Der IHK-Hauptgeschäftsführer widerspricht damit der Interpretation einer Ausbildungsstudie des Deutschen Gewerk-schaftsbundes (DGB), der zufolge immer weniger Hauptschüler eine duale Ausbildung absolvierten. Richtig sei vielmehr, dass die Zahl der Hauptschüler in den vergangenen 10 Jahren in Baden-Württemberg um rund 38 Prozent zurückgegangen ist. Heute verlassen nur noch 20 Prozent der Schüler eines Jahrgangs in Baden-Württemberg die Schule mit einem Hauptschulabschluss. Deren Chancen seien aber hervorragend, denn viele von ihnen beginnen eine betriebliche Ausbildung. Die Ausbildungschancen für Hauptschüler werden also nicht schlechter, sondern immer besser. Auch der regionale Vergleich unterstreicht dies. So lag die Zahl der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss im Jahr 2011 bei 517, 2012 bei 512, 2013 bei 544 und im Jahr 2014 bei 551 jungen Menschen.
Wie im nationalen Berufsbildungsbericht 2015 vermerkt, gelte auch für Baden-Württemberg und die Region, dass die Zahl der Auszubildenden jedoch weiter rückläufig ist. So blieben mehr als 200 Lehrstellen in der IHK-Region Ulm unbesetzt. Ursache dafür sei auch der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen, vor allem zum Studium. Sälzle appelliert an Politik und Gesellschaft, die Wertigkeit der dualen Ausbildung nicht gering zu schätzen: „Für viele junge Menschen ist eine betriebliche Ausbildung die bessere Alternative zum Studium“. Heute seien die Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten mit einer Berufsausbildung in vielen Fällen genauso gut wie mit einem mittleren Studienabschluss. Häufig sei das jungen Menschen und deren Eltern aber nicht bekannt. Die Politik müsse sich verstärkt für mehr Information und Berufsorientierung einsetzen.
Die IHKs im Land unterstützen die Betriebe bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze und setzen sich bei der Politik für mehr Berufsorientierung ein. So startet auf Initiative der IHKs ab dem Schuljahr 2016/2017 ein neues Unterrichtsfach „Wirtschaft und Berufsorientierung“ mit dem mehr Inhalte aus Wirtschaft und Beruf in den Schulunterricht einfließen sollen. Auch setzen sich die IHKs für einen „Tag der Berufsbildung“ an allen allgemeinbildenden Schulen vor allem an Gymnasien des Landes ein. Mit der Aktion „Ausbildungsbotschafter“, bei der Auszubildende von Unternehmen in Schulen geschickt werden, um dort über ihren Beruf und ihre Ausbildung zu berichten, wurden bisher mehr als 95.000 Schülerinnen und Schüler landesweit zur Berufsorientierung informiert.
Auch die Unternehmen müssten verstärkt daran arbeiten, ihre Ausbildungsangebote attraktiv zu gestalten. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen sei das laut IHK-Hauptgeschäftsführer eine große Herausforderung. Für alle Jugendlichen, die für 2015 noch einen Ausbildungsplatz suchen, bietet die IHK Ulm einen kostenlosen Beratungsservice an. Und für junge Menschen, die sich noch nicht sicher sind, welcher Beruf der richtige ist, wird der IHK-Kompetenzcheck als Entscheidungshilfe angeboten.
Wer den IHK-Beratungsservice nutzen möchte, kann sich bei Christine Rapp unter Tel. 0731 / 173-188 melden, um einen Termin für eine persönliche Beratung abzustimmen.