Arbeitsmarkt im Januar – Anstieg der Arbeitslosigkeit unter üblichem Niveau

2. Februar 2024

Wie zu Jahresbeginn üblich, stieg die Arbeitslosigkeit an. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm waren im Januar 9 788 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 513 Personen oder 5,5 Prozent mehr als im Dezember. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 1 014 arbeitslose Menschen oder 11,6 Prozent mehr.

„Von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar war auszugehen. Saisonale Effekte wie vorübergehende Freistellungen in witterungsabhängigen Branchen oder zum Jahresende auslaufende Arbeitsverträge sind Gründe dafür“, sagt Dr. Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm. In diesem Jahr sei der Anstieg vergleichsweise schwach ausgeprägt und liege unter dem sonst üblichen Niveau, fügt der Agenturleiter an. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Prozentpunkte nach oben und lag bei 3,1 Prozent. Gegenüber dem Vorjahreswert waren das 0,3 Prozentpunkte mehr. „Erfreulich ist, dass trotz der saisonalen Gründe plus konjunktureller Eintrübungen viele Menschen eine Beschäftigung finden konnten. Allerdings mussten sich auch viele neu oder erneut arbeitslos melden. Die Dynamik am Arbeitsmarkt war hoch“, berichtet Torsten Denkmann.

Am Stellenmarkt nahm der Bestand offener Arbeitsangebote weiter ab, gleichzeitig gingen der Arbeitsagentur wieder etwas mehr neue Stellen zu als im Monat davor. Regionale Arbeitgeber meldeten im Januar 844 Stellenangebote, der Bestand umfasste 3 979 freie Arbeitsplätze.

Arbeitslosigkeit

Mit Blick auf die beiden Rechtskreise nahm die Arbeitslosigkeit sowohl bei der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) wie auch bei der Grundsicherung (Jobcenter) zu. Bei der Agentur für Arbeit Ulm waren 4 549 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 382 oder 9,2 Prozent mehr als im Dezember und 386 oder 9,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der bei den Jobcentern im Agenturbezirk arbeitslos gemeldeten Menschen ging vergleichsweise moderat nach oben, zum Vormonat um 131 Personen oder um 2,6 Prozent auf 5 239 Personen. Zum Vorjahr war das ein Plus um 628 Frauen und Männer oder 13,6 Prozent.

Personengruppen

Die Arbeitslosigkeit nahm über alle Personengruppen hinweg zu. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren waren 969 Personen zum Jahresbeginn arbeitslos. Zum Vorjahresmonat sind das 55 junge Menschen oder 6,0 Prozent mehr, zum Vorjahr 191 oder 24,6 Prozent. Die Jugendarbeitslosenquote lag bei 2,7 Prozent und somit 0,2 Prozentpunkte über dem Vormonats- und 0,4 Punkte über dem Vorjahreswert. Bei Frauen und Männern, die über 50 Jahre alt waren, stieg die Arbeitslosigkeit um 187 oder 6,2 Prozent auf 3 186 Menschen. Vor einem Jahr waren 2 951 Ältere arbeitslos. Weiter zugenommen hat die Zahl langzeitarbeitsloser Menschen. Im Januar waren 2 379 Personen bereits länger als zwölf Monate arbeitslos. Das entspricht einem Anstieg zum Vormonat um 121 Personen oder 5,4 Prozent und zum Vorjahresmonat um 553 oder 30,3 Prozent.

Bewegungsdaten

Unter die Bewegungsdaten fallen auch die Zu- und Abgänge aus der Erwerbstätigkeit. Im Januar mussten 1 309 Frauen und Männer ihre Arbeitsstelle aufgeben, 371 oder 39,6 Prozent mehr als im Dezember, zum Vorjahr waren es 76 oder 6,2 Prozent mehr. Die Zahl der Menschen, die eine neue Arbeit aufnehmen konnten, lag mit 806 Personen um 135 oder 20,1 Prozent ebenfalls über dem Vormonatswert. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 193 Personen oder 31,5 Prozent mehr. „An den Bewegungsdaten wird die Dynamik am regionalen Arbeitsmarkt sichtbar. Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit zeigte sich der Markt aufnahmefähig“, kommentiert Denkmann. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Struktur der regionalen Wirtschaft sehr breit gefächert ist, was wiederum zu einer guten Beschäftigungsvielfalt in der Region führe.

Fluchtmigration aus der Ukraine

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden seit dem 1. Juni 2022 durch die regionalen Jobcenter betreut. Insgesamt waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm 3 362 (plus 8 zum Vormonat) erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Davon waren 2 565 (plus 17 zum Vormonat) arbeitsuchend und davon wiederum 1 391 (minus 26 zum Vormonat) arbeitslos.

Stellenmarkt

Regionale Arbeitgeber meldeten 884 Stellenangebote neu, das waren 27 oder 3,3 Prozent mehr als im Vormonat und 24 oder 2,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Bestand offener Arbeitsstellen lag bei 3 979 Vakanzen. Das waren 241 weniger als vor vier Wochen, beziehungsweise ein Rückgang um 5,7 Prozent.  Zum Vorjahr waren es 1 020 Stellenangebote oder 20,4 Prozent weniger. „Die wirtschaftliche Lage zeigt sich mitunter bei der Personalsuche“, sagt Denkmann. „Die Zahl offener Arbeitsangebote war über nahezu alle Branchen rückläufig, insbesondere jedoch bei den Personaldienstleistungen sowie im Gast- und im Baugewerbe“, verdeutlicht Denkmann.

Viele offene Stellen gab es im Bereich freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen, im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen und weiterhin bei den Personalüberlassungen.

Der Agenturbezirk im Landesvergleich

Die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm lag im Januar bei 3,1 Prozent und somit 0,1 Prozentpunkte über dem Wert vom Dezember. Unter den Agenturbezirken in Baden-Württemberg ist das nach wie vor die niedrigste Quote. Im Januar des letzten Jahres lag diese bei 2,8 Prozent.

In Baden-Württemberg stieg die Arbeitslosenquote um 0,2 Punkte auf 4,2 Prozent. Zum Vorjahr waren das 0,3 Prozentpunkte mehr.

Zahlen aus der Innovationsregion

Alb-Donau-Kreis. 3 350 Menschen waren arbeitslos und über die Agentur für Arbeit (1 696) oder das Jobcenter (1 654) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das sind 164 Frauen und Männer oder 5,1 Prozent mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 2,9 Prozent. Das ist die zweitniedrigste Quote in Baden-Württemberg und mit dem Landkreis Biberach zusammen die zwei einzigen im Land, unter der Drei-Prozent-Marke. Die Vorjahresquote im Alb-Donau-Kreis lag bei 2,7 Prozent.

Ulm. Im Stadtgebiet Ulm waren 3 199 arbeitslose Menschen über die Arbeitsagentur (1 287) und das Jobcenter (1 912) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Somit nahm die Arbeitslosigkeit um 179 Personen oder um 5,9 Prozent zu. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 4,3 Prozent. Vor einem Jahr betrug die Quote 3,9 Prozent. Unter den neun Stadtkreisen im Land hat Ulm die niedrigste Arbeitslosenquote.

Landkreis Neu-Ulm. „Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Neu-Ulm ist im Januar wie erwartet gestiegen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,8 Prozent; im Dezember lag sie noch bei 2,5 Prozent. Aktuell sind 2.877 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 252 mehr als vor einem Monat“ berichtet Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth.
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit im Januar ist üblich. Der Grund sind auslaufende oder beendete Arbeitsverträge zum Jahresende und saisonbedingte Entlassungen in der Winterzeit. Der Saisonfaktor wird an der Arbeitslosigkeit der Männer deutlich, da diese vermehrt in den witterungsabhängigen Berufen tätig sind. Die Anzahl der arbeitslos gemeldeten Männer ist um 180 oder 12,5 Prozent gestiegen. Dagegen verzeichnen wir bei den Frauen nur ein Plus von 72 oder 6,1 Prozent.

„Im Vergleich zum Januar 2023 sind 269 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Steigerung von 10,3 Prozent. Hier spielt der Zuzug von Geflüchteten – hauptsächlich aus der Ukraine – eine wesentliche Rolle. Betrachtet man die Arbeitslosenzahlen differenziert nach der Zuständigkeit von Arbeitsagentur und Jobcenter wird die Entwicklung noch deutlicher. Während im Vorjahresvergleich bei der Arbeitsagentur 102 Personen oder 7,5 Prozent mehr Arbeitslose zu verzeichnen sind, stieg die Zahl der Arbeitslosen beim Jobcenter um 167 oder 13,4 Prozent an. Darunter fallen zum einen Neuankömmlinge, aber auch Personen, die ihre Integrations- und Sprachkurse beendet haben und jetzt als arbeitslos zählen. Nach dieser ersten Phase des Ankommens und Spracherwerbs gilt es jetzt, die Geflüchteten bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Dazu sind im nahen Frühjahr Jobbörsen an verschiedenen Standorten geplant, um Arbeitgeber und Arbeitssuchende auf direktem Wege zusammen zu bringen“, führt der Agenturleiter aus.

Bilanz 2023

„Im Ulmer Agenturbezirk erreichte die Beschäftigung ein Rekordhoch, die durchschnittliche Arbeitslosenquote blieb unter der Drei-Prozentmarke und der Personalbedarf etablierte sich hoch auf stabilem Niveau. Unterm Strich zeigte sich der regionale Arbeitsmarkt im Jahr 2023, trotz erschwerter Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, als robust“, bilanziert Dr. Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm.
„Der Strukturwandel hat längst begonnen und die Dynamik am Arbeitsmarkt spürbar abgeschwächt. Zudem wirkten sich die Themen Energie, Inflation, Ma-
terialengpässe und Fluchtmigration auf den Arbeitsmarkt aus. So lagen die Arbeitslosigkeit über und der Stellenbestand unter dem jeweiligen Vorjahreswer-
ten“, fährt der Agenturleiter fort.

Ausblick 2024

„Die wirtschaftlich unsicheren Rahmenbedingungen werden den regionalen Arbeitsmarkt auch im laufenden Jahr herausfordern. Hohe Energiepreise, Materialengpässe und Preissteigerungen werden die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen und auch Bürgerinnen und Bürger belasten. Andererseits werden die Digitalisierung, die Dekarbonisierung und der demografische Wandel die Personalplanung regionaler Betriebe und Unternehmen weiter beschäftigen, so dass wir von einem stabilen Arbeitskräftebedarf ausgehen, vor allem für Fachkräfte und höher Qualifizierte. Dementsprechend werden die Agentur für Arbeit und die Jobcenter weiterhin in am Arbeitsmarkt ausgerichtete Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitslose wie Beschäftigte investieren. In Anbetracht der nach wie vor hohen Nachfrage nach Arbeitskräften erwarten wir keinen Einbruch am Arbeitsmarkt, wenn auch Schwankungen auf Grund der Belastungen wahrscheinlich sind“, berichtet Denkmann weiter.

Bild: Agentur für Arbeit
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