Das Wachstum verlangsamt sich allerdings auch in der Region. Es besteht aber berechtigte Hoffnung, dass sie bis weit ins Jahr 2012 hinein das hohe wirtschaftliche Niveau halten kann. „Wir sind hoch zufrieden mit der Auftragslage“, berichtet IHK-Vizepräsident Thilo Butzbach für die befragten Unternehmen. „Wir können nochmals Steigerungen bei den Aufträgen verzeichnen, gerade in der Industrie. Die Dynamik lässt aber nach.“ Abzulesen ist dies an den Umfrageergebnissen zum Auftragsvolumen: 43 Prozent aller befragten Unternehmen im Landkreis berichten von gestiegenen Volumina in den vergangenen Monaten, zur Frühjahrsumfrage betrug dieser Prozentanteil noch 69.
Im Gegenzug berichten 21 Prozent von gesunkenen Volumina, dies waren zuvor nur 7 Prozent. Der nachlassende Wachstumsimpuls ist sowohl beim Inlands- als auch beim Auslandsgeschäft zu spüren.
„Dies bedeutet jedoch nicht, dass es von nun an bergab gehen wird“, verdeutlicht Hans-Heiner Honold, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm. „Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen geht davon aus, dass sich die Lage auf diesem Niveau stabilisieren wird.“ Derzeit berichten 55 Prozent von einer vollen Kapazitätsauslastung und immerhin noch 31 Prozent von einer befriedigenden. Nur 14 Prozent bezeichnen sie als nicht ausreichend. „Das ist ein recht hoher Auslastungsgrad, der, so die Aussage unserer Firmen, für die nächste Zeit auch aufrechterhalten werden kann“, ergänzt Butzbach. „In der Tat sprechen alle Indikatoren dafür, dass die Konjunktur den Gipfel erreicht hat und sich noch eine Zeitlang auf dem Hochplateau bewegen wird.“
Unverändert Sorge bereiten den Unternehmen die immer weiter steigenden Kosten sowohl für Waren, Personal und Betriebsmittel. „Die hohen Energie- und Rohstoffpreise bezeichnen die Unternehmen als das größte wirtschaftliche Risiko für die weitere Entwicklung ihres Unternehmens“, zitiert Honold aus dem Umfrageergebnis. „Zum Teil erhöhten zwar die Unternehmen auch ihre Verkaufspreise, aber sehr oft bedeuten die höheren Kosten einfach nur einen schlechteren Ertrag. Dadurch schränken sich automatisch die Spielräume für Investitionen ein“, so Honold. Das Transportgewerbe etwa sei mit Investitionen deutlich zurückhaltender als noch vor einem Jahr, so der Unternehmer.
„Zum Glück hat sich dies noch nicht sehr stark auf die Investitionsfreude in anderen Branchen niedergeschlagen“, ergänzt Butzbach. Vier von fünf befragten Industrieunternehmen aus dem Landkreis möchten ihre Investitionen steigern oder zumindest gleich belassen. „Für die Binnennachfrage ist dies ein elementarer Bestandteil und wirkt sich auf andere Branchen wie Bau oder Dienstleister positiv aus“, so Butzbach. Die beiden IHK-Vertreter geben jedoch zu bedenken, dass trotz aller positiven Einstellungen seitens der Wirtschaft es zu konjunkturellen Verwerfungen kommen kann. „Derzeit kann niemand abschätzen, welche Auswirkungen die griechische Schuldenkrise auf die deutsche Wirtschaft und unsere Region haben wird. Ähnliche Turbulenzen wie vor drei Jahren bei der weltweiten Finanz- und Bankenkrise können nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Vieles liegt derzeit bei den politischen Entscheidungsträgern, die Weichen richtig zu stellen und keine allzu große Unsicherheit aufkommen zu lassen.“
Trotz der Unwägbarkeiten auf europäischer Ebene geben sich die Wirtschaftsvertreter zuversichtlich, was ihre Region betrifft. „Wir sind gut aufgestellt, die Struktur passt, die Unternehmen sind wettbewerbsfähig“, sind Butzbach und Honold überzeugt. „Was uns vor Ort immer mehr beschäftigt, ist die Fachkräftefrage. Können wir auch in Zukunft den Bedarf decken? Die große Welle der Verrentungen kommt erst noch. Hier sind alle gesellschaftlichen Akteure gefordert.“ Doch auch in diesem Bereich sehen sie den Landkreis auf einem guten Weg. „Das Problem ist angekommen und viele Maßnahmen werden schon ergriffen.“