Wissenschaft für die Wirtschaft

20. November 2015

Universitätspräsident Professor Michael Weber lobte diese enge Verbindung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft als gelebte Win-Win-Situation. „Die Unternehmen in der Region erhalten Zugang zum Know-how der Universität, und von den anwendungsbezogenen Problemstellungen profitieren sowohl Forschung als auch die Lehre“, so Weber. Der Präsident erinnerte in diesem Zusammenhang an den neuen Studiengang Computational Science and Engineering (CSE), den es ohne das UZWR nicht geben würde. Das Herzstück dieser Erfolgsgeschichte bleibe gleichwohl die „Platinkooperation“ mit der Industrie- und Handelskammer (IHK). Auch der Ulmer IHK-Hauptgeschäftsführer, Otto Sälzle, lobte die enge Zusammenarbeit zwischen der Universität Ulm und der regionalen Wirtschaft als äußerst erfolgreich. Über 100 Projekte seien in den letzten zehn Jahren erfolgreich abgewickelt worden. Die IHK Ulm habe dafür eigens einen Technologietransfermanager etabliert, der die Nachfrage sondiert und gezielt nach Problemlösern sucht. „Diese neue Stufe der moderierten Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gilt mittlerweile als Erfolgsmodell, das bundesweit Nachahmer findet“, sagte Sälzle. Der IHK-Mann begrüßte zudem ausdrücklich die enge Zusammenarbeit zwischen der Universität und Hochschule beim Aufbau des gemeinsamen Studiengangs CSE. „Der alte Abstoßungsreflex konnte hier glücklicherweise überwunden werden“, meinte Sälzle. Als Geschenk überreichte er an UZWR-Sprecher Professor Karsten Urban eine Replik des im Donaubett bei Munderkingen ausgegrabenen Götterboten Hermes, der in der Antike auch als Gott des Handels und der Kommunikation verehrt wurde.

Urban, Leiter des Instituts für Numerische Mathematik und Vorstandsvorsitzender des Zentrums, erinnerte in seiner Rückschau an die Gründungsgeschichte des UZWR. Der Mathematiker erzählte, wie er Anfang 2003, kurz nach seiner Berufung, durch ein Plakat auf einen Workshop der Biomechaniker aufmerksam wurde, zu einem Thema, für das eigentlich er der Spezialist war: Finite Elemente Methoden. Aus einer ersten Kontaktaufnahme ergab sich dann ein spontaner Gastvortrag des Professors für Numerische Mathematik bei diesem Workshop und später – über den damaligen Leiter der Ulmer Biomechanik, Professor Lutz Claes, eine intensive fachübergreifende Zusammenarbeit. Nach gemeinsamen Workshops zum Wissenschaftlichen Rechnen an der Universität und einer weiteren Öffnung zu den anderen Fachbereichen hin, stieß der Medieninformatiker Professor Alexander Keller hinzu. Ein erstes Konzeptpapier zu diesem interdisziplinären Forschungsschwerpunkt entstand 2005. Diese sollte die angewandte Mathematik und Informatik miteinander verbinden und für Fragestellungen aus der Medizin, den Natur- und Ingenieurwissenschaften öffnen. Hilfreich waren laut Urban auch die Bleibeverhandlungen, die er mit der damaligen Universitätsleitung führte, und über die schließlich eine Anschubfinanzierung – nicht zuletzt für die Einrichtung einer Geschäftsführerstelle – gewährt wurde. Mit Unterstützung des Kommunikations- und Informationszentrum (kiz) der Universität wurde schließlich ein erster Rechencluster beschafft und betrieben. Und nachdem im November 2005 die Gründung von der Mitgliederversammlung beschlossen und im Dezember des gleichen Jahres vom Senat bestätigt wurde, war das UZWR schließlich offiziell gegründet.

Als eines der Erfolgsrezepte nannte Urban das von Otto Sälzle geprägte Credo „One face to the customer“, das von der IHK mit der Etablierung eines Innovationsberaters realisiert wurde und dem am UZWR ein starker Geschäftsführer mit weitreichenden Kompetenzen gegenüber steht. „Dass Dr. Ulrich Simon die Idealbesetzung für diese Stelle ist, war schnell klar und hat sich bis heute bewahrheitet“, so Professor Karsten Urban. Simon selbst stellte in seiner humorigen Art zahlreiche Projektbeispiele aus zehn Jahren UZWR vor. Dabei ging es um diverse Kooperationen zur Lösung von Festigkeits- und Schwingungsproblemen, um Projekte aus der Biomechanik und der Strömungsdynamik. Zu den Kooperationspartnern des UZWR zählen viele namhafte Firmen insbesondere aus der Region, aber auch aus dem übrigen Bundesgebiet und der ganzen Welt. 

Den Festvortrag hielt Professor Wolfgang Ehlers, Präsident der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM), der zu den wissenschaftlich-methodischen Herausforderungen des Wissenschaftlichen Rechnens sprach. Professor Heinrich Daembkes von Airbus Defence and Space befasste sich mit den Problemen und Risiken, die mit der Automatisierung und Vernetzung – beispielsweise beim Flugzeugbau – einhergehen. Dr. Winfried Keiper von der Bosch GmbH widmete seine Ausführungen den industriellen Herausforderungen bei der Realisation von Simulationen und Optimierungen. Mit einem Grußwort gratulierte zudem Professor Stefan Volkwein, Sprecher des Forschungsverbundes Wissenschaftliches Rechnen in Baden-Württemberg (WiR).

Beschlossen wurde der Festakt mit einem „Markt der Möglichkeiten“ im UZWR-Gebäude, wo sich die Gäste an den Infoständen über zahlreiche Projekte informierten und an einigen Exponate sogar selbst Hand anlegen konnten. Beispielsweise am Tischkicker der Firma Lettner, dessen Spielfiguren mit Hilfe von Simulationen am UZWR optimiert wurden, und der sogar schon einen Auftritt bei der Hannover Messe HMI hatte. Dazu gab es nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch Live-Musik von der UZWR-Band „LabJam“. Kein Wunder also, dass auch viele Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter aus den benachbarten Instituten gerne und bis spät in die Nacht mitfeierten.

Wissenschaft für die Wirtschaft

Mit einem Festakt im voll besetzten Senatssaal der Universität Ulm feierte Ende letzter Woche das „Ulmer Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen“ (UZWR) sein zehnjähriges Bestehen. Als wissenschaftlicher Dienstleister unterstützt das UZWR kleine und mittelständische Unternehmen mit computergestützten Methoden der angewandten Mathematik bei der Neuentwicklung und Verbesserung von Produkten.

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Viel junges Publikum bei der UZWR-Jubiläumsfeier. Im Hintergrund UZWR-Sprecher Prof. Karsten Urban.
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