„Nur verbesserte und vertiefte medizinische wie biologische Kenntnisse der Alterungs-Mechanismen ermöglichen neue Therapie-Ansätze bei alterungsbedingten Erkrankungen und deren Prävention“, sagt Professor Hartmut Geiger als Sprecher des Kollegs, dessen Programm Geiger zufolge so weit wie möglich in die Ausbildung der bereits etablierten und bekanntlich im Rahmen der so genannten Exzellenzinitiative weiter geförderten Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin integriert werden soll. „Ein wichtiger Faktor für die Bewilligung“, ist der Stammzellforscher überzeugt, der 2008 nach fast zehnjähriger Arbeit an renommierten Forschungseinrichtungen in den USA an die Uni Ulm berufen worden war.
Womöglich ein weiterer Aspekt: Das Thema selbst und seine Aktualität. „Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung müssen wir mit einem deutlichen Anstieg alterungsassoziierter Erkrankungen rechnen“, erklärt der Wissenschaftler. Dabei sei gerade dieser Bereich ein relativ neues Forschungsgebiet und ein überaus komplexes dazu. „Hier kann man nicht auf Standardausbildungsprogramme zurückgreifen. Das erfordert vielmehr eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit“, macht Professor Geiger deutlich. Insofern basiert das Kolleg-Konzept auf der Zusammenarbeit „von elf exzellenten Partnern und Arbeitsgruppen“, allesamt übrigens aus der eigenen Fakultät. Und mit durchaus willkommenen Nebeneffekten: „Zum einen stärkt das Kolleg die Alterungsforschung als wichtiges Standbein unserer Universität, zum anderen fungiert es sicher als integratives Element unserer medizinischen Forschung insgesamt.“
Die potenziellen Kollegiaten wiederum könnten einerseits von einer zusätzlichen Ausbildung im Schwerpunktthema Alterung profitieren, durch Vortragsreihen, Vorlesungen und ein spezielles Laborausbildungsprogramm etwa, andererseits von dem breit gefächerten Forschungsgebiet, das ihnen in Ulm angeboten werde: Von der Stammzellalterung über Wundheilung, DNA-Reparatur und Alterung des Immunsystems über die Neurodegeneration bis zur Leukämie. „Mit viel Neuland, was die Forschung betrifft, manchmal mühsam, aber mit ungemein vielfältigen Möglichkeiten“, so Hartmut Geiger, der in dieser Funktion von Professorin Karin Scharffetter-Kochanek als Co-Sprecherin unterstützt wird,
„Damit steht das Graduiertenkolleg für einen translationalen Ansatz, der Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter Alternsforschung verbindet“, hat denn auch die DFG in ihrer Bewilligung festgestellt, verbunden mit der Hoffnung auf neue Therapieansätze oder Präventionsstrategien bei neurodegenerativen Erkrankungen etwa, immunologischen Fehlfunktionen oder Krebs.
Die von der DFG in diesem Zusammenhang ebenfalls betonte und nicht nur aus ihrer Sicht wichtige internationale Komponente ist Geiger zufolge absolut gewährleistet: Durch die vorgesehene Gastprofessur für Professor Gerald de Haan insbesondere vom Europäischen Forschungsinstitut für Alterungsbiologie in Groningen und die Zusammenarbeit mit der renommierten niederländischen Einrichtung. Die Kolleg-Teilnehmer sollen schließlich im kommenden Frühjahr ebenfalls international rekrutiert werden. „Und wenn sie das Programm abgeschlossen haben, sollen sie uns in der Alterungsforschung international wettbewerbsfähig verlassen“, formuliert der Sprecher einen zentralen Anspruch, mit einer Alternative vielleicht: „Oder noch besser bei uns bleiben.“