Rückblick: Das war das Ulmer Basketball Jahr 2011/2012

12. Juni 2012

Den Auswärtsfluch überwunden! Oktober/November 2011   
Die Vorfreude auf die Ratiopharm Arena kennt keine Grenzen. Der Haken: Vor dem Umzug in die neue Spielstätte sind sieben von neun Pflichtspielen auf gegnerischem Boden zu absolvieren. Doch Ratiopharm Ulm macht die Verfehlungen aus den beiden Vorjahren (insgesamt nur vier Auswärtssiege) vergessen: Fünf Siege streicht das Team von Thorsten Leibenath ein, entscheidet ein dramatisches Derby in Ludwigsburg durch einen Tip-in von Dane Watts und hält auch beim Meister in Bamberg lange mit (59:65). Der Grundstein für eine denkwürdige Saison ist gelegt.

Video: Innovationsregion Ulm wird Sponsor der Ulmer Basketballer 

Adieu, Kuhberghalle! 26. November 2011
Nach 25 Jahren endet am 10. Spieltag die Ära der Kuhberghalle. Ein letztes Mal wird aus einer biederen Turnhalle eine professionelle Sportstätte, aus einem Graukomplex am Kuhberg ein Ort, der ehrfurchtsvoll „Hölle“ genannt wird. Und bei ihrem letzten Basketball-Spiel ist die Kuhberghalle noch lauter, noch ekstatischer als sonst. Der 86:72-Sieg über Hagen ist an diesem Abend fast nebensächlich. Viel bedeutender ist die Geste, mit der Fans, Funktionäre und (ehemalige) Spieler Erinnerungsstücke an den Kuhberg in eine Kiste packen. Die „Hölle“ mag abtreten, nicht aber ihr Spirit. Der soll in der Ratiopharm Arena weiterleben.

Der Beginn einer neuen Ära! 10. Dezember 2011
759 Tage betrug die Bauzeit, aber gewartet wurde viel länger auf die Ratiopharm Arena. Die Sehnsucht der regionalen Basketball-Gemeindenach der neuen sportlichen Heimat entlädt sich am 10. Dezember in vollem Ausmaß: Eine einmalige Inszenierung aus Laser, Feuerwerk sowie Bild- und Tontechnik eröffnet einen denkwürdigen Abend, der in einem ebenso spektakulären Basketball-Fest gipfelt. Oldenburg ist beim Ulmer 101:83-Sieg nur Staffage. Der Abend gehört der verschworenen Einheit aus Team und Anhängern, die den Einzug in das neue Domizil gebührend zelebriert.

Keatons Dolchstoß ins Bayern-Herz 4. Januar 2011
Keaton Nankivil ist kein Entertainer. Am 4. Januar aber bringt er alle aus der Fassung. Um kurz nach 20 Uhr setzt der 23-Jährige zu einem unplanmäßigen letzten Wurf gegen den FC Bayern an: aus über acht Metern, mit vier Sekunden auf der Spieluhr, bei einem 73:75-Rückstand. Und Nankivil trifft – trotz Steffen Hamanns Hand in seinem Gesicht! Während die Bayern im Angesicht der bittersten Saisonpleite in sich zusammensacken, stehen die 6.000 Ulmer Fans Kopf. Nankivils Dreier in letzter Sekunde ist das Paradebeispiel für eine Hauptrunde, in der fast alles klappt.

Drei Sterne und ein MVP 21. Januar 2012
Ein Ulmer Trio beim All-Star Game – das gab es noch nie! In Ludwigsburg sorgen Isaiah Swann, John Bryant und Per Günther für Furore. Während Ersterer mit Dunks und Zuckerpässen glänzt, liefern sich die anderen beiden ein Eins-gegen-Eins in vertauschten Rollen: Per als Brecher in der Zone mit sanftem Hakenwurf, Big John als Dribblekünstler, der seinem Kameraden den Dreier ins Gesicht schießt. „Vorteil Bryant“ sagen die Fans, die den US-Amerikaner zum ersten Ulmer MVP beim All-Star Game wählen.

Ein Viertel für die Geschichtsbücher 25. Februar 2012
Die bundesweite Fan-Gemeinde erwartet ein packendes TV-Gefecht zwischen den Tabellennachbarn aus Ulm (2.) und Quakenbrück (3.). Nach einem Viertel jedoch sind alle Prognosen über den Haufen geworfen: 4:28 steht es – eine Rekordführung! Die Dragons treffen das offene Scheunentor nicht, bei Thorsten Leibenaths Team dagegen flutscht nahezu jeder Ball in den Korb. Wie zu erwarten flaut die Ulmer Offensivwelle im Spielverlauf ab, das Spiel endet mit 73:84. Das Auftaktviertel aber bleibt ein Fall für die Geschichtsbücher.

Das Spiel des Jahres – und eine Bronzemedaille! 24./25. März 2012
Es ist selten, dass eine Glanzleistung, wie sie Ratiopharm Ulm am 24. März abruft, derart viel Resignation nach sich zieht. In einem epischen Pokal-Halbfinale (96:99) verlangt Leibenaths Team Bamberg alles ab, spielt über 40 Minuten auf Augenhöhe mit dem Serienmeister und erzwingt gar eine Verlängerung. Vergebens! Die Quintessenz eines denkwürdigen Top-Four-Turniers ist aber weniger das dramatische Scheitern im Semifinale, als vielmehr die Charakterstärke, die das Team anschließend beweist: Mit einem 85:68-Erfolg über Braunschweig befördert sich Ratiopharm Ulm aus dem Loch der Halbfinal-Tristesse und gewinnt die Bronzemedaille.

Die Besten kommen aus Ulm! April 2012
Schon in den 1990er Jahren erlebte der Ulmer Basketball glorreiche Zeiten, aber einen MVP von der Donau gab es selbst in dieser Erfolgsära nie. Am 16. April wird John Bryant als erstem Ulmer diese Ehre zuteil. Thorsten Leibenath erhält zudem die Auszeichnung zum „Trainer des Jahres“, Isaiah Swann wird gemeinsam mit Bryant in die Erste Fünf der besten BBL-Profis nominiert.

Eine Legende kehrt zurück! 13. Mai 2012
6.581 Punkte für Ulm, fünfbester Scorer der Bundesliga-Geschichte: Jarvis Walkers Name ist fest in den Geschichtsbüchern verankert. Und dass der heute 45-Jährige auch einen Platz in den Herzen der Fans hat – und umgekehrt –, wird spätestens am 13. Mai klar: In einem Gänsehaut-Moment kehrt Walker vor dem Playoff-Spiel gegen Braunschweig an den Ort zurück, wo er über ein Jahrzehnt (1990 bis 2001) das Gesicht des Basketballs war. Die Ulmer Fan-Gemeinde feiert an diesem Abend nicht nur den Halbfinal-Einzug, sondern auch seinen „verlorenen Sohn“.

Die Traumsaison gipfelt in den Finals! Juni 2012
Nach 14 Jahren Abstinenz von Deutschlands größter Basketball-Bühne steht der Ulmer Basketball wieder in den Beko BBL Finals. Der Weg dorthin verläuft sinnbildlich für die ganze Saison: Mit zwei „Sweeps“ über Braunschweig und Würzburg fliegt Ratiopharm geradezu in die Endspiel-Serie. Dass die Mannschaft von Thorsten Leibenath den schier übermächtigen Brose Baskets dort alles abverlangt und trotzdem klar mit 0-3 unterliegt, trübt die Saisonbilanz kaum. Ganz im Gegenteil: Die Vizemeisterschaft ist der Höhepunkt einer unvergleichlichen Saison, die sich so niemand in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte.

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