In Krisenzeiten ist Kreativität gefragt. Um das kreative und unternehmerische Potential der Studierenden auch in Zeiten von Kontakt- und Ausgangssperren nutzen zu können, setzt die gemeinsame Gründergarage der Hochschule Biberach, der Technischen Hochschule Ulm und der Universität Ulm zum Sommersemester verstärkt auf den Einsatz digitaler Werkzeuge. Das Ziel: die komplette Umstellung auf den Online-Betrieb.
Die Founder´s Garage oder Gründergarage ist ein hochschulübergreifendes Lehrformat, das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg im Rahmen des Verbundprojektes „Accelerate!SÜD“ gefördert wird. Unterstützt wird die gemeinsame Lehrveranstaltung zur Existenzgründung zudem von der Industrie- und Handelskammer (IHK). „Die Studierenden sollen dabei lernen, eigene Ideen in einem methodisch unterstützten Prozess zu einem geprüften Geschäftsmodell auszuarbeiten. Dabei geht es um kreatives Denken und unternehmerisches Handeln, um ökonomisches Wissen und strategisches Planen“, erklärt Dr. Cornelia Gretz. Die Gastprofessorin für Entrepreneurship leitet die Gründerinitiative an der Hochschule Biberach und ist mit ihrem Team federführend verantwortlich für das hochschulübergreifende Verbundprojekt zur Existenzgründung.
In der Gründergarage der drei Hochschulen, die bereits seit dem Wintersemester 2019/2020 läuft, sollen die Studierenden außerdem lernen, mit digitalen Kommunikations- und Kreativitätswerkzeugen zu arbeiten, wie sie in vielen Unternehmen bereits geläufig sind. Konkret geht es beim Einsatz dieser Tools nicht nur darum zu kommunizieren und sich auszutauschen. „Digitale Hilfsmittel helfen auch dabei, Daten zu teilen und zu nutzen sowie kreative Prozesse zu moderieren wie beim digitalen Brainstorming. Wir geben damit den Studierenden Raum für ihre Ideen“, so Dr. Dana Schultchen, Projektkoordinatorin der Founder´s Garage an der Universität Ulm. „Ursprünglich sollte im Sommersemester das Thema `Stadtklima´ im Mittelpunkt stehen, doch aufgrund der aktuellen Lage können Studierende natürlich auch Projekte mit Bezug zu Corona einbringen und bearbeiten“, erläutert Eva Treu, operative Projektleiterin an der Hochschule Biberach. Ob zur Prävention, zum Schutz von Risikogruppen oder zur medizinischen Versorgung: gute unternehmerische Ideen sind hier sehr willkommen.
Alle Präsenzveranstaltungen der Founder´s Garage beziehungsweise der Gründergarage – wie das Format an der Hochschule Biberach (HBC) und der Technischen Hochschule Ulm (THU) heißt – sollen in Zukunft in digitaler Form angeboten werden. Dazu gehört beispielsweise das Boot Camp. Dort werden unternehmerische Ideen entwickelt und auf Kundenbedürfnisse geprüft und gefiltert. Im sogenannten Thrill Camp geht es dann darum, die Grundidee methodisch aufzubereiten, um daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln. „Uns ist es wichtig, dass das Geschäftsmodell auch auf seine Tragfähigkeit getestet wird, deshalb unterstützen wir unsere Studierenden im Thrill Camp speziell bei der Entwicklung eines Prototyps,“ ergänzt Boris Kilvinger, Gründungskoordinator an der THU. Im Pitchtraining üben die studentischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann, wie man Geschäftsmodelle und Prototypen in einem Kurzvortrag wirkungsvoll vorstellt. Und auch die finale Präsentation des Pitches soll über ein digitales Format realisiert werden. Dabei stellen die Nachwuchsgründerinnen und -gründer in einer fünfminütigen Präsentation ihre Geschäftsidee einer Jury aus Wirtschaftsexperten vor. Abgerundet wird das Online-Angebot durch zusätzlich vertiefende Webinar-Inhalte rund um die Themen Businessplanerstellung oder Geschäftsmodellpräsentation.
Ob der Plan aufgehen wird? „Wir sind ein hochmotiviertes Team mit viel Erfahrung in der Hochschullehre, das interdisziplinär und hochschulübergreifend arbeitet“, sagt Dr. Andrea Wirmer, die an der Universität Ulm in einem Pilotprojekt bereits das Modul Online Tool Development entwickelt hat, das zur Basis der Founder´s Garage wurde. Die Verantwortlichen an den drei Hochschulen sind jedenfalls zuversichtlich, dass der Schritt vom Präsenz- in den Online-Betrieb in den nächsten Wochen gestemmt werden kann. „Zur unternehmerischen Grundhaltung gehört es, schnell zu reagieren und agil zu sein. Man muss gut mit Ungewissheit zurechtkommen und einfach mal machen“, sind sich die Garagengründer an den Hochschulen in Ulm und Biberach einig. In Corona-Zeiten können kreative Lösungen und unternehmerisches Denken nur hilfreich sein.