Die regionale Wirtschaft ist in guter Verfassung. Der IHK-Konjunkturklimaindex, ein Maß für die Lageurteile und die Erwartungen, legt gegenüber Jahresbeginn noch einmal zu und steht nun bei 133 Zählern (+ 4 Punkte). „Damit verfestigt sich das Bild, das auch in diesem Jahr ein solides Wirtschaftswachstum erzielt werden kann“, kommentiert IHK-Präsident Dr. Peter Kulitz die Ergebnisse. Vor allem die Gegenwartsindikatoren verzeichnen ein beachtliches Niveau. Die Umsätze können weiter zulegen. Rund die Hälfte der Unternehmen berichtet von derzeit gut laufenden Geschäften. Weitere 44 Prozent vermelden zumindest eine befriedigende Lage. Folglich wird auch die Ertragssituation ordentlich beurteilt.
Gleichzeitig werden die Betriebe zuversichtlicher. Nachdem sich die Aussichten bereits zu Jahresbeginn wieder aufgehellt hatten, ziehen die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate abermals etwas an. Das Gros der Wirtschaft sieht eine weitere Entwicklung auf dem erreichten, guten Niveau. Nahezu drei von zehn Unternehmen gehen nun aber sogar von einer Verbesserung aus. Und da die steigende Tendenz bei den Auftragseingängen anhält, werden diese Einschätzungen auch mit Daten untermauert.
Wichtigste Stütze ist und bleibt dabei der private Konsum. Dieser profitiert maßgeblich von der hervorragenden Beschäftigungssituation. So erreichte die April-Arbeitslosenquote mit 3,1 Prozent erneut Vollbeschäftigungsniveau. Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten, offenen Arbeitsangebote ist zudem mit über 4.600 Stellen ungebrochen hoch. Und daran dürfte sich wenig ändern. Denn nahezu jedes vierte Unternehmen geht gegenwärtig von einem weiteren Stellenaufbau in den kommenden zwölf Monaten aus. Zugleich wollen rund 60 Prozent der Betriebe ihren ohnehin hohen Personalbestand halten.
Weiterer Treibstoff für den privaten Konsum sind die spürbaren Lohnsteigerungen, das niedrige Zinsniveau und die Kaufkraftgewinne infolge der gesunkenen Energiepreise. Impulse kommen derzeit außerdem von den Ausgaben, die durch die Versorgung und die Unterbringung der großen Zahl von Flüchtlingen entstehen. Darüber hinaus erhält die Binnennachfrage auch wieder vermehrt Impulse durch die Inlandsinvestitionen der Unternehmen. Nach einer deutlichen Aufhellung des Investitionsklimas zu Jahresbeginn legt die Bereitschaft erneut etwas zu. So möchten mehr als drei von zehn Betreiben ihre Investitionstätigkeit in den kommenden Monaten steigern. Neben Innovationen sollen dabei auch wieder verstärkt Investitionen zur Rationalisierung angegangen werden.
„Die erfreuliche Inlandsnachfrage sorgt weiter für sprudelnde Steuereinnahmen. Diese müssen endlich vermehrt für wachstumsfördernde Maßnahmen verwendet werden. Wir brauchen dringend mehr öffentliche Investitionen in Bildung sowie in Verkehrs- und IT-Infrastruktur. Auch sollten die Bedingungen für private Investitionen verbessert werden“, fordert Kulitz von der Politik.
Das Auslandsgeschäft läuft weiter auf verhaltenem Niveau. China, Russland und Lateinamerika schwächeln. Die Nachfrage aus der Eurozone steigt mäßig. Gut laufen hingegen die Geschäfte auf dem nordamerikanischen Markt. Zudem gehen die Unternehmen immerhin davon aus, dass sich das Tempo der Weltwirtschaft nicht weiter abschwächen wird.
Wachsende Zuversicht in der Industrie
Die Stimmung in der Industrie legt zu. Derzeit laufen die Geschäfte noch einmal besser als zu Jahresbeginn. Lediglich vier Prozent der Industriebetriebe geht es schlecht. Dies führt zu einer steigenden Kapazitätsauslastung und einer verbesserten Ertragssituation. In besonderem Maße geht es bei den Vorleistungsgüter- und Konsumgüterproduzenten aufwärts. Am besten steht aber weiterhin die Investitionsgüterindustrie da. Dank einer anhaltend ordentlichen Inlandsnachfrage nimmt zudem in allen drei Industriesegmenten die Zuversicht zu. Insgesamt gehen fast neun von zehn Industrieunternehmen davon aus, dass sich ihre Geschäfte auf dem erreichten Niveau weiterentwickeln oder sogar verbessern werden. Auch steigt die Investitionsbereitschaft an und die Beschäftigungspläne werden leicht nach oben korrigiert.
Ein mögliches Risiko für diese positive Entwicklung wird in einer Schwächung des Auslandsgeschäfts gesehen. Dies hat vorwiegend mit den bestehenden politischen Unsicherheiten zu tun. Denn letztlich konnte der Export im ersten Tertial zumindest leichte Impulse liefern. Zudem bleibt der Auftragseingang aus dem Ausland nun auf einem geringeren Niveau stabil. Daher gehen die Industriebetriebe gegenwärtig sogar von einer leichten Aufwärtstendenz beim Export aus.
Privater Konsum stützt Groß- und Einzelhandel
Der Einzelhandel profitiert weiter vom starken privaten Konsum. Dabei greift der Onlinehandel einen wachsenden Teil der zusätzlichen Kaufkraft ab. Auch stellt sich die Situation je nach Sortiment recht unterschiedlich dar. So läuft der Handel mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs, wie zum Beispiel Lebensmitteln, gut. Anbieter von Waren des mittelfristigen Bedarfs wie Sportgeschäfte und Textil-Einzelhändler verzeichnen hingegen durchwachsene Umsätze. Die Lageurteile geben insgesamt etwas nach, bleiben aber im positiven Bereich. Auch glauben die Einzelhändler an eine anhaltend stabile Inlandsnachfrage. Die Aussichten fallen daher optimistischer aus als zuletzt. Die Investitionen sollen etwas nach oben gefahren und der hohe Beschäftigtenstand gehalten werden.
Der Großhandel bleibt in hervorragender Verfassung. Im konsumnahen Großhandel ging es in den vergangenen vier Monaten aufwärts. Die produktionsverbindenden Großhändler mussten hingegen – ausgehend von Bestwerten – eine gewisse Eintrübung des Geschäftsverlaufs hinnehmen. Insgesamt stabilisieren sich die Lageurteile auf einem beachtlichen Niveau. Zudem bleibt die Tendenz bei den Bestellungen aufwärts gerichtet. Daher fällt der Blick auf die nächsten zwölf Monate optimistisch aus. Die Großhändler erwarten eine positive Umsatzentwicklung und wollen weiter investieren sowie Beschäftigung aufbauen.
Dienstleister: Leichte Delle auf hohem Niveau
Die Dienstleister florieren weiter. Auch wenn die Lageurteile etwas nachgeben, spricht immer noch die Hälfte von einer aktuell guten Geschäftssituation. Gerade einmal zwei Prozent geht es schlecht. Die aktuelle Tendenz beim Auftragsvolumen spricht zudem dafür, dass die kommenden Monate ebenfalls einen zufriedenstellenden Geschäftsverlauf mit sich bringen werden. Dies spiegelt sich auch in den Umsatz- und Geschäftserwartungen wieder. Die Investitions- und Personalpläne bleiben expansiv ausgerichtet.
Besonders gut steht es derzeit um die unternehmensnahen Dienstleister und das Verkehrsgewerbe. Beide Servicesparten profitieren von einer guten Nachfrage und Auftragslage. Das Verkehrsgewerbe wird zudem auch durch die relativ moderaten Spritpreise begünstigt. Auf der anderen Seite stellt gerade in diesem Bereich der Fachkräftemangel ein immer größeres Risiko für die weitere Entwicklung dar.
Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe wird der Fachkräftemangel zu einem zunehmenden Problem. Aktuell laufen die Geschäfte aber gut. Das Kreditgewerbe muss hingegen Federn lassen. Die Kreditnachfrage von Privat- und Firmenkunden nimmt etwas zu. Allerdings drücken die niedrigen Zinsen merklich die Gewinnmargen.
Grafik zum Konjunkturbericht