Pionierin der Bildhauerei

14. Mai 2020

Sie galt als Gesicht der Weimarer Republik und mit ihrer modischen Kurzhaarfrisur als ein Vorbild für die „neue Frau“: Renée Sintenis, eine Pionierin der Bildhauerei. Ob beim Ausritt im Tiergarten oder am Steuer des eigenen Automobils — im Berlin der 1920er Jahre machte die hochgewachsene und androgyn wirkende Künstlerin großen Eindruck. Das Edwin Scharff Museum Neu-Ulm würdigt die große Künstlerpersönlichkeit in einer Ausstellung bis 16. August.

In ihrem plastischen Schaffen bevorzugte Sintenis das kleine Format. In Kleinplastiken widmete sie sich zunächst dem weiblichen Akt und bald vorwiegend der Tierplastik. Um ihrer Profession zu folgen, bricht sie mit ihrer Familie.

Allmählich findet Renée Sintenis in einer impressionistisch-flackernden Oberflächenbehandlung ihre ganz eigene Formensprache. Vor allem die berührende Ungelenkigkeit junger Tiere und ihre vom Instinkt geleiteten Bewegungen weiß sie überzeugend wiederzugeben. Gefördert von der Galerie Alfred Flechtheim, deren „Paradekünstlerin“ sie bald ist, werden ihre Werke zum beliebten Sammelobjekt im In- und Ausland und verschaffen ihr rasch Renommee.

Doch auch die kraftvolle Vorwärtsdynamik eines Polospielers oder die gespannte Konzentration der populären Boxkämpfer weiß die Bildhauerin zu veranschaulichen. Ihre pointierten, packenden Sportlerdarstellungen sind damit zugleich ein ausdrucksstarkes Zeugnis der Sportbegeisterung der Zeit. Eindringliche Selbstbildnisse und die charaktervollen Bildnisse von Freunden, zu denen der Dichter Joachim Ringelnatz zählt, befördern zusätzlich das Interesse an ihrem künstlerischen Werk. Mit der Plastik der „Daphne“ schafft die Künstlerin zudem eine der eindrucksvollsten mythologischen Verkörperungen der Zeit.

Nach einschneidenden Jahren der inneren Emigration wird Renée Sintenis schließlich in den 1950er Jahren mit ihrer Skulptur des Berliner Bären zur Botschafterin der von ihr so geliebten Stadt. Bis heute ist diese Schöpfung als Trophäe der Berliner Filmfestspiele heißbegehrt und weltbekannt.

Mit über 80 Werken gibt die Ausstellung im Edwin Scharff Museum bis 16. August einen umfassenden Überblick über das bildhauerische Werk der Künstlerin. Geöffnet ist das Museum donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Für Besucher/innen besteht eine Maskenpflicht.

Pionierin der Bildhauerei

Sie galt als Gesicht der Weimarer Republik und mit ihrer modischen Kurzhaarfrisur als ein Vorbild für die „neue Frau“: Renée Sintenis, eine Pionierin der Bildhauerei. Ob

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Renée Sintenis mit dem Modell "Großer springender Bock", 1927, Foto: ullstein bild/Hans Robertson © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
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