Die Krankenschwestern tragen keine Hauben mehr, sondern moderne Dienstkleidung mit Namensschild, die Besuchszeiten in der Klinik sind variabel und auf den Kinderstationen gibt es ein Spielzimmer. In den 70er und 80er Jahren sind es genau diese Dinge, die die Ulmer Krankenversorgung neu gestalten. Im Zuge der gesellschaftlichen Aufbruchsstimmung ist auch die Pflege auf dem Weg in die Eigenständigkeit – stets unterstützt von der 2009 gestorbenen Ilse Schulz. Von 1969 bis 1984 leitete sie den Pflegedienst der Ulmer Kliniken und prägte mit ihrer Fachkompetenz maßgeblich das Reformkonzept der pflegerischen Versorgung der Universitätsmedizin. Zudem setzte sie sich für die Chancengleichheit von Frauen und Männern im Beruf und in der Gesellschaft ein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ulmer Universitätsklinikums möchten mit Unterstützung durch das Frauenbüro der Stadt Ulm und verschiedenen Gruppen des Ulmer Frauenforums an die Leistung von Ilse Schulz erinnern und ihr zu Ehren einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen auf dem Oberen Eselsberg errichten.
Ilse Schulz rückte während ihrer Berufslaufbahn die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten in den Fokus. Kolleginnen, Kollegen und Weggefährten achteten ihr berufliches und ehrenamtliches Engagement, das auch weit über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus geschätzt wurde. „Sie war eine ganz besondere Frau“, erinnert sich Prof. em. Hermann Heimpel, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Zentrums für Innere Medizin von 1969 bis 1995. „Ihr Mitwirken am Ausbau einer gemeinsamen Versorgungsstrategie, mit engerer Verknüpfung von Lehre und medizinischer Praxis, gab wichtige Impulse für die Entwicklung der Krankenversorgung in der Ulmer Universitätsmedizin.“ Ilse Schulz förderte den Dialog und das Miteinander aller Berufsgruppen, Ärzte und Krankenschwestern begegneten sich zunehmend auf Augenhöhe. Ebenso unterstützte sie Fortbildungen im Pflegedienst.
Aber nicht nur die Pflege lag Ilse Schulz am Herzen. Sie engagierte sich besonders auch für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf und in der Gesellschaft. Sie selbst war u.a. gleichberechtigtes Mitglied im Direktorium der Ulmer Krankenanstalten, die später zum Universitätsklinikum wurden. Mit ihren Publikationen über die Ulmer Frauen regte sie dazu an, hierarchische Denkweisen zu überwinden und leistete wichtige Aufklärungsarbeit in der Ulmer Geschichtsforschung.
Auf verschiedenen Veranstaltungen wollen die InitiatorInnen in den kommenden Monaten für das Projekt werben. Weitere Informationen, auch zur Spendenmöglichkeit, finden Sie im Flyer