Das Museum der Brotkultur verfügt über eine wertvolle Sammlung von Kunst und Kunsthandwerk, die im weiteren Sinne mit Brot, Ernährung und Hunger zu tun haben. Die Sammlung ist so umfangreich, dass in der Dauerausstellung im Salzstadel nur ein Bruchteil der Exponate zu sehen ist. Die Ausstellung "Prachtvoll!", die morgen im Salzstadel eröffnet wird, zeigt rund 100 Objekte aus den Magazinen – und die sind echte Preziosen aus drei Jahrtausenden.
Die Exponate sind auch danach ausgesucht, wie prachtvoll sie gestaltet sind, erklärt Oliver Seifert, der die Schau zusammengestellt hat und neben der Freude am Schauen vermitteln will, wie sich Verzierungen vom magischen Ornament zum reinen Dekor entwickelt haben. Magisches Dekor findet sich in der Ausstellung auf 3000 Jahre alten Exponaten, Helferfiguren, die den Verstorbenen ins Grab gelegt wurden. "Im alten Ägypten gab es keinen Schmuck, keinen Alltagsgegenstand, der einfach nur irgendwie verziert worden wäre, damit er hübsch aussieht." Den Ornamenten wurde selbst magische Kraft zugeschrieben. "Je kunstfertiger sie ausgeführt waren, umso mehr Magie wohnte ihnen inne", erklärt der Kunsthistoriker. Eine Funktion der Ornamente, die sich im Lauf der Zeit immer mehr verlor. Allerdings nicht überall: Die antike Tradition des wesenhaften Schmuckes lebte noch relativ ungebrochen im liturgischen Gerät fort. Auch das zeigt die Ausstellung – etwa mit Prachtvasen des Rokoko.
Doch zurück zur Antike: In dieser Abteilung ist neben den ägyptischen Grabbeigaben auch noch eine griechische Grabstele und eine vor 2500 Jahren vom Syriskosmaler bemalte Bauchamphore zu sehen.
Im Mittelalter hatten Ornamentik und Symbolik noch einen ganzheitlichen Anspruch – etwa in den Zunftgeräten der Bäcker, die bei Zunftversammlungen und Freisprechungen Verwendung fanden. Dabei waren nicht nur Fahnen und Grabschilde, von denen die Ausstellung einige zeigt, mit den Insignien des Bäckerhandwerks verziert, auch ein privates Riechfläschen, ein Flachmann und ein Spazierstock trugen etwa die Brezel, machten deren Besitzer als Mitglieder des ehrbaren Bäckerhandwerks kenntlich. Dies endete im Prinzip mit der Einführung der Gewerbefreiheit in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Schau zeigt auch höfischen Tischschmuck aus feinstem Porzellan. Figuren, die das ländliche Leben wiedergaben und heute eher wie Nippes anmuten. Längst hatte die Verzierung ihre magische Bedeutung verloren, war zum reinen Dekor geworden. Eines der Prachtstücke der Schau macht das besonders deutlich: ein Brillant-Diadem und eine Brosche in Form von Getreide-Ähren. Schmuckstücke, die den Nahrungsmittelimport manches Entwicklungslandes auf Monate hinaus sichern würden. Und wohl auch deshalb hat Kurator Seifert diesen Schmuckstücken einen kleinen Bronzeguss des französischen Naturalisten Aimé-Jules Dalou zur Seite gestellt, der die schwere Arbeit der Kornernte thematisiert. (Südwest Presse Ulm)
Info "Prachtvoll! Einhundert Glanzstücke aus der Sammlung" wird heute, Mittwoch, 19 Uhr, eröffnet. Kurator Oliver Seifert führt in die Ausstellung ein