„Energie neu denken“: Unter diesem Motto stand der 2. Innovationskongress Ulm/Neu-Ulm am 6. Mai 2021. Die Technische Hochschule Ulm, die Innovationsregion Ulm und das Verbundprojekt InnoSÜD haben den Innovationskongress 2019 als Forum ins Leben gerufen, in dem sich Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus der Region über Zukunftsthemen austauschen können. Coronabedingt fand der Kongress mit gut 350 angemeldeten Teilnehmenden, fünf Keynote- und zehn Fachvorträgen digital statt.
„Die Frage, wie der Klimawandel und seine Folgen noch gebremst werden können, wird sich vor allem an technologischen Lösungen entscheiden,“ erklärte Prof. Dr. Marianne von Schwerin, Prorektorin für Forschung und internationale Angelegenheiten der Technischen Hochschule Ulm und wissenschaftliche Leiterin der Konferenz.
„Energie, Wärme und Mobilität sind wesentliche Faktoren für den derzeitigen CO2-Ausstoß,“ so die Konferenzleiterin im Vorfeld der Veranstaltung. „Mit dem Innovationskongress, mit der anwendungsorientierten Forschung an der Technischen Hochschule und in Kooperationen mit der Industrie und im InnoSÜD-Verbund zeigen wir, mit welchen Technologien der nötige Wandel gelingen kann und welche technischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sie zur erfolgreichen Umsetzung brauchen.“
Zukunftsperspektiven für die Energiewende – und unbequeme Fragen für die Gesellschaft
Begrüßt wurden die Teilnehmenden der digitalen Konferenz vom Oberbürgermeister der Stadt Ulm Gunter Czisch, Vorstandsmitglied der Innovationsregion Ulm und Beiratsmitglied im InnoSÜD-Verbund. Eine Reihe von Keynote-Vorträgen entwickelten anschließend Zukunftsvisionen für die Energiewende:
Prof. Dr. Michael Kühl von der Universität Ulm und den Scientists for Future führte aus, welche Faktoren die Menschheit davon abhalten, dem Klimawandel effektiv zu begegnen, und wie die Wissenschaft durch den Transfer faktenbasierten Wissens die gesellschaftliche Akzeptanz für den nötigen Wandel und technologische Innovationen steigern kann.
Was der Ausbau der Elektromobilität den Stromnetzen abverlangt und welche Lösungen hier für die Zukunft benötigt werden, stand im Mittelpunkt des Vortrags von Markus Wunsch von der Netze BW GmbH.
Ebenfalls mit Mobilität beschäftigte sich der Vortrag von Prof. Dr. Werner Tillmetz, ehemaliger Leiter des ZSW, der batterieelektrische Antriebe und wasserstoffbasierte Brennstoffzellen-Antriebe als Lösungen für emissionsfreie Mobilität unter die Lupe nahm.
Prof. Dr. Maximilian Fichtner vom Helmholtz Institut Ulm gab einen Überblick darüber, welche Ansätze speziell im Bereich Batteriespeicher in verschiedenen Clusterprojekten in der Region erforscht werden und welche Speichersysteme neben der Lithium-Ionen-Batterie zukunftsweisendes Potenzial aufweisen.
Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff von der Hochschule Biberach schloss den Vormittag schließlich mit einer grundsätzlichen Frage ab: Er betrachtete, welche Wechselwirkungen zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel bestehen und warf die Frage auf, ob effektiver Klimaschutz in einem wachstumsorientierten Wirtschaftssystem überhaupt gelingen kann und ob hierfür disruptive technologische Innovationen alleine ausreichen.
Innovationskongress zeigt innovatives Potenzial der Region
Ein weiterer wichtiger Teil der Konferenz neben den Fachvorträgen: Der Austausch zwischen Expert:innen und Entscheider:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der Region. Mit-Veranstalterin Uschi Knapp, Geschäftsführerin der Innovationsregion, betonte die Bedeutung dieses Austauschs: „Unsere Region ist auch deshalb eine der wirtschaftsstärksten und innovativsten Deutschlands, weil Unternehmen, Hochschulen und weitere regionale Akteure sich vernetzen, um notwendige Innovationen voranzubringen – zum Beispiel in Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Energie und Mobilität. Der Innovationskongress leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“
Dementsprechend kamen die insgesamt fünf Keynotes und zehn Fachvorträge aus der Forschung an drei InnoSÜD-Verbundhochschulen – der Technischen Hochschule Ulm, der Hochschule Biberach und der Universität Ulm – ebenso wie aus anwendungsorientierten Forschungsinstituten und der industriellen Praxis.
In drei Sessions aufgeteilt, widmeten sich die Fachvorträge je einem Teilaspekt des großen Themas Energiewende und zeigten Beispiele für innovative Lösungen. In der ersten Session ging es um Innovationen für neue Speicher-Technologien wie grünen Wasserstoff oder mobile Stromspeicher. Die zweite Session nahm die Stromnetze und die Herausforderungen der Sektorenkopplung in den Blick. Und die dritte Session befasste sich mit Energiesystemen, die Gebäude und Quartiere klimafreundlich mit Strom und Wärme versorgen.
Nach einer coronabedingten zweijährigen Pause soll der Innovationskongress nun wieder jährlich zu einem für die Region relevanten Zukunftsthema fortgesetzt werden. Und, so hoffen die Veranstalterinnen: 2022 wieder mit Gelegenheit zum Austausch in Präsenz. Aber, so Prof. Dr. von Schwerin: „Wir werden überlegen, ob wir Vorteile der digitalen Veranstaltung beibehalten, zum Beispiel in Form einer hybriden Konferenz.“