Spektakuläre Einsätze: Verleihung des Conrad Dietrich Magirus Preises

27. November 2013

Als Antonio Benedetti, Geschäftsführer von Iveco Magirus Brandschutztechnik, ihren Namen aus dem Umschlag herausholte und vorlas, gellte ein Kreischen durch den Saal: Die Kinder-und Jugendfeuerwehr Bierden in Niedersachsen hatte überraschend die meisten Stimmen im Online-Voting bekommen. Sie gewann den deutschen "Conrad" und damit eine Reise nach New York mit einem exklusiven Besuch des legendären NYPD – des New York Fire Departments, der Feuerwehr, die sich vor allem im Zuge der Anschläge vom 11. September 2001 ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit geschoben hatte.

Der Nachwuchs der Feuerwehr Bierden wollte nicht untätig sein, als beim Elbhochwasser im Frühjahr alle Mann im Einsatz waren. Also buken sie Waffeln und Muffins und verkauften sie am örtlichen Supermarkt, um den Erlös den Flutopfern zur Verfügung zu stellen. Die Summe war beeindruckend: 1600 Euro kamen zusammen – aber Jury und Online-Voter waren vor allem von Engagement und Teamgeist der Kinder begeistert. Infolgedessen setzten sie sich gegen gestandene Feuerwehr-Männer durch: gegen die Freiwillige Feuerwehr Erndtebrück, Nordrhein-Westfalen (Großbrand einer Fabrikhalle) und die Freiwillige Feuerwehr Bad Laasphe, ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen (ein Zugunglück).

Den Bogen zum Sport schlug nicht nur Olympiasieger und Weltmeister Lars Riedel, der die Preise überreichte – unter den Gästen war überraschend FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der für den Verein Orienthelfer ein Feuerwehrfahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen hatte (wir berichteten). Hoeneß hatte für die zwei im Finale unterlegenen Feuerwehrteams eine Überraschung parat: Er lud sie zu einem Heimspiel des FC Bayern ein, Abholung im Mannschaftsbus und eine Übernachtung inklusive.

Den internationalen Award sicherte sich die Feuerwehr Palermo/Italien, die innerhalb weniger Minuten 15 Menschen aus einem einsturzgefährdeten Stadthaus retteten, das noch während des Einsatzes tatsächlich in sich zusammenbrach. Von allen Seiten gab es Lob für die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrmänner und -frauen in Deutschland, von denen es 1,3 Millionen gibt. "Wir sprechen heute gewissermaßen über die größte Bürgerinitiative Deutschlands", sagte Dr. Roland Demke, Leiter der deutschen Feuerwehrschule. OB Ivo Gönner sprach von Ulm als der "Geburtsstadt des Feuerwehrwesens schlechthin". Der Namensgeber des Preises, Conrad Dietrich Magirus, habe mit seinen Ideen und seiner Leidenschaft letztlich Aufbau und Fortschritt der Feuerwehren in Deutschland begründet – und nicht zuletzt ein Unternehmen, das heute noch erfolgreich weltweit tätig ist.

Feuerwehren aus der ganzen Welt hatten die Möglichkeit, herausragende Einsätze einzureichen. Die Ulmer Feuerwehr bewarb sich gar nicht erst für einen "Conrad": "Da sollen ja nur spektakuläre Einsätze gewürdigt werden", sagt Kommandant Hansjörg Prinzing. "Ich bin eigentlich ganz froh, dass wir keinen solchen Einsatz hatten."

Uli Hoeneß war bei der Kür der besten Feuerwehren in Ulm zugegen - und gab Autogramme. Foto: Karl-Michael Dittrich (SWP)
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