Bundesweit erstes Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin

13. November 2013

Viele Fälle von Missbrauch oder Vernachlässigung bei Kindern in Deutschland haben das Thema Kinderschutz ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Misshandlungen werden häufig bei Arztbesuchen, Klinikaufenthalten oder in einer psychiatrischen/ psychotherapeutischen Behandlung aufgedeckt und behandelt. Wie aber können die medizinischen Einrichtungen Betroffenen im Spannungsfeld von Schweigepflicht und Kindeswohlgefährdung helfen? Auf diese Frage sucht das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderte Kompetenzzentrum, das zu Beginn dieses Jahres auf Empfehlung der Medizinstrukturkommission gegründet wurde,  fundierte Antworten.

In der Kindheit werden die Weichen für Gesundheit und Lebensqualität gelegt. Ich bin froh, dass wir mit dem Kompetenzzentrum Kinderschutz unter der Leitung von Prof. Fegert in Baden-Württemberg eine starke Struktur etablieren, die das Fachwissen im Land  systematisch zusammenführt. Neben der Bündelung der Expertise in den Rechtswissenschaften und der Medizin soll den Defiziten in der Ausbildung sowie der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten begegnet werden. Mit diesem engen Netzwerk der Hochschulmedizin betritt Baden-Württemberg in Sachen Kinderschutz Neuland, knüpft aber auch an die überaus erfolgreiche und innovative Arbeit an der Uniklinik Ulm an“, so Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin vernetzt das Wissen verschiedener medizinischer Fachgebiete aus Einrichtungen in Baden-Württemberg. Eine besondere Rolle spielt dabei die Rechtsmedizin, da hier Missbrauch oder Misshandlungen gerichtsfest dokumentiert werden können. Welche medizinischen und rechtlichen Möglichkeiten es dazu gibt, erläutert Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Pollak. Der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg ist mit seiner Einrichtung eine der tragenden Säulen des Zentrums.

Auch die Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin hat das Zentrum mit aufgebaut. Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Klinik, zugleich Leitender Ärztliche Direktor des Ulmer Universitätsklinikums sowie Vizepräsident der Universität Ulm für Medizin, Gender und Diversity: „Durch die Arbeit im Kompetenzzentrum wollen wir den Ärzten und Mitarbeitern in meiner und jeder anderen Klinik oder medizinischen Einrichtung das Rüstzeug für aktiven Kinderschutz geben. Die Ulmer Expertise im Bereich der Traumaforschung und des Kinderschutzes bündelt sich dabei in idealer Weise mit dem Fachwissen anderer Standorte“, so Debatin.

Auf der Eröffnungsveranstaltung sprachen namhafte Wissenschaftler und Ärzte über rechtliche und rechtsmedizinische Aspekte sowie das Thema Kinderschutz in der Medizinerausbildung. Sie analysierten Fallbeispiele von körperlicher Kindesmisshandlung und widmeten sich Fragen zur Selbstmordgefährdung im Zusammenhang mit Missbrauch und Misshandlung.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Mitte) eröffnete das »Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin«. Von links Prof. Thomas Wirth, Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Jörg Fegert, Chef der Ulmer Kinderpsychiatrie und Sprecher des Zentrums, Johannes-Wilhelm Rörig, Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Ex-Bundesfamilienministerin Dr. Christine Bergmann und Prof. Klaus-Michael Debatin, Leitender Ärztlicher Direktor der Uni-Klinik Ulm. (Foto: SWP)
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