Mitreden. Gestalten. 75 Jahre Demokratie in Ulm“ ist das Motto und bindet vielfältige städtische und nicht-städtische Akteure ein, um den Anlass zu feiern, sich im Erreichten zu vergewissern, und gleichzeitig der Herausforderungen für die Demokratie gewahr zu werden. Zahlreiche Ausstellungen, Vorträge, Kulturprojekte, Aktionstage sowie Bildungsangebote laden über das ganze Jahr verteilt zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema ein. Nicht zuletzt möchte das Jubiläum die Ulmer Stadtgesellschaft aktivieren, im demokratischen Selbstverständnis zuzuhören, mitzureden und mitzugestalten.
Historisch eingeordnet werden die Jahrestage in einer Ausstellung des Stadtarchivs/ Haus der Stadtgeschichte (6.7.-19.9.21), welche die Entwicklung in Ulm von NS-Regime bis in die Nachkriegszeit nachzeichnet. Das Museums Ulm nimmt den Urheber des Satzes „Demokratie ist lustig“, den politischen Künstler Joseph Beuys und dessen Verbindung in den deutschen Süden in einer umfangreichen Ausstellung (sobald wie möglich -6.6.21) unter die Lupe. Den Weg eines partizipativen Ausstellungsprojekts geht das Stadthaus Ulm. Unter dem Titel „Demokratie auslösen: Freiheit!“ sind junge Fotografinnen und Fotografen aufgerufen, ihre Positionen und Ansichten zum Thema Demokratie im Rahmen eines Fotowettbewerbs einzubringen (Ausstellung: 16.9. bis 5.12.2021).
Die Ulmer Denkanstöße (10.3.-13.3. 2021) laden dieses Jahr unter dem provokanten Titel „Demokratie: Zukunfts- oder Auslaufmodell?“ zur philosophischen Auseinandersetzung mit dem Thema ein. Auch die vh-Ulm plant eine umfassende Vortrags- und Veranstaltungsreihe und weitere Bildungsangebote zum Thema Demokratie (9.3.-24.7.2021).
Interaktiv können sich Ulmerinnen und Ulmer unterschiedlichen Alters bei verschiedenen Workshops und Vermittlungsangeboten mit dem Thema Demokratie beschäftigen. Die Stadtbibliothek Ulm macht den Schulen das Angebot, sich mit demokratischer Willensbildung in Zeiten von Social Media auseinanderzusetzen: Fake News, Verschwörungserzählungen und extreme politische Meinungen, die man im Netz trifft, werden hier beleuchtet, und untersucht. In dieselbe Kerbe schlägt das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK) mit Workshops zum Thema Hass-Sprache in Geschichte und Gegenwart sowie mit Vorträgen zu Verschwörungserzählungen (14.2.-28.4.2021) als Gefährdung der Demokratie. Das Stadtarchiv wiederum plant ein kommunalpolitisches Planspiel zur Demokratiebildung von Grundschulkindern. Die explizite Einladung zum Mitgestalten gibt es beim Kunst- und Kreativcamp: Paradise lost – paradise now. Demokratie gemeinsam leben“ (20.7.-23.7.2021) von DZOK und der Kontiki Kulturwerkstatt sowie bei dem Mitmach-Festival „EUER-Festival auf der Wilhelmsburg“ (September 2021) von Jugend Aktiv und dem Fachbereich Bildung und Sport.
Auch der öffentliche Raum wird mit zahlreichen Aktionen bespielt. Auf dem Marktplatz lädt das Museum Ulm bei „Talks unter der Kuppel“ (6.-9.5.2021) ein, zu Fragen über gesellschaftliches Zusammenleben in Europa ins Gespräch zu kommen. Auf Einladung der Kulturabteilung machen die „Initiative offene Gesellschaft“ und der Verein „Diskutier mit mir“ auf ihrer Deutschlandtournee Station in Ulm und schaffen mit einem „hybriden Bürgerforum“ (7.-11.7.2021) einen Pop-Up-Raum für Begegnung, Diskussion, politische Meinungsbildung und Ideenentwicklung: live auf dem Münsterplatz sowie digital.
Ein weiteres Highlight stellt der Aktionstag „Ulm open! Ulm besucht sich“(September 2021) des Künstlerkollektivs Utopia Toolbox und der Kulturabteilung dar. Bei diesem ganz besonderen Tag der offenen Tür öffnen nicht Unternehmen oder Ämter ihre Pforten für Besucher*innen, sondern Bürger*innen der ganzen Stadt. Auf diese Weise rückt Ulm näher zusammen, man lernt sich kennen, und – ganz im Sinne des Mottos des Themenjahres – hört sich zu, redet miteinander und kommt möglicherweise dazu etwas gemeinsam im Stadtteil oder stadtweit zu gestalten.
Im Rahmen der kulturellen Projektförderung der Kulturabteilung der Stadt Ulm werden mehrere Kultur- und Kunstprojekte gefördert, einige davon ebenfalls im öffentlichen Raum. „Menschenrechte betreten“, ein Installations- und Performanceprojekt von Andrea Tiebel-Quast und Heike Sauer nützt den Münsterplatz und das Stadthaus Ulm als Plattformen, um Passantinnen und Passanten zur Beschäftigung mit den Menschrechten einzuladen. Das Teatro International nützt einen Ort der kindlichen Freiheit, den Spielplatz in der Friedrichsau, um mit dem Stück „Ich bin so frei“ (Juli 2021) die Freiheit als Grundwert der Demokratie zu beleuchten. Des Weiteren gefördert wird die Lecture-Performance „Denktagebuch von Hannah Arendt“ von Marianne Hollenstein, das Musikprojekt „Es lebe die Demokratie – durch dich“ von Markus Romes sowie die Filmprojekte „Demokratie, die“ von Kathi Wolf und „Post Democracy“ von Thomas Strobel.