Schlaf ist wichtig, das ist bekannt. Rund 13 von 100 Männern und sieben von 100 Frauen im Alter von über 40 Jahren leiden jedoch an einer obstruktiven Schlafapnoe – nächtlichen Atemaussetzern, die die Schlafqualität immens beeinflussen. Dadurch kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt werden. Langfristig steigt auch das Risiko für andere Erkrankungen.
Die Zahl von Patientinnen und Patienten, die unter einer Schlafapnoe leiden, wächst stetig: Im Alb-Donau-Kreis hat der Anteil der Betroffenen seit 2017 durchschnittlich um 7,8 Prozent pro Jahr zugenommen. Im vergangenen Jahr waren dort 3.090 AOK-Versicherte wegen einer Schlafapnoe in medizinischer Behandlung – 1.082 Frauen und 2.008 Männer. Im Vergleich: 2020 waren noch 2.840 Versicherte betroffen, 2017 waren es 2.140 Versicherte. In Ulm sind die Zahlen jährlich um durchschnittlich 7,3 Prozent gestiegen: Von 1.142 Betroffenen in 2017 auf 1.479 in 2020. Im Jahr 2021 wurden 1.556 Versicherte wegen einer Schlafapnoe behandelt, davon 644 Frauen und 912 Männer.
Wenn die Muskulatur in den oberen Atemwegen im Schlaf erschlafft, verengt sich der Rachenraum oder blockiert sogar komplett. Es kommt deshalb zu lauten Schnarchgeräuschen und zu Atemaussetzern. „In der Folge wird der Körper nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt und es sammelt sich Kohlendioxid an“, erklärt Dr. Alexandra Isaksson, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg. „Auch Blutdruck und Puls sinken, was dazu führt, dass das Atemzentrum im Gehirn alarmiert wird. Die Betroffenen werden kurz wach und holen tief Luft – in der Regel, ohne es zu merken.“ Insgesamt wird der Schlaf jedoch so nachhaltig gestört, dass er als wenig erholsam empfunden wird und sich die Betroffenen tagsüber schläfrig und schlapp fühlen.
„Menschen mit Schlafapnoe fühlen sich jedoch nicht nur ständig müde; sie haben auch ein erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie an Depressionen zu erkranken“, so die Ärztin. „Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder einen Schlaganfall.“
Ein Schlafapnoe-Syndrom lässt sich mit verschiedenen Methoden behandeln. Welche am besten geeignet ist, hängt vom Einzelfall ab. Bei einer leichten obstruktiven Schlafapnoe können schon einfache Maßnahmen dazu beitragen, die Zahl der Atemaussetzer zu verringern: Bei bestehendem Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme um 20 Prozent die Atemaussetzer bereits um 50 Prozent verringern. Auch das Meiden schwerer Mahlzeiten am Abend sowie der Verzicht auf Alkohol und Tabak sind hilfreich. Empfohlen wird zudem, in Seitenlage statt auf dem Rücken zu schlafen. Stellt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt fest, dass Polypen oder Rachenmandeln die Atemwege verengen, können diese entfernt werden.
Abhängig von der Schwere der Schlafapnoe, bestehenden Beeinträchtigungen und Begleiterkrankungen wird Betroffenen das Tragen einer speziellen Atemmaske empfohlen. „Bei der sogenannten CPAP-Therapie wird nachts während des Schlafs eine Atemmaske getragen, die Luft in die Nase und den Mund bläst. Das hält die oberen Atemwege frei und verringert somit Atemaussetzer“, so Dr. Isaksson. Ziel der Therapie ist es, die Anzahl der Atemaussetzer zu senken, ihre Dauer zu verkürzen und damit vorhandene Beschwerden, wie eine starke Tagesmüdigkeit oder Konzentrationsstörungen zu lindern. Auch das kardiovaskuläre Risiko kann gesenkt sowie ein schwer einstellbarer Bluthochdruck besser behandelt werden.
Betroffene mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom werden häufig von Lungen-Fachärzten (Pneumologen) behandelt – insbesondere, wenn sie eine Therapie mit Atemmaske verordnet bekommen. Das FacharztProgramm der AOK Baden-Württemberg bietet Teilnehmenden im Fachgebiet der Lungenheilkunde eine Versorgung an, die den ganzen Menschen im Blick hat, zu Fragen des Lebensstils berät und die Betroffenen ganz gezielt bei der Behandlung von Risikofaktoren für Schlafapnoe unterstützt, zum Beispiel bei der Gewichtsreduktion oder bei einem Rauchstopp.