Zu den Höhepunkten im Jubiläumsjahr der Universität Ulm zählen die Vorträge der neuen Reihe „ULM LECTURES“ mit weltweit bekannten Spitzenforschern. Den Auftakt macht am Donnerstag, 9. März (18:00 Uhr, Stadthaus), der Nobelpreisträger Professor Harald zur Hausen. Der ehemalige Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg forscht vor allem zur Entstehung von Krebserkrankungen durch Virusinfektionen. Bereits Mitte der 1970-er Jahre hatte der Mediziner die Hypothese aufgestellt, dass humane Papillomviren („Warzenviren“) Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Zunächst war dieser Zusammenhang hochumstritten, doch mittlerweile geht man davon aus, dass die überwiegende Mehrheit der Gebärmutterhalstumore durch solche sexuell übertragbare Papillomviren (HPV) ausgelöst wird. Seit rund zehn Jahren wird eine HPV-Impfung für Mädchen empfohlen. Für seine bahnbrechende Forschung ist Professor zur Hausen 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden.
In seinem Vortrag im Stadthaus referiert der Mediziner über sein aktuelles Forschungsthema, Erkrankungen des Menschen, die durch den Verzehr von Fleisch und Milch ausgelöst werden. Tatsächlich weisen epidemiologische Daten darauf hin, dass beispielsweise der Konsum von rotem Fleisch Dickdarmkrebs begünstigt. Professor zur Hausens Erklärung: Einige Viren europäischer Rinder lagern ihre Gene in Körperzellen ab, was im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren krebserregend sein kann. Und auch die als gesund geltende Milch assoziiert der Nobelpreisträger mit Krankheiten des Menschen. Laut zur Hausen könnten im Gehirn abgelagerte DNA-Moleküle aus der Milch im Zusammenspiel mit Herpesviren und Vitamin D-Mangel Multiple Sklerose begünstigen. Bei seinem Vortrag im Ulmer Stadthaus diskutiert der Nobelpreisträger zudem weitere Zusammenhänge des Milch- und Fleischkonsums mit chronischen Erkrankungen.
Weitere ULM LECTURES im ersten Halbjahr
Den nächsten Vortrag im Zuge der ULM LECTURES hält die Leibniz-Preisträgerin Professorin Emmanuelle Charpentier am 30 März (16:00 Uhr, Stadthaus). Die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin hat die „Genschere“ Crispr-Cas9 maßgeblich mitentwickelt. Mit dieser Schere lässt sich das Erbgut eines Organismus zielsicher verändern – ein Hoffnungsschimmer bei Erbkrankheiten. Seit einigen Jahren wird Charpentier, die ihren Vortrag in englischer Sprache hält, als Nobelpreis-Kandidatin gehandelt.
Weitere ULM LECTURES halten im ersten Halbjahr der führende Krebsforscher Professor Robert A. Weinberg vom Massachusetts Institute of Technology (19. Mai, 18:00 Uhr, Stadthaus) und der Verhaltensbiologe Professor Bernd Hölldobler, der an der Arizona State University forscht (1. Juni, 18:00 Uhr, Stadthaus).
Der Eintritt zu den ULM LECTURES ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.