Zwei konkrete Anfragen von Kliniken sind bereits vor Start der offiziellen Vertriebsaktivitäten eingegangen. „Wir haben mit dem Vertrag so lange gewartet, bis wir wirklich sicherstellen konnten, dass wir auch die personellen Ressourcen sowohl für den Vertrieb als auch für die Betreuung der ePA haben“, erklärt Dr. Peter Kottmann, Vorstand Vertrieb von Wilken Entire. Ende März hatte die HNO-Klinik über das neue Informationssystem erstmals informiert.
Die positive Resonanz auf die erste öffentliche Präsentation bei einem internationalen Kongress in Wiesbaden im vergangenen Jahr war ausgesprochen groß. Zahlreiche Chefärzte deutscher Kliniken reisten nach Ulm, um sich die ePA in der Praxis anzusehen. „Für uns ist dies Anlass, Vermarktung und Betreuung einem Kooperationspartner zu übertragen“, berichtet der Ärztliche Direktor der Klinik, Professor Gerhard Rettinger.
Die neue elektronische Patientenakte (ePA) bildet alle klinischen Prozesse ab. Patientendaten wie Diagnosen, Klinikaufenthalte, verabreichte Medikamente oder bisherige Behandlungen stehen immer – und damit auch im Notfall – jederzeit vollständig zur Verfügung. Hinzu kommen eine Vielzahl an Informationen für den Klinikbetrieb: Belegung der Betten, Verweildauer der Patienten, ihr aktueller Aufenthalt bis hin zu Dienst-, Urlaubs- und OP-Plänen.
Außerdem sind in dem Informationssystem Hilfen für das ärztliche Personal hinterlegt. Dazu zählen Checklisten, Skizzen, Formulare, Textbausteine und Routinevorgänge vom Riech- und Schmecktest bis zur kompletten Allergiediagnostik. Fotos können problemlos integriert werden, bei plastischen Eingriffen zum Beispiel, vorher und danach. Zudem sind Schnittstellen zu anderen Bereichen wie etwa zur Pathologie oder Radiologie sichergestellt. Ultraschall-Aufnahmen werden damit sofort am Bildschirm sichtbar und deutlich schärfer als bei den bislang verwendeten Ausdrucken.
Ursprünglich wollte man in der HNO-Klinik Ulm nur weg von oft unleserlichen handschriftlichen Einträgen in die Krankenakte. Die herkömmlichen kommerziellen Programme waren für den Klinikbetrieb nur bedingt geeignet. Deshalb begann Dr. Siegfried Tewes, promovierter Biophysiker und Klinikinformatiker, vor rund sechs Jahren mit der Eigen-Programmierung. Dr. Konrad Kastl koordinierte die Entwicklung fachlich. Andere Ärzte sowie Pflege- und Verwaltungskräfte brachten Erfahrungen, Anforderungen und Anregungen ein.
"Die elektronische Patientenakte hat uns auf Anhieb durch ihre tiefe Integration in die medizinischen Prozesse überzeugt", resümiert Dr. Peter Kottmann von Wilken Entire. "Dass die Software von Anwendern für Anwender entwickelt worden ist, war sofort erkennbar und ist zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal.“ Nun soll auch die Weiterentwicklung ganz eng an den Anforderungen der klinischen Anwender ausgerichtet werden.