So funktioniert „Find My Stuff“ (FiMS): Über eine web-basierte Eingabemaske wird die Suchanfrage gestellt: Wo ist der Schlüssel? „Der Computer antwortet dann mit Sätzen wie ‘In der zweiten Schublade der Kommode’ oder ‘Zwischen Tisch und Sofa’"“, illustriert Steffen Musiol, der den Webauftritt des Teams programmiert hat.
Zuvor muss das gesuchte Objekt allerdings mit einem speziellen Anhänger bzw. Aufkleber versehen werden, einem briefmarkengroßen Chip, der mit zwei verschiedenen Funkmodulen ausgestattet ist, einem sogenannten ZigBee-Sender und einem RFID-Transponder. „Beide Systeme arbeiten mit unterschiedlichen Reichweiten und werden so kombiniert, dass nicht nur in Räumen, sondern auch in bestimmten Möbelstücken gesucht werden kann“, erläutert Jens Nickels, Masterstudent im vierten Fachsemester.
Im Mittelpunkt der Entwicklung stehen sogenannte „Smart Furniture“: in diesem Fall eine mit Funktechnik aufgerüstete Kommode. Kommilitone Pascal Knierim öffnet die unterste Schublade. „Hier sieht man an den Innenseiten die Zigarettenschachtel-großen Antennen und daneben die kleineren ZigBee-Module“, demonstriert der Ulmer Medieninformatik-Student an der umfunktionierten Kommode eines schwedischen Möbelhauses. Die Funkeinrichtung im schlauen Möbelstück steht schließlich über einen gewöhnlichen WiFi-Router mit dem Server in Verbindung.
„Die große Herausforderung für uns bestand in der Hardware-nahen Programmierung“, so die Studenten, die FiMS beim Projektmodul „Ubiquitous Computing“ im Rahmen des Ulmer Masterstudienganges Medieninformatik entwickelt haben. Betreut wurden sie dabei von den Doktoranden Florian Schaub, Bastian Könings und Björn Wiedersheim, allesamt Wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Medieninformatik von Professor Michael Weber. „Auf jeden Betreuer kam ein Student. Das ist schon ein tolles Betreuungsverhältnis“, sind sich die Entwickler einig.
FiMS arbeitet nicht nur energiearm, sondern ist auch einfach zu bedienen. „Dafür muss man kein Technikfreak sein, und noch nicht einmal vor Ort. Denn man kann die Suchanfrage einfach über das Internet stellen“, erklärt das Team. Mittlerweile gab es mehrere Nutzerstudien mit über 100 Testern. Bis zur Marktreife muss allerdings wohl noch einiges an Zeit und Geld investiert werden. „Schön wäre es, wenn ein Möbelkonzern mit unserer Nachrüstung in Serie gehen würde, dann wäre die Technik an sich recht preisgünstig“, schildern die Medieninformatik-Studenten ihre Vision. Die Suchmaschinen-Konstrukteure können sich auch gut vorstellen, dass das ein oder andere Unternehmen aus der Lageristik-Branche an ihrer Erfindung Interesse haben könnte. In der zweiten Septemberwoche werden die Ulmer Medieninformatiker ihr Projekt erst einmal bei einer großen Fachtagung über Ubiquitäres Computing, der „UbiComp `13“ in Zürich, vorstellen. Den Zugang zur Fachwelt haben die Jung-Wissenschaftler mit „Find My Stuff“ also schon gefunden.