Demokratie soll Schule machen

25. January 2017

Angesichts der Bedrohung der Demokratie durch Extremismus, Terror sowie Desinformation und Hetze sagte Bundespräsident Joachim Gauck in seiner offiziellen Abschiedsrede am 18. Januar 2017 in Berlin: „Wir brauchen Demokratieerziehung, weiterhin und noch intensiver als bisher – beginnend in den Familien, dann aber auch in den Kindergärten, Schulen, Integrationskursen, Universitäten bis hinein in die Medien, auch und gerade im Internet.“

Die Bildungsregion Landkreis Neu-Ulm hat bereits vorausahnend die Worte des deutschen Staatsoberhaupts beherzigt: Am 31. Mai 2016 beschloss der Bildungsbeirat der Bildungsregion, „Demokratische Bildung“ zu deren thematischem Schwerpunkt des Jahres 2017 zu machen. Nun beschäftigte sich die Bildungskonferenz mit dieser Programmplanung.

Wolf-Dieter Schuster, der Regionalbeauftragte für Demokratie und Toleranz Schwaben, stellte dabei heraus: „Demokratie ist nicht selbstverständlich. Demokraten fallen nicht vom Himmel.“ Eine der wichtigsten Aufgabe der Schulen sei es deshalb, „junge Menschen zu mündigen Bürgern“ zu erziehen.

Die Bildungsregion hat vor, im Laufe dieses Jahres mit mehreren Aktionen und Veranstaltungen zu vermitteln, was Deutschland an seiner freiheitlichen, demokratischen, rechts- und sozialstaatlichen Bundesrepublik hat. Im Einzelnen lauten dabei die strategischen Ziele:
1.    Demokratische Prozesse sollen für Kinder und Jugendliche erlebbar gemacht werden.
2.    Die Schülerinnen und Schüler sollen dafür sensibilisiert werden, dass hinter Nachrichten nicht immer die hehre Absicht steht, wahrheitsgemäß zu informieren, sondern zunehmend mit sogenannten „fake news“ die Meinungsbildung manipuliert wird.
3.    Das öffentliche Engagement gegen Extremismus und Rassismus sowie für Demokratie und Vielfalt soll gestärkt werden.

Dazu wird die Bildungsregion zum Beispiel die mobile Impuls-Theaterproduktion „Krass – Hauptsache radikal“ in den Landkreis holen. Wie Wolf-Dieter Schuster erläuterte, hat das „Junge Theater Augsburg“ das theaterpädagogische Stück auf Basis von O-Tönen, Recherchematerial, Interviews und biografisch-dokumentarischen Fragmenten einstudiert. „Krass – Hauptsache radikal“ umfasse drei Module: 1) Lehrerfortbildung – 2) Theateraufführung – 3) Schülerworkshop.

Diverse Angebote für Schüler, Lehrer und Eltern hält auch die Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) bereit, darunter Vorträge, andere Veranstaltungen und Aussteigerprogramme, informierte BIGE-Mitarbeiter Christoph Dauser.

An einigen Schulen im Landkreis Neu-Ulm wird bereits Vorbildliches bei der demokratischen Erziehung und Bildung geleistet. So präsentierten drei Mädchen und zwei Buben der Grundschule Neu-Ulm-Stadtmitte ihr drei- bis viermal im Schuljahr tagendes Schülerparlament, in dem alle Schülerinnen und Schüler Rederecht haben und Vorschläge oder Wünsche einbringen können. So entstand zum Beispiel ein Klettergerüst für den Schulhof.

An der Christoph-Probst-Realschule wurde ein Leitbild entwickelt, das zwei grundlegende Fragen beantwortet: Wofür stehen wir? Und: Was wollen wir erreichen? Auf Basis dieses Leitbildes wird gerade ein Wertesystem aufgebaut, das sich durch alle Jahrgangsstufen ziehen soll.

Ebenfalls an der Christoph-Probst-Realschule soll im laufenden Schuljahr mit etwa 50 Schülerinnen und Schülern das Planspiel „Der Landtag sind wir!“ veranstaltet werden. Die vom Centrum für angewandte Politikforschung (C.A.P.) der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München entwickelte Simulation sieht auch vor, dass bei der Schlussbesprechung eine Abgeordnete beziehungsweise ein Abgeordneter des Bayerischen Landtags Rede und Antwort steht.

Dass die Demokratie nicht nur in die heimischen Schulen kommt, sondern dass die Demokratie auch Schule macht – dazu wollen Sonja Seger und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer in der Bildungsregion Landkreis Neu-Ulm beitragen.

Demokratie soll Schule machen

„Demokratische Bildung“ ist das diesjährige Schwerpunktthema der Bildungsregion Landkreis Neu-Ulm. Das teilte Bildungsreferentin Sonja Seger bei der Regionalen Bildungskonferenz mit, an der jüngst gut 60 Vertreterinnen und Vertreter der heimischen Bildungslandschaft teilnahmen.

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My Anh, Kewin, Can, Michelle und Swea (von links) stellten in der Regionalen Bildungskonferenz der Bildungsregion Land-kreis Neu-Ulm das Schülerparlament ihrer Grundschule Neu-Ulm-Stadtmitte vor. Foto: Jürgen Bigelmayr/Landratsamt Neu-Ulm
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