Neues Konzept: Hauptschulen werden Mittelschulen

23. September 2011

Landrat Erich Josef Geßner als rechtlicher Leiter des Staatlichen Schulamts im Landkreis Neu-Ulm und dessen fachlicher Leiter, Erwin Schlecker, überreichten bei einer Feierstunde im Landratsamt die Umwidmungsurkunden an die Rektoren und Bürgermeister der neuen Mittelschulstandorte.

Im angelaufenen Schuljahr 2011/12 haben die Lehrerkollegien nun die Aufgabe, die Mittelschulkonzeption an ihren Schulen im Unterrichtsalltag umzusetzen. Da dies an den einzelnen einstigen Hauptschulen allein kaum vollständig möglich sein wird, kooperieren die elf Häuser in fünf Mittelschulverbünden. Innerhalb dieser Mittelschulverbünde wird ein Mittlerer-Reife-Zug  ebenso angeboten wie die Ganztagsschule und die drei berufsorientierenden Zweige der neuen Mittelschule (Technik, Wirtschaft, Soziales). Darüber hinaus wird eine systematische Zusammenarbeit mit der Berufsschule, der lokalen Wirtschaft und der Arbeitsagentur angestrebt. Die Klassen sollen insgesamt verkleinert, und alle Schüler individuell stärker gefördert werden. Das gesamte Angebotsspektrum wird damit wesentlich vielfältiger als bisher an den Hauptschulen. 

Durch die intensivere Berufsorientierung lernen die Schülerinnen und Schüler Berufsfelder näher kennen und erwerben darin erste Kenntnisse und Fähigkeiten. Betriebserkundungen und Praktika ermöglichen es den Schülern, Kontakte zu den Betrieben zu knüpfen. Der praxisorientierte Ansatz der Mittelschule soll dazu führen, dass die früheren Hauptschüler künftig bessere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben. Die Mehrzahl der Hauptschüler ist nach Ansicht von Landrat Geßner „schon jetzt besser als ihr Ruf“. Durch den Besuch der Mittelschule werde sich ihre Ausbildungsreife „nochmals entscheidend verbessern“.

Mittelfristiges Ziel, so Geßner weiter, müsse es sein, dass kein Mittelschüler nach Abschluss seiner Schullaufbahn auf der Straße stehe. Dazu müssten allerdings auch die Ausbildungsbetriebe mitspielen. Der Landrat bat die Wirtschaft deshalb, die Anstrengungen bei der Weiterentwicklung der Hauptschule anzuerkennen und nicht länger, wie es da und dort in der Vergangenheit der Fall gewesen sei, den vormaligen Hauptschülern „die kalte Schulter zu zeigen“.

Der Start der neuen Mittelschule klappte nach Aussage von Schulamtsdirektor Erwin Schlecker „hervorragend“. Beim so genannten Dialogforum Mittelschule, das im März vorigen Jahres im Landratsamt stattfand, sprachen sich die Bürgermeister und Schulleiter geschlossen für die Einführung der Mittelschule in ihren Kommunen aus. Wie Landrat Geßner betonte, gab es ein solch einmütiges Votum in keinem anderen Landkreis in Bayern. Von den Mittelschulverbünden verspricht sich Schulamtsdirektor Schlecker nicht nur eine Qualitätsverbesserung des Unterrichts, sondern auch zahlreiche Synergieeffekte, wodurch der Schulbetrieb wirtschaftlicher würde.

INFO: Mittelschulverbünde
Im Landkreis Neu-Ulm wird keine der elf bisherigen Hauptschulen geschlossen. Alle bleiben – nun als Mittelschule – erhalten und werden in fünf Mittelschulverbünde eingebunden.

Ø      Zum Schulverbund Mittelschule Iller-Roth gehören: die Mittelschule Buch (124 Schülerinnen und Schüler) und die Erhard-Vöhlin-Mittelschule Illertissen (532).

Ø      Zum Schulverbund Mittelschule Illertal zusammengefasst worden sind: die Rektor-Werner-Ziegler-Mittelschule Senden (310) und die Uli-Wieland-Mittelschule Vöhringen (426).

Ø      Den Mittelschulverbund Weißenhorn-Pfaffenhofen bilden: die Hermann-Köhl-Mittelschule Pfaffenhofen (165) und die Mittelschule Weißenhorn (374).

Ø      Der Mittelschulverbund Neu-Ulm-Stadt umfasst: die Peter-Schöllhorn-Mittelschule Neu-Ulm/Mitte (259) und die Emil-Schmid-Mittelschule Neu-Ulm/Süd (375).

Ø      Dem Donauauen-Mittelschulverbund gehören an: die Mittelschule Elchingen (97), die Karl-Salzmann-Mittelschule Neu-Ulm/Pfuhl (270) und die Anton-Miller-Mittelschule Nersingen-Straß (123).

Die Rektoren und Bürgermeister der elf vormaligen Hauptschul- und jetzigen Mittelschulstandorte im Landkreis Neu-Ulm erhielten bei einer Feierstunde im Landratsamt vom Staatlichen Schulamt die Umwidmungsurkunden. Foto: Jürgen Bigelmayr
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