Regionale Wirtschaft: Der Konjunkturmotor brummt

29. May 2017

Die regionale Wirtschaft ist in sehr guter Verfassung. Der IHK-Konjunkturklimaindex, ein gemeinsames Maß für die Lageurteile und die Erwartungen, legt gegenüber Jahresbeginn um weitere fünf Punkte zu und erzielt mit 140 Punkten nun ein 6-Jahreshoch. „Die regionale Wirtschaft bleibt somit auf Wachstumskurs, der Konjunkturmotor läuft mit voller Kraft“, fasst IHK-Präsident Dr. Peter Kulitz das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage zusammen.

Mit Blick auf die aktuelle Lage laufen die Geschäfte im Frühjahr so rund wie selten zuvor. Ursache hierfür sind ordentliche Umsatzzahlen. Mehr als sechs von zehn Unternehmen berichten von gut laufenden Geschäften. Weitere 34 Prozent vermelden zumindest eine befriedigende Situation. Der Aufwärtstrend beim aktuellen Geschäftsverlauf hält somit unvermindert an. Dies spiegelt sich auch in einer guten Ertragslage der Unternehmen wider.

Zudem gewinnt der Optimismus zunehmend an Fahrt. Bislang hat die regionale Konjunktur bereits allen Ungewissheiten der internationalen Wirtschaftspolitik erfolgreich getrotzt. Nun haben die großen politischen Unsicherheitsfaktoren weltweit noch an Schrecken verloren. So sehen im Frühjahr spürbar weniger Unternehmen in diesem Bereich Risiken für die eigene Entwicklung. Hinzu kommt ein deutliches Anziehen bei den Auftragseingängen. In der Folge legen die Erwartungen der Betriebe an die kommenden zwölf Monate zu. Das Gros der Unternehmen sieht eine weitere Entwicklung auf dem erreichten, guten Niveau. Gut ein Drittel geht nun aber sogar von einer Steigerung aus.

Zusätzliche Impulse werden dabei von den Exporten erwartet. Hier schlagen sich der schwache Euro und das freundlichere weltwirtschaftliche Umfeld nieder. Vor allem in den Schwellenländern läuft es wieder besser. Der nordamerikanische und der europäische Markt bleiben zudem stabil und bieten gute Absatzchancen.

Wichtige Stütze ist nach wie vor auch die Binnenwirtschaft. Der private Konsum profitiert weiter von Niedrigzinsen und einer hervorragenden Arbeitsmarktlage. So belief sich die Arbeitslosenquote der IHK-Region Ulm im April auf 2,9 Prozent. Damit lag die Quote zum ersten Mal in einem April unter der Vollbeschäftigungsmarke von drei Prozent. Und das Hoch am Arbeitsmarkt hält an: Drei von zehn Betrieben wollen ihren Personalbestand weiter steigern.  Gut 60 Prozent möchten die derzeit hohe Beschäftigtenzahl zumindest halten. Folglich sind bei der Arbeitsagentur über 5.400 offene Stellen gemeldet. Fast alle gehen dabei mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung einher. Somit steuert die IHK-Region Ulm auf einen neuen Beschäftigungsrekord zu.

Und auch beim Investitionsklima ist eine spürbare Belebung auszumachen. So legt die Investitionsbereitschaft gegenüber Jahresbeginn deutlich zu. Gut ein Drittel der Unternehmen wollen in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren. Dabei werden Rationalisierungsinvestitionen zurückgefahren, zugleich gewinnen Kapazitätserweiterungen an Bedeutung. Somit bestätigt auch diese Entwicklung den expansiven Pfad der regionalen Wirtschaft.
„Angesichts dieser Wirtschaftsentwicklung und sprudelnder Steuereinnahmen sind für die Unternehmen spätestens jetzt Entlastungen überfällig. Diese sollten vorrangig bei der Kostenbesteuerung ansetzen. Die fortwährende Besteuerung von Zinsen, Mieten und Leasingraten sowie die beschlossene Lizenzschranke sind systemwidrig und abzuschaffen“, appelliert Kulitz an die Politik. „Erforderlich sind zudem zukunftsweisende Investitionen, zum Beispiel in die digitale Infrastruktur.“

Industrie legt weiter zu
Nach dem deutlichen Stimmungsanstieg der Industrie zu Jahresbeginn, legt diese im Frühjahr noch einmal zu. Die exportorientierte Branche profitiert in besonderem Maße von der besseren Weltkonjunktur. Das anhaltend gute Nachfrageniveau aus dem Inland wird nun durch höhere Auslandsumsätze verstärkt. Gegenwärtig sind die Kapazitäten der Industrie zu fast 90 Prozent ausgelastet. Umsätze und Erträge haben sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt. Sechs von zehn Unternehmen geht es derzeit gut, weiteren 36 Prozent zumindest befriedigend.

Besonders gut stehen nach wie vor die Vorleistungsgüter- und die Investitionsgüterproduzenten da. Je zwei von drei Betrieben sind hier mit den laufenden Geschäften zufrieden. Schlecht geht es in diesen Branchensegmenten nahezu keinem Unternehmen. Etwas anders stellt sich die Situation bei den Konsumgüterproduzenten dar. Dort fallen die Lageurteile deutlich gemäßigter aus. Gegenüber Jahresbeginn ist allerdings eine markante Aufhellung auszumachen. Die guten Lageurteile überwiegen nun wieder die schlechten.

Mit Blick in die Zukunft herrscht Einigkeit unter den Branchensegmenten. Folglich gewinnt die Industrie an Zuversicht. Fast jedes zweite Produktionsunternehmen geht davon aus, dass sich die Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten noch weiter verbessern werden. Und der Grund für diesen Optimismus liegt auf der Hand: Der positive Nachfragetrend hält an und gewinnt an Dynamik. Die Personalpläne werden nach oben geschraubt, ebenso die Investitionsbereitschaft. Zudem gewinnen gerade in der Industrie Expansionsinvestitionen spürbar an Bedeutung.

Handel: Großhandel floriert und dominiert
Der Großhandel profitiert vom guten Geschäftsverlauf seiner Kunden aus Industrie, Bau und Dienstleistungen. Steigende Umsätze und eine erfreuliche Gewinnlage lassen die Großhändler ihre derzeitige Lage daher noch einmal besser einschätzen als zu Jahresbeginn. Mehr als acht von zehn Betrieben vermelden gut laufende Geschäfte. Vor allem der produktionsverbindende Großhandel steht hervorragend da. Und die Tendenz bei den eingehenden Bestellungen bleibt aufwärtsgerichtet. Die Erwartungen an die kommenden Monate werden daher nach oben geschraubt. Vor diesem Hintergrund soll auch mehr investiert werden. Zudem stehen die Signale weiter auf Personalaufbau. Hier macht sich allerdings mehr und mehr ein Fachkräftemangel bemerkbar.

Im Einzelhandel überwiegen auch die guten die schlechten Lageurteile. Die Stimmung ist aber weit weniger florierend als im Großhandel. Ursache ist eine geringere Umsatzdynamik in den letzten vier Monaten. Gerade den Anbietern von Saisonware wie Sportgeschäften und Textil-Einzelhändlern machte das unbeständige Wetter zu schaffen. Zudem greift der Onlinehandel einen wachsenden Anteil der Kaufkraft ab. Nicht zuletzt drücken steigende Kosten auf die Ertragslage. Und große Zuwächse werden auch die kommenden Monate nicht erwartet. Das Gros der Einzelhändler geht letztlich davon aus, dass sich die Geschäfte auf dem gegenwärtigen Niveau weiter entwickeln werden. Zusätzliches Personal wird daher auch nur vereinzelt gesucht. Die Investitionspläne zeigen hingegen deutlich nach oben. Hier rücken vor allem Vertriebsinnovationen in den Fokus.
Dienstleistungen: Weiter hohes Niveau
Die Geschäfte der Dienstleister laufen weiterhin rund. Fast sechs von zehn Unternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage als gut. Gerade einmal fünf Prozent vermelden schlechte Geschäfte. Zwar haben sich Umsätze und Ertragslage etwas eingetrübt, die Nachfragetendenz legt aber auf ordentlichem Niveau leicht zu. Für die kommenden Monate erwarten daher drei Viertel der Dienstleister eine Beibehaltung des ohnehin schon beachtlichen Geschäftsverlaufs. Mit fallenden Umsätzen rechnen nur wenige. Auch soll weiter investiert und Personal aufgebaut werden.

Die Stimmung in den einzelnen Servicesparten ist nahezu überall zufriedenstellend. Spitzenreiter ist dabei das Verkehrsgewerbe. Dort bewerten gleich vier von fünf Unternehmen die Geschäftslage als gut. Die Beförderungskapazitäten sind zu rund 90 Prozent ausgeschöpft. Ebenfalls gut steht das Hotel- und Gaststättengewerbe da. Fast zwei Drittel der Unternehmen vermelden hier zufriedenstellende Geschäfte. Die Ertragslage hat sich verbessert und die gute Umsatzentwicklung hält an. Für die kommenden Monate wird erwartet, diese Werte halten oder teilweise sogar noch einmal verbessern zu können. Sowohl im Verkehrsgewerbe als auch im Hotel- und Gaststättenbereich bleibt aber der Fachkräftemangel ein Problem. Zumal der Beschäftigungsstand in einigen Betrieben weiter erhöht werden soll.

Auch bei den Unternehmensdienstleistern fallen die Lage-, Umsatz- und Ertragsurteile sehr positiv aus. Gegenüber Jahresbeginn geben diese aber etwas nach. Da die Tendenz beim Auftragsvolumen allerdings leicht steigt, dürfte dies kein Trend für die kommenden Monate sein. Die Erwartungen bleiben letztlich auch von Zuversicht geprägt. Im Kreditgewerbe bleibt die aktuelle Lage befriedigend. Zwar ist das Geschäftsvolumen gestiegen und gerade Kredite zur Betriebsmittelfinanzierung werden wieder stärker nachgefragt. Regulierungsflut und niedrige Zinsen wirken sich aber nach wie vor negativ auf die Erträge aus.

Regionale Wirtschaft: Der Konjunkturmotor brummt

Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft ist so gut wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der Aufwärtstrend beim aktuellen Geschäftsverlauf hält unvermindert an. Zudem nimmt der Optimismus zunehmend Fahrt auf. Der Aufschwung gewinnt somit an Kraft. Am Arbeitsmarkt steuert die IHK-Region Ulm auf einen neuen Beschäftigungsrekord zu.

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[Bild: ulm.ihk.de]
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