Die Digitalisierung der Arbeitswelt bedeutet nicht nur technische Innovation, sondern bringt auch veränderte Anforderungen an Führung mit sich. „In diesem Change Prozess kommt es auf die Führungskräfte an und wie sie diesen Prozess gestalten, um Mitarbeitende und Organisationen weiterzuentwickeln, damit wir den Transformationsprozess wirksam gestalten“, sagte IHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell in seiner Begrüßung. Für Professorin Remdisch ist dafür eine Weiterentwicklung des Führungsverständnisses notwendig, das Stichwort dazu lautet „Digital Leadership“.
Professorin Remdisch erläuterte, dass für „Digital Leadership“ in den Unternehmen zuerst die Rahmenbedingungen neu definiert werden müssen. Macht- und Hierarchiestrukturen werden abgelöst von Netzwerkstrukturen, die die Komplexität der Arbeit abbilden und die es erlauben, schnell und flexibel auf wechselnde Anforderungen zu reagieren. Führungskräfte nutzen dieses Netzwerk, um die einzelnen Akteure miteinander zu verbinden.
Offene Kommunikationskultur leben
In der modernen Arbeitswelt nehmen die Zusammenarbeit und die Kommunikation über Distanz zu. Laut Professorin Remdisch ist es deshalb notwendig, dass die Führungskräfte eine offene Kommunikationskultur vorleben, um Orientierung zu geben, Transparenz zu schaffen und um die Gründe für die notwendigen Veränderungen aufzuzeigen. Eine solche Kommunikation wirkt sich positiv auf den Wissensaustausch und den Informationsfluss aus, baut Vertrauen auf und festigt die Bindung. Lob und regelmäßiges, kurzfristiges Feedback sind wesentliche Führungstools, damit sich Mitarbeitende hinreichend unterstützt fühlen. „Wir stehen im Wettbewerb um junge Talente, Vertrauen ist dabei die zentrale Variable“, betonte Professorin Remdisch.
Mit der Digitalisierung steigt auch die Innovationsdichte und damit der Druck auf die Unternehmen, Innovation und Veränderung voranzutreiben. Dazu gehört, Neues zu probieren und dabei auch Fehlschläge zu riskieren. „Digitalisierung ist Innovation, es geht darum die Technik zu nutzen, um Innovationen hervorzubringen. Die Innovationskultur muss von der Führungskraft gestaltet werden“, so Professorin Remdisch. Dabei ist es Aufgabe der Führungskräfte, eine Kultur zu etablieren, in der die Neugier gegenüber Neuem gefördert wird und in der Fehler als Lernmöglichkeit gesehen werden. „Eine Führungskraft muss die Balance schaffen zwischen Innovation und Effizienz. Innovation braucht eine Innovationskultur. Wenn wir Innovation wollen, dann müssen wir ein Umfeld schaffen, das psychologische Sicherheit bietet“, so Professorin Remdisch abschließend.
Sabine Remdisch ist Professorin für Personal- und Organisationspsychologie, Expertin für die digitale Arbeitswelt und forscht an der Stanford University im Silicon Valley.