Die Wilhelmsburg, das Hauptwerk des Ulmer Festungsgürtels, schmückt seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Kuppe des Ulmer Michelsberges. In den Sommermonaten der Spielzeit zieht es das Theater Ulm alle zwei Jahre hier hinauf und Europas größte Bundesfestung wird zum theatralischen Schauplatz. Bei solchen Gelegenheiten finden mehr als 1500 Zuschauer auf der seit 2011 überdachten Tribüne Platz, um Theater in einer Spielstätte mit ganz besonderer Atmosphäre zu genießen. Für den Theatersommer auf der Wilhelmsburg in der Spielzeit 2014/2015 stehen zwei Premieren auf dem Programm: „Ein Sommernachtstraum“ und die „West Side Story“.
Emotionales Minenfeld: Ein Sommernachtstraum
Die Liebe ist eine ernsthafte und leider sehr selten ansteckende Krankheit. Um einer drohenden Zwangsverheiratung mit Demetrius zu entgehen, verabredet sich Hermia mit ihrem geliebten Lysander nachts im Wald. Natürlich stellt auch Demetrius sich ein, der wiederum von Helena begehrt wird – es lieben sich immer die Falschen. Was die jungen Leute nicht wussten: Die grüne Welt des Waldes ist ein emotionales Minenfeld. Da die Elfenkönigin Titania mit ihrem Gatten Oberon streitet, lässt dieser von seinem Diener Puck eine Art Flächenbombardement mit einem Liebeszauber vornehmen, was zu noch mehr Herzensverwirrung bei den jungen Athenern führt. Und auch eine Gruppe Handwerker, die sich zu einer Open-Air-Theaterprobe im Wald befinden, gehören bald zu den Kollateralschäden. Dass Liebeszauber mehr Schaden als Nutzen anrichten, kann aus dramaturgischer Sicht nicht bestätigt werden. Denn das absurde Wechselbad der Gefühle, das für die Figuren dieser Sommernacht so unangenehm ist, bietet dem Theaterpublikum die Garantie für romantische Empfindungen, tiefgehendes Mitgefühl und beste Unterhaltung.
Musical der großen Gefühle: Die West Side Story
Wenn Julia und Romeo in den Fifties in der New Yorker Bronx gelebt hätten, hießen sie Maria und Tony. Tatsächlich ist es Shakespeares berühmteste Liebesgeschichte, die dem Plot des unangefochtenen Stars unter den Musical-Klassikern zugrunde liegt. Das Bernsteins Ruhm begründende Kult-Musical ist zwar musikalisch unverkennbar in der Musik der 50er-Jahre angesiedelt, doch die kompositorische Raffinesse, der gekonnte Umgang mit dem klassischen Orchester, die virtuosen Tanzszenen und die coole wie ironische, anrührende und sparsame Charakterzeichnung der Protagonisten lassen die „West Side Story“ niemals altern. Ein Musical der großen Gefühle ist es ebenso wie ein erschreckendes Panorama der Gewalt passend also für die große Kulisse der Wilhelmsburg, die ihre perfekte Eignung als Spielort für das großkalibrige Musical bereits mehrfach bewiesen hat.
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