Kolloquium für Physik-Lehrkräfte

30. Oktober 2012

„Zwischen dem Zittern von Flüssigkeitsmolekülen und Bewegungen von Aktienkursen gibt es klar sichtbare Parallelen“, sagt Dr. Jürgen Stockburger, Privatdozent im Institut für Theoretische Physik der Universität Ulm. Hintergrund ist demnach die so genannte Brown’sche Bewegung, Entdeckung eines schottischen Botanikers, später von Albert Einstein aufgegriffen und erklärt, wobei die dabei entdeckten Gesetzmäßigkeiten jenen gleichen, die unabhängig vom späteren Nobelpreisträger fast zeitgleich der französische Mathematiker Louis Bachelier für die Entwicklung von Aktienkursen beschrieb.
Unter anderem mit Phänomen wie diesem beschäftigt sich seit rund 20 Jahren die Ökonophysik, ein Forschungsgebiet von Stockburger und „wissenschaftlich ein sehr aktuelles Thema“, so der Ulmer Physiker, der jetzt beim Kolloquium für Physik-Lehrkräfte auch ein breiteres Publikum für dieses Gebiet begeistern will.

„Von Molekülen zu Moneten: Bemerkungen zur Ökonophysik“ hat Dr. Stockburger seinen Vortrag Mitte Januar überschrieben. „Im Grund geht es um die Frage, inwieweit Modelle und Methoden der statistischen Physik auf wirtschaftliche Bereiche übertragen werden können“, fasst der Wissenschaftler kurz zusammen, verweist indes zugleich auf eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten von der Einkommensverteilung über die Ausbreitung von Epidemien bis zur Speicherbarkeit von Energien. „Zum Teil gibt es dabei verblüffende mathematische Gesetzmäßigkeiten“, weiß Jürgen Stockburger. Was generell auch für die Fragestellung gelte: Wie entwickeln sich Dinge unter dem Einfluss zufälliger Kräfte? Die Antwort des Wissenschaftlers: „Eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Ereignissen ist in dem Maße möglich, wie die Statistik zu Einflussgrößen bekannt ist.“

Die einzelnen Veranstaltungen (jeweils dienstags im Hörsaal 2/Beginn 16.15 Uhr):
13. November: Prof. Christoph Koch: „Tanzende Elektronenstrahlen und unscharfe Elektronenoptik: Neue Experimente zur präzisen Lokalisierung von Atomen“
11. Dezember: Prof. Karsten Urban: „Warum war Schumi’s Ferrari so schnell?“
15. Januar: Dr. Jürgen Stockburger: „Von Molekülen zu Moneten: Bemerkungen zur Ökonophysik“
5. Februar: Prof. Fedor Jelezko: „Quantenoptik mit Farbzentren in Diamant“

Kolloquium für Physik-Lehrkräfte

Seit mehr als 30 Jahren bietet die Universität Ulm ein Kolloquium für Physik-Lehrkräfte an. Mit ungebrochenem Interesse seitens der Zielgruppe, die damit angesprochen werden soll: „Wir wollen vor allem engagierte Lehrkräfte motivieren und ihnen Impulse für das Fach Physik vermitteln“, erklärt Professor Matthias Freyberger, der die Vortragsreihe mit vier Veranstaltungen im Wintersemester seit einigen Jahren organisiert. Mit steter Regelmäßigkeit erreiche die Uni mit dem Kolloquium auch interessierte und begabte Schüler, entweder direkt „im Schlepptau ihrer Lehrer“ oder indirekt später im Unterricht.

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Keine Seltenheit: beim Physiklehrer-Kolloquium der Uni: Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern im Hörsaal. Foto: Universität Ulm
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