Weniger „Blutsauger“ nach hartem Winter

11. April 2013

Welchen Einfluss die Wetterlage und etwa die Waldbewirtschaftung auf die Zecken-Population haben, beschreiben Wissenschaftler um Ralf Lauterbach, Dr. Konstans Wells und Dr. Swen Renner im Fachjournal PLoS ONE.
Demnach müssten Naturfreunde nach diesen kalten Monaten weniger Probleme mit den Blutsaugern haben: „Die Wintertemperatur scheint die Zecken-Population zu beeinflussen. Nach dem milden Winter in 2008 stieg der Bestand auffällig“, erklärt Renner. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Verbreitung der Parasiten sei die Anzahl potentieller Wirte wie Kleinsäuger, was aktuell aber nicht untersucht wurde.

Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb haben die Biologen über drei Jahre (2008-2010) das Vorkommen von Holzbock-Nymphen, also Jungtieren nach dem Larvenstadium, erhoben. Über 850 Holzbock-Nymphen sammelten die Forscher. Ihr Fachartikel birgt überraschende Ergebnisse: Vor allem kalte Winter hatten einen negativen Einfluss auf die Zecken-Population. Anders als erwartet, fanden die Forscher vergleichsweise wenige Nymphen in älteren Waldabschnitten. „Normalerweise begünstigen geschlossene Baumkronen — ein typisches Merkmal für ältere Wälder — das Vorkommen von Zecken. Wir haben aber besonders viele Tiere in jungen Arealen gesammelt“, berichtet Swen Renner. Siedeln dort womöglich mehr Wirte? Insgesamt sind wohl Längsschnittstudien nötig, um den tatsächlichen Einfluss der Waldbewirtschaftung auf die Holzbock-Population zu verstehen und von Temperatureffekten zu trennen. Weiterführende Untersuchungen, die das komplexe Zusammenspiel in der Natur berücksichtigen, erscheinen sowohl in Bezug auf den Klimawandel als auch auf die künftige Waldbewirtschaftung wünschenswert. Schon jetzt sind die Ergebnisse der Biologen zum Beispiel für Zecken-Verbreitungskarten wertvoll.

Neben Forschern des Ulmer Instituts für Experimentelle Ökologie waren Experten des Biodiversität- und Klimaforschungszentrums (Frankfurt am Main) an dem Fachartikel beteiligt. Eine wichtige Ideengeberin war die inzwischen verstorbene Ulmer Biologie-Professorin Elisabeth Kalko. Im Zuge des Projekts Biodiversitäts-Exploratorien hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Studie unterstützt.

Weniger „Blutsauger“ nach hartem Winter

Ulmer Biologen untersuchen Zecken-Population – Die Gefahr lauert in Wäldern und Wiesen: Zecken können gefährliche Krankheiten von der Borreliose bis zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Deshalb sollten Jogger, Radsportler und alle, die sich gerne in der Natur aufhalten, in diesen Tagen über eine FSME-Impfung nachdenken.

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Dr. Swen Renner, Wissenschaftler am Ulmer Institut für Experimentelle Ökologie und Gebietsmanager des Biodiversitäts-Exploratoriums Schwäbische Alb. Foto: Uni Ulm
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