Für ein Biologiestudium sind keine besonderen Mathematikkenntnisse nötig, als Wirtschaftswissenschaftler wird man Millionär und Informatiker reparieren nach dem Uniabschluss Computer. Viele Erstsemester starten mit falschen Vorstellungen ins Studium. Die Konsequenz ist nicht selten ein Fachwechsel oder sogar Studienabbruch – bundesweit ist mehr als jeder fünfte Studierende betroffen. Dank des „Virtuellen Schnupperstudiums“ (ViSchnu) der Uni Ulm können Abiturientinnen und Abiturienten ihr Wunschstudium am heimischen PC „antesten“.
Im Schnupperstudium Chemie experimentiert man zum Beispiel im virtuellen Labor und beantwortet Fragen zum Atommodell oder zu chemischen Reaktionen. Potentielle Informatikstudenten steuern einen Roboter durch ein Labyrinth, versuchen sich an einfachen Programmieraufgaben und erfahren, dass auch Englischkenntnisse wichtig für dieses Fach sind.
Liegen die Nutzer mit ihren Aktionen oder Antworten falsch, bekommen sie Tipps und dürfen es noch einmal versuchen. „Das ViSchnu ist kein Assessment Center, sondern eine Orientierungshilfe für Studieninteressierte. Es geht nicht darum, Wissen abzufragen. Vielmehr sollen Nutzer einen Eindruck erhalten, was in einem Fach passiert“, sagt Christiane Westhauser, Leiterin der Zentralen Studienberatung (ZSB) an der Uni Ulm. Einfluss auf eine spätere Bewerbung um einen Studienplatz habe das Ergebnis nicht. Das Virtuelle Schnupperstudium am Computer ist in dieser Form deutschlandweit einmalig – andere Unis setzen eher auf Wissens- oder Eignungstests.
Neben Multiple-Choice-Fragen und praktischen Übungen bietet das Online-Angebot Informationen zu möglichen Berufsfeldern, Gehaltsaussichten sowie zur Universität und Stadt Ulm. Außerdem kommen aktuelle Studierende und Dozenten zu Wort. Anschließend sollten Abiturienten einschätzen können, ob sie sich ihr Wunschstudium und damit mögliche Berufe vorstellen können. Sind die nötigen Vorkenntnisse noch nicht vorhanden, bietet die hiesige Uni Starthilfen wie die Ulmer Universitäts-Trainingscamps Mathematik sowie Chemie an.
Bisher haben über 850 Studieninteressierte das ViSchnu geklickt – und die Reaktionen sind durchweg positiv; „Das Online-Angebot ist gut gemacht. Jetzt weiß ich, dass Informatik wohl nicht das richtige Fach ist“, sagte der 17-jährige Schüler Jonathan beim Studieninformationstag im Herbst, bei dem das Angebot Premiere feierte. Seitdem wird das Fächerspektrum ständig erweitert – zuletzt um Biologie und Biochemie. „Unser ViSchnu kann ohne Anmeldung genutzt werden und richtet sich an alle, die sich ohne Druck und in ihrem Tempo interaktiv mit Studienfächern auseinandersetzen möchten“, erklärt Eva-Maria Klein von der ZSB. „Es kommt gerade Interessierten entgegen, die weiter weg wohnen und nicht in die reguläre ZSB-Sprechstunde oder zu Informationsveranstaltungen kommen können“, so Klein weiter. Gerade für Abiturienten, die aufgrund des achtjährigen Gymnasiums und der ausgesetzten Wehrpflicht bis zu zwei Jahre jünger seien als früher, stelle es eine zusätzliche Orientierungshilfe dar.
Das Virtuelle Schnupperstudium, mit dem sich das Interesse an einem Fach in wenigen Minuten überprüfen lässt, ist von der Zentralen Studienberatung, den Studienfachberatern und –lotsen sowie Ulmer Studierenden im Zuge der Projekte PRO MINT & MED sowie Individuelle Studienmodelle (Propädeutikum Online) entwickelt worden.
Virtuelles Schnupperstudium zum Testen:
http://www.uni-ulm.de/einrichtungen/vischnu.html