Zahnmedizinstudierende untersuchen ukrainische Kinder

28. Juli 2022

Zahncheck bei rund 50 ukrainischen Kindern: Studierende der Universität Ulm haben zusammen mit der Zahnklinik kostenlose Vorsorgeuntersuchungen in der Gemeinschafts-Unterkunft am Mähringer Weg angeboten. Die Aktion richtete sich eigentlich an 3- bis 14-Jährige. Allerdings baten auch erwachsene Bewohnerinnen und Bewohner verschiedener Nationalitäten um eine Kontrolluntersuchung. Bei Bedarf werden die Patientinnen und Patienten in der Universitätsklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie behandelt.

Gleich zu Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine, als die ersten Geflüchteten in Ulm ankamen, beschlossen Will Qian und seine Kommilitonin Veronika Tacheva zu helfen. Zunächst engagierten sich die Zahnmedizin-Studierenden bei Menschlichkeit Ulm e.V. in der Kinderbetreuung. „Dabei ist uns aufgefallen, dass vergleichsweise viele ukrainische Kinder in der Gruppe Karies hatten. Wir haben sogar von einem geflüchteten Mädchen mit einer dicken Backe gehört, was auf eine Entzündung hindeuten kann“, sagt Will Qian. Die beiden Studierenden wollten aktiv werden und berieten sich mit weiteren Mitgliedern der Fachschaft Zahnmedizin. Schnell entstand die Idee eines Untersuchungs-Angebots in einer Geflüchteten-Unterkunft. Doch obwohl Studierende im klinischen Abschnitt bereits Patienten behandeln, sollten bei solchen Aktionen approbierte Zahnärztinnen und -ärzte vor Ort sein. Engagierte Unterstützerinnen und Unterstützer fanden sich in der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums – darunter war auch eine Kinderzahnärztin. „Wir sind dem Ärztlichen Direktor der Klinik, Professor Haller, sehr dankbar, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aktion mit uns planen und umsetzen durften. Eine Zahnärztin mit russischen Wurzeln konnte sogar übersetzen“, so Will Qian, Vorstandmitglied der Fachschaft Zahnmedizin.

Um die Aktion anzukündigen, erstellten die Fachschaftsmitglieder Flyer, die in Zusammenarbeit mit der Unterkunft übersetzt und ausgehängt wurden. Am Donnerstagnachmittag mussten dann noch Zelte sowie Liegen im Hof der Gemeinschafts-Unterkunft aufgebaut werden und die Aktion konnte starten.
Letztlich nutzten viel mehr Familien als gedacht das Untersuchungsangebot: Die Studierenden sowie Zahnärztinnen und -ärzte nahmen rund 50 Kontrolluntersuchungen vor. Wurden dabei Probleme festgestellt, erhielten die jungen Patientinnen und Patienten einen Behandlungstermin in der Zahnklinik.
Außerdem verteilte das Organisationsteam Kinderzahncreme sowie -bürsten von Sponsoren wie Elmex, Curaprox oder Oral B. Mit überdimensionierten Zahnbürsten und Gebissen übten die Kinder im Grundschulalter, angeleitet von den Studierenden, Putztechniken ein.

Die gemeinsame Aktion von Fachschaft und Zahnklinik lockte aber auch ältere Bewohnerinnen oder Geflüchtete anderer Nationalitäten an, die nach Möglichkeit ebenfalls untersucht wurden. Aufgrund des großen Zuspruchs möchte die Fachschaft Zahnmedizin weitere Kontroll-Termine in der Unterkunft im Herbst anbieten.
„Unser großer Dank gilt den Studierenden mit Sprachkenntnisse und den Mitarbeitenden der Zahnklinik. Ohne ihre Hilfe hätte die Fachschaft die Aktion nicht in diesem Ausmaß durchführen können“, betonen Qian und Tacheva. Für die Zukunft wünschen sie sich, dass die Situation der Geflüchteten nicht in Vergessenheit gerät. „Bei Menschlichkeit Ulm e.V. haben sich zu Beginn des Ukraine-Krieges viel mehr Ehrenamtliche engagiert, doch jetzt lässt der Zuspruch nach. Dabei kann jeder und jede beispielsweise in der Kinderbetreuung helfen und einen Beitrag zur Bewältigung der Kriegsfolgen leisten“, so die Zahnmedizin-Studierenden.

Kontrolluntersuchung - Vorsorge bei einer kleinen Patientin. [Bild: Universität Ulm]
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