Umweltfreundlich in die Wolke

20. Juni 2014

Microsoft tut es. Google und Apple auch. Die großen Platzhirsche der IT-Branche haben sich schon lange im Geschäft mit den Cloud-Diensten positioniert. Das ist nicht überraschend: Computerexperten sehen in diesen Diensten den nächsten großen Schritt der Informationstechnologie.
Beim "Cloud-Computing", zu deutsch "Rechnen in der Wolke", werden Computeroperationen nicht auf dem eigenen Rechner ausgeführt, sondern passieren auf einem Server, der per Netzwerk oder dem Internet mit dem lokalen Computer verbunden ist.
Heimanwender kennen das "Cloud-Computing" von Diensten wie "Dropbox" oder Apples "iCloud", die Termine, Kontakte und auch Dateien "in die virtuelle Wolke" speichern. Unternehmen nutzen es, um aufwendige Rechenoperationen an externe Stellen auszulagern.
IT-Professor Stefan Wesner von der Uni Ulm weiß um die Vorteile des "Cloud-Computing": "Betriebe müssen sich keine eigene IT-Infrastruktur anschaffen, um komplexe Computeroperationen durchzuführen. Sie nutzen einfach die Server der Cloud-Anbieter."

Doch das Rechnen "in der virtuellen Wolke" hat ganz reelle Nachteile: Durch den Wandel hin zur abstrahierten IT-Infrastruktur steigt der Bedarf nach neuen Serverzentren rasant. Deren Energiebedarf für Betrieb und Kühlung der Anlagen hat gigantische Ausmaße: Der Umweltorganisation Greenpeace zufolge verbraucht das weltweite "Cloud-Computing" schon jetzt pro Jahr rund 700 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das ist mehr als der Strombedarf Deutschlands.
Das Team um Wesner macht sich daran, den ökologischen Fußabdruck der Rechenzentren zu verkleinern. Sie werfen einen genauen Blick auf die Effizienz der Server: "Jede Anwendung stellt andere Ansprüche an die verbaute Hardware", sagt Wesner. "Wenn in einem Server die falschen Komponenten verbaut sind, wird Strom für Technik verbraucht, die überhaupt nicht benötigt wird." Die im Projekt entwickelte Software analysiert in Echtzeit die auf einem Server ablaufenden Prozesse und optimiert sie in Abhängigkeit zum verwendeten Server. Benötigt ein Prozess mehr Rechenleistung, erkennt das System den Bedarf und der Prozess zieht auf einen Server mit leistungsstärkerem Prozessor um.

Wesner erklärt die Vorteile seiner Software an einem alltäglichen Beispiel : "Kauft eine Familie ein Auto, muss sie sich entscheiden, ob sie einen wendigen Stadtflitzer oder eher einen geräumigen Kombi für den Urlaubsfahrt haben will. Unser Projekt schafft ein Auto, das sich in alle Fahrzeugklasse verwandeln kann – je nachdem, in welcher Straßenlage es gerade eingesetzt wird."
Die Europäische Union weiß um den Energiehunger des "Cloud-Computing". Sie fördert deshalb das Forschungsprojekt mit rund 4,8 Millionen Euro. Neben der Uni Ulm beteiligen sich die Hochschulen in Belfast, Umeå und Dublin am Projekt. Auch zwei Privatunternehmen aus der "Cloud-Computing"-Branche sind Projektpartner.
Sie erhoffen sich durch die Forschung Kosteneinsparungen im Unterhalt ihrer Serverzentren. Aber auch die Allgemeinheit soll von der Forschung profitieren: Das Team um Wesner möchte einen Teil der Ergebnisse mit einer "Open Source"-Lizenz versehen. Dieser Standard erlaubt es anderen Entwicklern, die Software in eigenen Projekten zu verwenden und den Programmcode des Projekts weiterzuentwickeln. (Uni Ulm/SWP)

Umweltfreundlich in die Wolke

Prof. Stefan Wesner möchte die Energieeffizienz von Cloud-Diensten steigern – Cloud-Dienste ermöglichen die Datenspeicherung in der Ferne. Doch der Energiehunger dieser wolkigen Rechenhilfen ist gigantisch. Forscher der Uni Ulm möchten ihn durch Effizienzsteigerung eindämmen.

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Eine Vielzahl von Anfragen pro Sekunde verarbeitet ein Server beim "Cloud-Computing". Das treibt den Strombedarf in die Höhe.
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