Mitreißende Musik auf Weltniveau

23. August 2018

Beim DIADEMUS-Festival in Roggenburg dreht sich von 26. August bis 2. September unter dem Motto „Plagiat, Kopie, Parodie – gestohlen?“ alles um das Thema Diebstahl in der (Alten) Musik. Denn Urheberrechtsverletzung galt in früheren Jahrhunderten, lange vor der Erfindung der Gema, bestenfalls als Kavaliersdelikt. „Der Komponist steht noch nicht lange über der Musik“, erklärt Benno Schachtner, der Intendant, „bis zur Frühklassik stand der Interpret im Vordergrund“. Beim Festival will Schachtner zeigen, wie frei einst mit Musik umgegangen wurde. Und wie viel Spaß das manchmal bedeutet.
  Im dritten Festivaljahr startet Diademus erstmals mit einem Open-Air-Konzert: Im Innenhof des Klosters erklingt dann unter anderem Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (Sonntag, 26. August, 16 Uhr). Der 1725 veröffentlichte Violinkonzert-Zyklus ist eines der bekanntesten musikalischen Werke des Barock – allerdings nicht so, wie er in Roggenburg zu hören sein wird. Denn dort erwartet das Publikum eine Bearbeitung von Nicolas Chédeville für Blockflöte, Drehleier und andere Instrumente, dargeboten von dem Südafrikaner Stefan Temmingh, der Kanadierin Tobie Miller und weiteren Instrumentalisten.
Das Thema setzt sich fort bei „Nachtaktiv“ (Freitag, 31. August, 19 Uhr), das 2018 nur aus zwei, dafür umfangreicheren Programmpunkten bestehen wird. Dann wirkt auch ein guter Bekannter mit: Kay Metzger. Der neue Intendant am Theater Ulm ist so etwas wie der Entdecker Schachtners. Er verschaffte dem Countertenor 2010 in Detmold sein erstes Opernengagement. In Roggenburg rezitiert Metzger im Chorraum aus Fjodor Dostojewskis „Der Großinquisitor“, dazu improvisiert der Musiker Sebastian Bartmann, ausgehend von einem barocken Stück, auf Truhenorgel, Cembalo und Synthesizer. An diesem Abend, so der Festivalorganisator, reise man musikalisch durch alle musikalischen Epochen. Den zweiten Teil von „Nachtaktiv“ im Refektorium bestreiten die Renaissance-Truppe Capella de la Torre, Katharina Bäuml (Schalmei) und Margaret Hunter (Sopran) unter der Überschrift „Moment mal, das kenne ich doch?!“ – ein Streifzug durch die Intertextualität in der Alten Musik.
Diese, so Schachtner, dürfe man nicht dogmatisch betrachten. Es seien gerade der freie Umgang und die neuen Arrangements, die die Musik lebendig machten. Oder einfach gesagt: die Emotion, die damals so wichtig gewesen sei wie heute. Schachtner: „Ich bin jemand, der gerne provoziert und an die Grenzen geht.“ Sicht- und hörbar wird dies beim Abschlusskonzert (Sonntag, 2. September, 16 Uhr), das der Festivalintendant selbst leiten wird. Unter dem Motto „Pasticcio“ stellt der 33-Jährige ein Oratorium zusammen – die Bestandteile, weltlich wie kirchlich, stammen von Komponisten wie Bach, Händel oder Telemann. Es soll aber kein „Best of“ der Alten Musik werden, sondern eine echte Handlung haben und von der Seele erzählen, die mit Gott vereint sein möchte. Den instrumentalen Teil gestaltet das Händelfestspielorchester aus Halle, singen wird ein von Schachtner zusammengestelltes zehnköpfiges Diademus-Vokalensemble, dessen Mitglieder dann auch die Solopassagen übernehmen. Mit allen Sängern verbinde ihn eine persönliche Geschichte. „Ich suche nach einem neuen Chorklang“, so der musikalische Leiter, „und ich bin mir sicher, dass wir ihn finden“. (Text: Neu-Ulmer Zeitung)
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Mitreißende Musik auf Weltniveau

Am 26. August startet DIADEMUS in die diesjährige Festivalsaison. 4 Veranstaltungen mit 5 Konzerten verteilt auf 8 Tage werden auch in diesem Jahr wieder hunderte von Besuchern nach Roggenburg locken und verzaubern. Vor der imposanten Kulisse der historischen Klosteranlage Roggenburg ist mitreißende Musik auf Weltniveau zu erleben.

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Capella de la Torre zählt zu den weltweit führenden Ensembles für Bläsermusik der frühen Neuzeit - am 31. August sind die Musiker bei "Nachtaktiv" im Kloster Roggenburg zu Gast.
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