Die Abkürzung BIM steht für Building Information Modeling und bezeichnet eine innovative Methode, mit der alle Informationen zu einem Bauwerk in einem mehrdimensionalen digitalen Bauwerksmodell zusammengetragen werden.
Wie aber wird BIM zum Praxisprojekt in der Lehre? Zum Beispiel, indem die Stadt Biberach der Hochschule und ihren Studierenden Zugang zu einem Anschauungsobjekt eröffnet, in diesem Fall der Grundschule Mittelberg. Das Gebäude stammt aus den 70iger Jahren und bietet rund 200 Jungen und Mädchen Raum zum Lernen und Spielen. Im Laufe der Jahrzehnte freilich hat die Bausubstanz gelitten, auch könnte die Raumstruktur besser auf die Anforderungen eines modernen Unterrichts angepasst werden, denn die Grundschule unterrichtet nach dem pädagogischen Konzept des Freien Lernens.
Eine entsprechende Anfrage von Professor Gipperich an das Baudezernat Biberach wurde sofort positiv aufgenommen. „Unser Hochbauamt arbeitet aktuell an Planungsgrundlagen für das Projekt. Eine digitale Gebäudeaufnahme nach BIM-Vorgaben ist deshalb eine große Unterstützung", erklärt Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Zum anderen könnten erste Planungsideen mit den Studierenden durchgespielt werden, die für die Planer, aber auch für die Schule ein sehr guter erster Einstieg in den anstehenden Planungsprozess seien.
Hierfür haben die Biberacher Projektmanager wichtige Basisarbeit geleistet und mit einem Laserscanner das gesamte Schulgebäude erfasst. „Digitale Hilfsmittel wie ein Laserscanner vereinfachen die Bauaufnahme", berichtet Carina Traber (24). Das Gerät gehört zur Ausstattung der HBC, die einzelnen Bilder haben sie in viel Fleißarbeit zu einem Modell zusammengefügt. Dafür wurden unzählige sogenannte Punktwolken aufbereitet und auf der Grundlage von vorhandenen Bestandsplänen zu einem Modell zusammengefügt. Dieses Modell ist fünfdimensional – es enthält auch eine Kosten- und Terminplanung – und vor allem: virtuell begehbar. Sascha Mildenberger, der die Studierenden von Professor Dr.-Ing. Christof Gipperich seitens des Hochbauamtes der Stadt Biberach betreut hatte, konnte bereits mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille erleben, welche Ideen die Projektmanager für das Gebäude der Grundschule Mittelberg entwickelt haben.
Mittelpunkt der Entwurfsplanung der Studierenden von Professor Gipperich ist das sogenannte Atrium, das zwei Gebäudeteile der Grundschule miteinander verbindet. Noch ist die Fläche, auf der dieser modern anmutende Raum entstehen soll, ein wenig attraktiver Innenhof. In der virtuellen Darstellung der Studierenden überspannt eine filigrane Holz-Glas-Konstruktionen den Raum, der Platz für vielfältige Nutzungen bieten soll. „Mit dem Atrium haben wir einen echten Mehrwert für die Grundschule geschaffen", sagt Irina Dietrich (24).
Und auch an diesem Punkt war für die Studierenden noch nicht das Projektende erreicht. Im Sinne einer perfekt aufeinander abgestimmten Kette von Planung, Produktion und Montage untersuchten die Studierenden, wie sie die geplante Sanierung mithilfe von BIM optimal realisieren können. Hier sieht Masterstudent Ludwig Schwarz (23) „ein großes Potenzial der Digitalisierung im Bau". Für das Atrium setzten er und seine Kommilitonen Tools ein bzw. entwickelten bestehende Werkzeuge so weiter, dass beispielsweise ein Bauteil aus Holz „per Klick" aus dem digitalen Modell direkt in die Fertigung geschickt und ohne weitere Bearbeitung montiert werden kann. Was einfach klingt, ist eine technische Meisterleistung – und beschreibt die tatsächlichen Möglichkeiten des industriellen Bauens. In der Praxis allerdings sind die notwendigen Programme noch nicht erprobt.
Schon in naher Zukunft wird die Methode auch auf kommunaler Ebene ab einer bestimmten Größe verpflichtend eingesetzt werden. „Die meisten Kommunen sind darauf noch nicht eingestellt", sagt Professor Christof Gipperich und sieht hier eine mehrfache Transferaufgabe für die Hochschule. Zum einen in der auf die Zukunft ausgerichteten Ausbildung der Studierenden, zum anderen in der Durchführung von Pilotprojekten wie das der Grundschule Mittelberg. Und noch einen dritten Ansatz sieht der Experte für Infrastrukturbau: Auf die Erfahrungen der Studierenden könne die HBC selbst aufsetzen, wenn es zum Beispiel um die Weiterentwicklung des eigenen Hochschul-Campus am Standort Stadt gehe. „So wird die HBC zum Wissensturbo und es gelingt uns, den aktuellen Stand in Forschung und Entwicklung abzubilden und voranzutreiben".