Konjunkturklimaindex erreicht Höchststand

30. May 2011

Nachdem lange Zeit vor allem die Unternehmen aus den exportorientierten Branchen ihre Lage und Geschäftserwartungen hochgeschraubt hatten, ziehen jetzt auch die stärker binnenwirtschaftlich ausgerichteten Firmen nach. „Der Wirtschaftsaufschwung in der Region hat ein solch hohes Tempo erreicht, dass dieser selbst konjunkturellen Gegenwind durch eine Reihe von Risiken aushalten kann“, sagt IHK-Präsident Dr. Peter Kulitz. Zum sechsten Mal in Folge steigt der IHK-Konjunkturklimaindex, der sich aus einer Kombination der aktuellen Lageurteile und den Geschäftserwartungen zusammensetzt. Mit 142 Zählern erreicht dieser nun den höchsten Stand seit über 20 Jahren (+ 3 Prozentpunkte).

Ursache dieser Entwicklung sind sprudelnde Umsatzzahlen und eine spürbar verbesserte Ertragslage. Mehr als der Hälfte der Firmen geht es nun gut. Lediglich zwei Prozent vermelden eine schlechte Geschäftslage. Dabei profitiert nicht nur der Export. Auch die auf das Inland ausgerichteten Unternehmen sehen ihre Lage rosig. Der Aufschwung gewinnt dadurch an Breite und beginnt sich selbst zu tragen. Es wird investiert und konsumiert. Die Inlandsinvestitionen werden dabei durch den gestiegenen Erweiterungsbedarf getrieben. Immer mehr Firmen gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen und darüber hinaus. Dadurch gewinnt vor allem das Investitionsmotiv der Kapazitätserweiterung weiter an Bedeutung.

Arbeitskräfte werden zunehmend knapper

Es werden mehr Maschinen und Anlagen gekauft und die Investitionsabsichten sind bereits fast wieder auf Rekordniveau. Bei der Konsumnachfrage machen sich höhere Löhne und eine breitere Beschäftigung bemerkbar. Beides trägt zu einer Steigerung der Einkommen bei. Mit einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent herrschte in der IHK-Region Ulm bereits im April nahezu Vollbeschäftigung. Und nachdem die Beschäftigungspläne bei fast 30 Prozent der Betriebe weiter auf Stellenaufbau ausgerichtet sind, dürfte dieser positive Trend auch anhalten. Vor diesem Hintergrund werden die Arbeitskräfte zunehmend knapper und immer mehr Betriebe sehen im Fachkräftemangel ein Risiko für die eigene betriebliche Entwicklung. Hier wird nach Auffassung der Unternehmen auch die zum 1. Mai erweiterte Arbeitnehmerfreizügigkeit keine spürbare Entlastung bringen. Und auch die Krise in einigen Euro-Staaten sowie die Unsicherheiten in Nordafrika und Japan setzen der regionalen Wirtschaft zu.

Trotz der gegenwärtig prächtig laufenden Geschäfte gehen über 90 Prozent davon aus, dass dieses Niveau in den kommenden Monaten mindestens gehalten werden kann. Der Aufschwung scheint somit kräftig genug zu sein, um die Liste der Belastungen und Risiken auszuhalten. Dies gilt auch für das derzeitige Konjunkturrisiko Nummer 1 – die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise. Diese erreichen bereits wieder ein atemberaubendes Preisniveau und ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht. Mit Blick auf die angestrebte Energiewende in Bund und Land spricht sich Kulitz daher auch gegen weitere Belastungen der Betriebe aus. „Es ist sicher nicht so, dass die Wirtschaft einen Umstieg auf erneuerbare Energien prinzipiell ablehnt, im Gegenteil. Aber unabdingbare Voraussetzung ist, dass die Energieversorgung nicht nur zuverlässig, sondern auch bezahlbar bleibt“, so der IHK-Präsident.

Auftragsbücher sind prall gefüllt



Der industrielle Konjunkturmotor brummt im Frühsommer auf vollen Touren. Mehr als die Hälfte der Industriebetriebe vermelden eine gute Lage. Schlecht laufende Geschäfte sind lediglich vereinzelt zu verzeichnen. Steigende Erlöse sorgen somit dafür, dass sich trotz erhöhter Kosten die Ertragslage spürbar aufbessert. Dank einer anhaltend lebhaften Nachfrage aus dem In- und Ausland bleiben die Auftragsbücher zudem prall gefüllt. Der Optimismus der Industriebetriebe ist daher nahezu ungebremst. Folglich wird die regionale Industrie auch in diesem Jahr einen wichtigen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Expansion beitragen.

Die hervorragende Stimmung zieht sich quer durch alle Industriesparten. Die beste Lage haben dabei die Hersteller von Maschinen und Fahrzeugen – die Investitionsgüterindustrie – zu vermelden. Hier werden zudem auch die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate noch einmal nach oben geschraubt. Jene Betriebe, die Vorleistungsgüter liefern, stehen dem allerdings nicht viel nach. Gleiches gilt auch für die Hersteller von Konsumgütern, wie Lebensmitteln oder Möbeln. Bei beiden zeigt die Lage steil nach oben. Die Geschäftserwartungen geben zwar leicht nach, bleiben aber deutlich im positiven Bereich. Vor diesem Hintergrund wird in allen Bereichen kräftig investiert und Personal aufgebaut.

Voll Optimismus in die Zukunft


Die Lage der regionalen Einzelhändler ist zufriedenstellend. Aufgrund des positiven Konsumklimas konnten erneut Umsatzzuwächse verzeichnet werden. Rund 38 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften. Dem stehen zehn Prozent gegenüber, denen es schlecht geht. Und auch die Zukunftseinschätzungen sind nach wir vor von Optimismus geprägt. Dennoch wird von einigen Händlern die Gefahr gesehen, dass die Kauffreude durch die hohen Energiepreise weiter eingetrübt werden könnte. Investitions- und Beschäftigungsabsichten bleiben expansiv ausgerichtet. Im Großhandel stellt sich die Situation noch günstiger dar. Dies gilt vor allem für den produktionsverbindenden Großhandel, der in besonderem Maße von den gut laufenden Geschäften seiner industriellen Kundschaft profitiert.

Wie schon zu Jahresbeginn erreicht der Lageparamter für dieses Branchensegment eine atemberaubende Höhe. Zudem gilt wie in der Industrie, dass lediglich in Einzelfällen eine schlechte Geschäftslage zu verzeichnen ist. Im konsumnahen Großhandel fällt die Stimmung zwar verhaltener aus, aber auch dieser Bereich steht weiterhin gut da. Insgesamt scheinen die Großhändler damit zielstrebig auf ihre Rekordmarke von Ende 2006 hinzusteuern. Dabei bleiben die Aussichten zuversichtlich. Beschäftigungs- und Investitionspläne zeigen weiter nach oben.

Dienstleistungsbranche wird zum Jobmotor

Die Dienstleistungskonjunktur legt einen höheren Gang ein. Nachdem bereits zu Jahresbeginn Auftragsvolumina und Umsätze deutlich gestiegen waren, klettern diese im Frühsommer auf neue Höhen. Folglich schätzt schon wieder mehr als jeder zweite Dienstleister seine aktuelle Geschäftslage als gut ein. Doch trotz dieser Entwicklung lassen die Erwartungen für die kommenden Monate nur leicht nach. Zudem erhöht die Dienstleitungsbranche kräftig ihre Beschäftigungspläne und bestätigt somit einmal mehr ihre Stellung als Jobmotor. Besonders gut geht es den unternehmensnahen Dienstleistern. Die gesamtwirtschaftliche Situation sorgt hier für viele Aufträge und lässt Umsatz sowie Ertragslage steigen. Im Verkehrs- sowie dem Hotel- und Gaststättengewerbe stellt sich die Lage ebenfalls positiv dar. Auch wenn sich in diesen beiden Sparten die Lage etwas eingetrübt hat, bleiben Fracht-/Beförderungskapazitäten sowie Restaurations- und Beherbergungsumsatz weiter deutlichim grünen Bereich.

Deutlich verringert hat sich die Zahl der Kreditinstitute, die sich in einer guten aktuellen Geschäftslage befinden. Dies liegt aber lediglich daran, dass Kreditinstitute, denen eine weitere Steigerung ihres Geschäftsvolumens bzw. ihrer Gewinnlage nicht gelungen ist, zum Teil dazu übergegangen sind, ihr Situation nicht mehr als gut, sondern als befriedigend zu bewerten. Schlecht laufende Geschäfte sind weiterhin Mangelware im Kreditgewerbe.

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