Gesundheitsstudie erforscht chronische Kindererkrankungen

16. April 2012

„Wir wollen mit dieser Langzeitstudie die Ursachen von chronischen Erkrankungen bei Kindern besser verstehen, Allergien und Übergewicht zum Beispiel, aber auch von Asthma“, sagt Dr. Jon Genuneit, der Leiter des Forschungsvorhabens. Dessen Ziel sei es, über die Ermittlung der Ursachen frühzeitig Möglichkeiten der Krankheitsvorbeugung zu entwickeln. Aus seiner Sicht fraglos der richtige Ansatz: „Denn es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Umweltfaktoren und andere Einflüsse in den von uns untersuchten Phasen Auswirkungen auf das sich entwickelnde Kind haben können, das Stillen etwa, die Zusammensetzung der Muttermilch, bestimmte Lebensgewohnheiten wie die Ernährung oder elterlicher Stress.“

Und diese Faktoren könnten schon frühzeitig die Weichen für die spätere Gesundheit im Kindes- und Erwachsenenalter stellen, das Risiko für chronische Erkrankungen wie Asthma, Allergien oder Übergewicht inklusive. „Eben diese Erkrankungen erfahren derzeit immer noch eine besorgniserregende Zunahme“, so Genuneit. Die neue Untersuchung knüpft an eine im Jahr 2000 begonnene und nach wie vor laufende Langzeitstudie an, mit der ebenfalls Mechanismen chronischer Erkrankungen erforscht werden, allerdings mit anderen Schwerpunkten. Einer der Initiatoren der Säuglingsstudie war seinerzeit Professor Dietrich Rothenbacher. Die Vergleichbarkeit beider Studien ermöglicht Dr. Genuneit zufolge einige zusätzliche hoch interessante Fragestellungen: „Was ist in den zehn Jahren passiert? Was hat sich in der Zwischenzeit verändert?“, zum Beispiel. Unabhängig davon verleihe eine gemeinsame Betrachtung der Ergebnisse beiden Studien eine größere Aussagekraft.

Rund 1200 Neugeborene und ihre Eltern wollen die Wissenschaftler innerhalb eines Jahres in die neue Studie einbeziehen. Zunächst soll die Entwicklung der Kinder in den ersten fünf Lebensjahren beobachtet werden. Aus gutem Grund. „Während Neurodermitis beispielsweise bereits im Säuglingsalter auftritt, kann Asthma oft erst im Vorschulalter verlässlich diagnostiziert werden und Heuschnupfen entwickelt sich häufig erst im Kindesalter, obwohl die Ursachen bis in die vorgeburtliche Zeit zurückreichen können“, erklärt Jon Genuneit.

In die Studie einbezogen werden unter anderem ein erster Fragebogen mit Angaben zur Person, zu Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten, zudem so genannte Biomaterialien wie Blut, Muttermilch, Urin oder Haarproben und später auch Ergebnisse pädiatrischer Vorsorgeuntersuchungen. Natürlich ist die Teilnahme absolut freiwillig. „Die Proben werden ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet und die Ergebnisse werden nur in vollkommen anonymisierter Form veröffentlicht“, versichert der Studienleiter und betont: „Alle Teilnehmenden helfen kommenden Generationen gesund zu leben.“

Info: www.ulmer-forschen.de

Projektleiter Dr. Jon Genuneit (2.v.r.) mit seinem Team (v.l. Tatjana Nikitin, Larissa Thiel, Felix Grabherr, Rebecca Bornemann, Clarissa Ntomchukwu), das in der Frauenklinik erste Daten erheben soll. Foto: Uniklinikum Ulm
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