Die regionale Wirtschaft präsentiert sich zu Jahresbeginn in guter Verfassung. Entgegen mancher Prognosen sind die Auftragsbücher der Betriebe weiterhin voll und die Stimmung gut. Der IHK-Konjunkturklimaindex, ein gemeinsames Maß für die Lageurteile und die Erwartungen, legt gegenüber Herbst um drei Punkte zu und steht nun bei 138 Zählern. Damit ist die Wirtschaft der IHK-Region Ulm besser durch den Winter gekommen als erwartet. „Die regionale Konjunktur erweist sich weiterhin als sehr robust. Von einem Abschwung oder gar einer Krise kann derzeit keine Rede sein. Allenfalls von einer etwas langsameren Gangart auf hohem Niveau“, fasst IHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell die Ergebnisse zusammen.
Vor allem die Geschäftslage bleibt überaus positiv und konnte in den letzten vier Monaten sogar noch etwas zulegen. Fast sieben von zehn Unternehmen berichten von gut laufenden Geschäften. Ein weiteres Viertel vermeldet zumindest eine befriedigende Situation. Zudem zieht die Ertragslage merklich an. Rund 60 Prozent der Unternehmen sind nun mit dieser zufrieden.
Dennoch: Die zahlreichen Handelskonflikte, das Brexit-Chaos und andere wirtschaftspolitische Turbulenzen hinterlassen durchaus gewisse Spuren. Dies zeigt sich in einer zunehmenden Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Nachfrageentwicklung – gerade aus dem Ausland. Aktuell ist zudem eine nachlassende Dynamik bei den Aufträgen auszumachen. Das Niveau bleibt allerdings ausgesprochen hoch. Letztlich blickt das Gros der Unternehmen auch zuversichtlich ins Jahr 2019. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet eine Verbesserung. Rund 60 Prozent rechnen zumindest mit einem gleich bleibenden Geschäftsverlauf.
Hauptanlass für diese Zuversicht der Unternehmen ist die solide Binnenwirtschaft. Beschäftigungs- und Einkommenszuwächse stützen den privaten Konsum. Und die Perspektiven bleiben gut. Denn mit einer Januar-Arbeitslosenquote von 2,5 Prozent bewegt sich der regionale Arbeitsmarkt weiter auf Vollbeschäftigungsniveau. Zeitgleich wurden der Arbeitsagentur über 5.600 sozialversicherungspflichtige offene Stellen gemeldet. Hinzu kommt, dass fast drei von zehn Betrieben auch in den kommenden Monaten Personalaufbau planen. Weitere 60 Prozent wollen zumindest ihren hohen Beschäftigtenstand halten. Die Kehrseite dieses anhaltenden Arbeitsmarktbooms ist ein Mangel an Fachkräften. Hierin wird derzeit das Risiko Nr. 1 für die weitere Entwicklung des eigenen Unternehmens gesehen.
Weitere Impulse erhält die Binnenwirtschaft von der investiven Seite. Hier machen sich auch die anhaltend niedrigen Zinsen bemerkbar. Drei von zehn Betrieben wollen in den kommenden zwölf Monaten verstärkt investieren. Knapp die Hälfte plant gleichbleibende Ausgaben. Als Investitionsmotiv werden dabei weiterhin von jedem dritten Unternehmen Kapazitätserweiterungen genannt.
„Auch wenn die regionalen Konjunkturdaten insgesamt erfreulich ausfallen, so machen sie doch eines deutlich: Wachstum ist kein Selbstläufer. Handelsbarrieren schaffen schnell Unsicherheit und stellen eine Gefahr für Wachstum dar. Daher sollte die Politik freien Handel ermöglichen. Zudem muss endlich entschlossen an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts gearbeitet werden. Denn durch einen zu langsamen Breitband- und Stromnetzausbau drohen wir ins Hintertreffen zu geraten“, sagt Dr. Roell.
Industrie: Lage top, Aussichten verhaltener
Die regionale Industrie ist mit Schwung in das neue Jahr gestartet. Die Kapazitäten sind zu über 90 Prozent ausgelastet und verzeichnen einen historischen Höchststand. Damit einher geht ein dickes Plus bei den Umsätzen und Erträgen. Sieben von zehn Unternehmen vermelden gut laufende Geschäfte. Lediglich zwei Prozent der Betriebe geht es schlecht. Damit hält die Industriekonjunktur ihren Kurs vom Herbst. Die Perspektiven trüben sich allerdings ein. Gegenwärtig fehlt es sowohl im Inlands- als auch im Auslandsgeschäft an kräftigen zusätzlichen Impulsen. Zudem machen sich das verlangsamte Wachstum wichtiger Auslandsmärkte, das rauere handelspolitische Klima und der Brexit-Poker bemerkbar. Die Verunsicherung nimmt zu. Investitions- und Personalpläne fallen daher auch verhaltener aus.
Mit Blick auf die einzelnen Industriesegmente schneiden vor allem die Investitionsgüterproduzenten gut ab. Bei vier von fünf Unternehmen laufen die Geschäfte rund. Keinem der Unternehmen dieser Teilbranche geht es schlecht. Damit knüpfen sie nahtlos an das hohe Vorjahresniveau an. Und auch die Lage bei den Konsumgüterproduzenten bleibt weiterhin zufriedenstellend. Die Vorleistungsgüterproduzenten müssen hingegen Abstriche machen, wenngleich das erreichte Niveau noch immer hoch ist. Bei den Geschäftserwartungen zieht sich das verhaltenere Bild durch nahezu alle Industriebereiche. Lediglich die Konsumgüterindustrie kann an Optimismus hinzugewinnen.
Großhandel in guter Verfassung, Einzelhandel uneinheitlich
Der Großhandel ist zu Jahresbeginn in guter Verfassung. Die Lageurteile haben zwar etwas nachgelassen, verharren aber weiter auf beachtlichem Niveau. Zudem sehen die Großhändler zuversichtlich in die Zukunft. Dies zeigt sich auch in einer ausgeprägten Investitionsbereitschaft. Besonders gut steht es derzeit um den produktionsverbindenden Großhandel. Dieser profitiert von der konjunkturellen Lage bei seinen Geschäftskunden aus Industrie, Bau und Dienstleistungen. Aber auch beim konsumnahen Großhandel stellt sich die Situation zufriedenstellend dar.
Der Einzelhandel startet hingegen nicht so schwungvoll ins neue Jahr. Zwar überwiegen auch hier knapp die guten Lageurteile. Das große Geschäft blieb jedoch aus. Vor allem Anbieter von Saisonware (z.B. Mode, Schuhe, Sport) bekommen den Druck aus dem Internet zu spüren. Auch machen sich Konsumverlagerungen in andere Bereiche bemerkbar. Hinzu kommen regionale Unterschiede. So fallen die Werte der baustellengeplagten Ulmer Händler negativer aus. Mit Blick auf die kommenden Monate rechnet der Einzelhandel nicht mit großen Zuwächsen. Vielmehr wird ein Fortschreiten auf dem gegenwärtigen Niveau gesehen.
Dienstleistungskonjunktur ungebrochen
Die Dienstleisterkonjunktur brummt weiter. Umsätze und Erträge ziehen noch einmal deutlich an. Über 70 Prozent der Serviceunternehmen verkünden nun gut laufende Geschäfte. Damit setzt die Branche ihren Höhenflug nahezu unbeirrt fort. Von Abschwungsstimmung keine Spur. Im Gegenteil: Eine stabile Nachfragetendenz beflügelt die Geschäftserwartungen und veranlasst die Dienstleistungsunternehmen, ihre Investitions- sowie Beschäftigungspläne weiter zu erhöhen.
Innerhalb der Servicesparten ist es um die unternehmensnahen Dienstleister und das Verkehrsgewerbe besonders gut bestellt. Bei beiden erreichen die Lageurteile nach wie vor beachtliche Höhen. Im Verkehrsgewerbe sind die Beförderungskapazitäten dabei zu über 90 Prozent ausgeschöpft. Zusätzliche Fachkräfte lassen sich aber immer schwieriger gewinnen.
Etwas aufwärts geht es beim Hotel- und Gaststättengewerbe. Die Zufriedenheit wächst, wenn auch von einer deutlich geringeren Basis als in den Top-Servicesparten. Im Kreditgewerbe überwiegen nach wie vor befriedigende Lageurteile. Zwar läuft das Kreditgeschäft ordentlich. Niedrigzinsen und Regulatorik machen aber zu schaffen.