Es geht um ein Zukunftsthema: In und um Ulm soll eine Teststrecke für autonomes Fahren entstehen. Ein Konsortium mit Uni, Stadt, IHK und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raum (DLR) bewirbt sich bei der Landesregierung um ein „Testfeld für automatisiertes und vernetztes Fahren“. Die Absicht war bekannt, am Freitag ging nun der Antrag ans zuständige Wirtschaftsministerium, das noch vor der Sommerpause eine Entscheidung treffen will. Mit im Rennen sind Karlsruhe und Stuttgart/Ludwigsburg (siehe Infokasten).
Falls Ulm den Zuschlag erhält, soll ein erster Abschnitt des Testfelds bis Frühjahr 2017 stehen, sagte Projektleiter Prof. Klaus Dietmayer vom Uni-Institut für Mess-, Regel und Mikrotechnik. Innerhalb von zwei Jahren sollen autonom fahrende Autos dann von der A 8 über die B 10 bis auf den Altstadtring fahren können und im stets schwierig einzuschätzenden Blaubeurer Kreisel eine besondere Herausforderung vorfinden. Die gesamte Projektdauer beträgt fünf Jahre.
Uni-Präsident Michael Weber bewertet die Erfolgschancen des Konsortiums als „hervorragend“. Das hänge nicht nur mit den guten Ruf von Dietmayers Institut, sondern dem Partner DLR zusammen, der in Braunschweig eine automatisierte Kreuzung betreibt und die gesamte IT-Infrastruktur bereitstellt. Darauf kommt es an, denn die autonomen Autos brauchen auch vernetzte Impulse von den Ampeln, deren Farben sie nicht erkennen können. Daher benötigen sie Funk-Impulse, wie übrigens auch von der Nebelwarnanlage auf der A 8.
Der Ulmer Nebel könnte aus Sicht Webers sogar ein Vorteil für die Bewerbung werden, denn Nebel stelle für die Funksteuerung eine erhebliche Herausforderung dar. Ein solches Test-Umfeld könne man im „sonnigen Baden“ nicht bieten, wo auch der Winter milder sei.
Otto Sälzle von der IHK nannte einen weiteren Faktor pro Ulm: die Zusammenballung von Car-IT – mit Audi, BMW und Conti. Nokia ist als Mobilfunkausrüster dabei. Daimler ist Partner im A-Drive-Center.
Für OB Gunter Czisch wäre das Testfeld eine „wunderschöne“ Ergänzung der Wissenschaftsstadt, mit dem Transfer von Know-how: „Wir können daraus für die Stadt von morgen noch viel lernen“. Zum Paket gehören auch zentimetergenaue Karten, die Navigation in einer neuen Qualität ermöglichen. Dies könnte aus Sicht Dietmayers dazu führen, dass auch kommunale Kehrmaschinen oder Müllautos autonom unterwegs sind. Im Testfeld, das allen interessierten Firmen offensteht, muss jedoch noch ein Fahrer hinterm Steuern sitzen. Täglich dürfte maximal ein halbes Dutzend Fahrzeuge auf der Straße sein. (Text: Frank König/SWP)
Das Testfeld erhält auch dadurch einen besonderen Charme, dass die zahlreichen Baustellen in der City – wie für die Straßenbahn und Tiefgarage Hauptbahnhof – in die Navigation eingepflegt werden müssen, mit allen laufenden Veränderungen und womöglich bis hin zu plötzlich auftretenden Staus und Unfällen.
Das Konsortium verfügt über ein Budget von neun Millionen Euro, darin sind allerdings die unverzichtbaren Landesfördermittel in Höhe von 2,5 Millionen einkalkuliert.
Gute Chancen für Testfeld autonomes Fahren
Die Uni Ulm rechnet sich gute Chancen aus, mit ihren Partnern Stadt Ulm und IHK Ulm den Zuschlag für ein Testfeld für autonomes und vernetztes Fahren zu bekommen.