In 2021 hatte die regionale Metall- und Elektroindustrie (kurz M+E) eine Umsatzsteigerung von 17,5 % auf 13,375 Mrd. Euro zu verzeichnen, die Exportquote lag bei 55,4 %. Die Firmen haben trotz Unsicherheiten bedingt durch Corona, Transformation und brüchigen Lieferketten erneut kräftig investiert, und zwar 484 Mio. Euro.
„2021 hat sich für die regionalen M+E-Unternehmen nach der Talsohle im Vorjahr gut entwickelt“, sagte Peter Fieser, Mitglied des Vorstandes der HENSOLDT AG und Vorsitzender der Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm anlässlich der jährlichen Wirtschaftsumfrage, die die Bezirksgruppe unter den Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat. „Trotz enormer Unsicherheiten bei Lieferketten, Materialbeschaffung, Preisentwicklung oder auch Energieversorgung gibt es viele positive Signale“, so Fieser weiter.
Dass letztes Jahr alles andere als leicht war, zeigt sich zum Beispiel daran, dass fast die Hälfte der Betriebe in Kurzarbeit waren. „Die krisenbedingten Verbesserungen der Regelungen für das Kurzarbeitergeld haben sich da als enorm hilfreich erwiesen und tun dies auch noch“, so Götz Maier, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Ulm von Südwestmetall. Aktuell wird Kurzarbeit immer noch in 21 % der Betriebe zur Beschäftigungssicherung eingesetzt und damit immerhin in jedem 5. Betrieb. „Verglichen mit letztem Jahr, ist dieser zum Glück ein deutlicher Rückgang“, führte Maier aus.
Die Zahl der Beschäftigten in regionalen M+E-Betrieben erhöhte sich um 1,76 % auf 58.791 Mitarbeiter/innen, wobei auch die Zahl der Stammbelegschaft leicht gewachsen ist. In der aktuell unsicheren Lage setzen die Unternehmen auch verstärkt wieder befristet Beschäftigte und Zeitarbeitnehmer ein.
„Immer drängender wird der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel“, sagte Stefan Halder, geschäftsführender Gesellschafter der Erwin Halder KG in Achstetten/Bronnen und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall Ulm. Auch dies trage in einigen Unternehmen schon dazu bei, dass weniger produziert werde oder aber Aufträge im Ausland gefertigt werden müssten. Auch die Rekrutierung von Fachkräften über die Ausbildung werde immer schwieriger. „Zwar ist die Ausbildungsquote aktuell stabil bei 4,9 %, dennoch wird es für die Betriebe immer schwieriger, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen“, führte Halder aus. Die Zahl der aktuell noch freien Ausbildungsplätze ist auf 103 stark angestiegen. „Daher ist es unbedingt erforderlich, Berufsorientierungsangebote wieder stärker in Präsenz anzubieten“, sagte Halder. Aus diesem Grund unterstützt Südwestmetall zusammen mit vielen weiteren Partnern aus Politik, Kammern und Verbänden die Praktikumsinitiative „Praktikumswochen Baden-Württemberg“. „Nur mit genügend Nachwuchsförderung können wir dem Fachkräftemangel entgegentreten“, so Halder. Insgesamt gibt es in der regionalen M+E-Industrie weiterhin weit über 3.000 Auszubildende.
Aktuell besteht unter den Betrieben große Unsicherheit hinsichtlich der Stabilität globaler Lieferketten, Preissteigerungen und Energieversorgung“, sagte Fieser. „Auch bei Versorgungsengpässen sollte die Industrie die Chance erhalten, weiter für Wertschöpfung und gute Arbeit am heimischen Standort zu sorgen“, bekräftigte Fieser. Wenn im Falle eines russischen Gas-Lieferstopps in erster Linie den Unternehmen die Energiezufuhr gekürzt werde, würde dies zu enormen wirtschaftlichen Auswirkungen führen. Diese enormen Herausforderungen könnten wir nur als Gesellschaft im Schulterschluss bestehen. Mit einer geschickten Lastenverteilung könnte Einiges von dem drohenden wirtschaftlichen Schaden abgewendet werden. Im Hinblick auf die anstehende Tarifrunde hat die Zukunftssicherheit für Betriebe, wie Arbeitsplätze eine große Bedeutung. „Ein Maßhalten ist deshalb unbedingt erforderlich“, so Fieser.
Trotz dieser Unsicherheit bleibt die Investitionsbereitschaft hoch: Für 2022 planen die Unternehmen 690 Mio. Euro zu investieren. Dies verdeutlicht auch das Bekenntnis der Unternehmen in den Standort Deutschland. „Neben den aktuellen Herausforderungen ist die Bewältigung der Transformation nach wie vor eine große Aufgabe für die Betriebe“, sagte Fieser. Wichtig sei, dass auch bei alternativen Antriebstechnologien der Großteil der Wertschöpfungskette in Baden-Württemberg erhalten bleibe.
In 2022 erwarten 83 % der Firmen steigende Umsätze. Nur sechs Prozent rechnen mit einem Umsatzrückgang. Dies ist trotz der aktuell unsicheren Lage ein positiver Wert. „Dass die Umsatzerwartung etwas schlechter als im Vorjahr ausfällt, könnte damit zusammenhängen, dass knapper werdende Rohstoffe manchen Umsatz nach hinten schieben, weil Liefertermine nicht gehalten werden können“, führte Halder aus.
„Weiterhin positiv sind auch die Personalpläne der Unternehmen“, sagte Götz Maier, Geschäftsführer von Südwestmetall in Ulm. Es gibt wieder mehr Firmen, die Personal aufbauen wollen, als welche, die abbauen müssen. „Im Saldo wurde uns ist ein signifikanter Arbeitsplatzaufbau von über 1.200 Stellen gemeldet“, sagte Maier. Aber ob dieser auch umsetzbar sei, bleibe auch wegen des Arbeitskräftemangels offen.
Info zur Konjunkturumfrage:
An der Konjunkturumfrage haben sich 71 Betriebe beteiligt. Dies entspricht einem Repräsentationsgrad von 50 % der Betriebe der Bezirksgruppe Ulm und 70 % der Beschäftigten.
Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm auf LinkedIn
Statements zur konjunkturellen Lage der regionalen Metall- und Elektroindustrie von Peter Fieser und Götz Maier finden Sie auf LinkedIn unter https://www.linkedin.com/company/bezirksgruppe-ulm.