Andreas Stoch kümmert sich normalerweise um die Veränderungen in der Bildungslandschaft. Am Mittwoch war er auf Einladung des Ulmer SPD-Landtagsabgeordneten Martin Rivoir in der eiszeitlichen Fundlandschaft zwischen Blaubeuren und Schelklingen unterwegs, die gemeinsam mit dem Lonetal in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen werden soll. Doch auch im Achtal wurde er mit einem Schul-Thema konfrontiert: Es sei unverständlich, dass das Thema Steinzeit aus dem Bildungsplan für weiterführende Schulen gestrichen werden soll, sagte Georg Hiller, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Blaubeurer Museumsstiftung. Gerade Baden-Württemberg habe viel zu bieten, etwa die weltbekannte Venus vom Schelklinger Hohlen Fels.
"Wir wollen, dass das Thema Vor- und Frühgeschichte einen wichtigen Platz hat"
Der Minister gab während der Besichtigung des Museums Entwarnung. Er berichtete von einer Besprechung der Bildungsplankommission: Aufbauend auf dem Grundschulwissen sollen weiterhin entsprechende Inhalte vermittelt werden. „Wir wollen, dass das Thema Vor- und Frühgeschichte einen wichtigen Platz hat“, sagte Stoch. Er werde persönlich ein Auge darauf richten.
Er stehe voll auf der Seite derjenigen, die sich für die bessere Präsentation der eiszeitlichen Funde einsetzen, betonte Stoch. Als Mitglied der deutschen Kultusministerkonferenz habe er dort geworben für den Antrag aus Baden-Württemberg, das Ach- und Lonetal bei der Unesco zu melden. „Die Höhlen stehen auf Platz 1 unserer Vorschlagsliste. Das ist ein Riesenschritt.“ Er ist ein Verfechter des Konzepts, die Funde mit ihrer weltweiten Bedeutung nahe ihrer Fundstätten zu zeigen. Gerade der „enge räumliche Zusammenhang“ sei die Chance für den Erfolg des Antrags bei der Unesco, meint der Minister.
Als Abgeordneter des Wahlkreises Heidenheim hatte sich Stoch für den Bau des Archäoparks Vogelherd in Niederstotzingen eingesetzt. Die Region habe mit den Fundstätten und den dort entdeckten ältesten Kunstwerken der Menschheit ein Alleinstellungsmerkmal. „Diese den Leuten nicht zu zeigen, wäre ein Frevel.“ Ziel sei, dass auswärtige Besucher zwischen Rothenburg ob der Tauber und dem Münchner Hofbräuhaus Station machen. „Das Hofbräuhaus kann man nachbauen, die Fundlandschaften nicht“, sagte Stoch, der gestern im Achtal das Geißenklösterle, die Sirgensteinhöhle und den Hohlen Fels besichtigte. Wegen des Regens waren er und seine Begleiter allerdings nicht mit dem Rad, sondern mit Autos unterwegs.
Angetan zeigte sich Stoch während einer von Direktorin Dr. Stefanie Kölbl geleiteten Führung vom erweiterten und umgestalteten Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren, das seit seiner Wiedereröffnung Mitte Mai Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums ist. Andreas Stoch und Martin Rivoir sind der Meinung, dass die Gemeinden Unterstützung verdienen. „Das Thema ist von der Dimension zu groß, als dass Kommunen das selber stemmen könnten“, sagte Stoch, ohne jedoch Zuschüsse zusagen zu können. Konkret sucht gerade die Stadt Schelklingen Hilfe beim Bau eines Besucherzentrums, das beim Hohlen Fels geplant ist. Bisher gebe es am Fundort der Venus keine Infrastruktur, sagte SPD-Stadtrat Jürgen Haas. Baustellen-Toiletten seien kein Dauerzustand. Der Vorsitzende der Museumsgesellschaft Reiner Blumentritt, der Stoch durch die Höhle führte, machte auf das Problem der fehlenden Abbiegespur auf der Bundesstraße 492 aufmerksam. Der Abgeordnete Rivoir bat um weitere Informationen, um beim Regierungspräsidium Tübingen nachhaken zu können.
Nach Archäologie und Verkehr zum Ende der Achtal-Tour noch einmal das Thema Schule: Stoch besuchte – ohne Öffentlichkeit – die Schelklinger Heinrich-Kaim-Schule. Der Antrag der Werkrealschule auf Gemeinschaftsschule wurde wegen zu geringer Schülerzahlen abgelehnt, nachdem Pläne einer Zusammenarbeit mit Allmendingen gescheitert waren.