Arbeitsplätze entstehend vor allem in wissensintensiven Branchen, und hierzu gehören eindeutig die Ingenieurwissenschaften und die Informationstechnik. Die verwissenschaftlichte Arbeitswelt erfordere Menschen, die abstrakt denken könnten und die die Fähigkeit besäßen, auch zunächst völlig unklare und unbekannte Sachverhalte einer Lösung zuzuführen, führte Bubenzer aus. Er zeigte deshalb wenig Verständnis, dass von Seiten der Landesregierung und der Kammern im Zuge einer Langzeitprognose das Hochschulstudium gegen die duale Ausbildung ausgespielt werde. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Tausenden, die jedes Jahr ohne Abschluss die Schule verlassen. Für diese gelte es auf geeignete Weise einen Zugang zum dualen Bildungssystem zu schaffen und nicht junge talentierte Menschen vom Studieren abzuhalten. Den Absolventinnen und Absolventen attestierte er jedoch, sie hätten keineswegs am Arbeitsmarkt vorbeistudiert, denn ein Hochschulstudium sei erwiesenermaßen die beste Absicherung gegenüber Arbeitslosigkeit.
Doppelabschlüsse
Rekordverdächtig war dieses Semester die Anzahl jener Absolventen, die einen Doppelabschluss erworben hatten. Prorektor Professor Dr. Klaus-Peter Kratzer konnte elf Namen von Absolventen verlesen, die zeitweise an einer Partnerhochschule studiert hatten. Allein fünf Chinesen von der Hubei University of Automotive Technology, Shiyan, hatten hierfür den Ulmer Studiengang Fahrzeugtechnik gewählt. Die Ulmer Studenten der Nachrichtentechnik, Industrieelektronik und Wirtschaftsinformatik hatte es stattdessen nach Schottland an die Napier University in Edinburgh gezogen. Der Auftritt im Schottenrock bei der Urkundenübergabe war daher obligatorisch.
Stifterpreise
Höhepunkt des Festaktes war die Verleihung der Preise für besondere Studienleistungen.
Der VDI-Preis für überdurchschnittliche Abschlussarbeiten ging dieses Jahr an Marina Schwarzkopf, Studiengang Medizinische Dokumentation und Informatik, Helmut Friedrich Schumacher sowie Florian Storz, beide Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen.
Bauteilattrappen für die virtuelle Fahrzeugmontage
Bevor neue Fahrzeugmodelle produziert werden, wird heutzutage deren Montage erst virtuell erprobt. In der neuesten 3D-Variante wird dabei ein digitales Menschenmodell durch die tatsächlichen Bewegungen eines Werkers gesteuert. Damit es zu realistischen Bewegungen kommt, ist der Mensch jedoch auf Rückkopplungen durch Berührungsreize angewiesen. Da die neuen Bauteile noch nicht existieren, müssen an ihre Stelle Attrappen treten, die beispielsweise in Forum und Volumen einer Mittelkonsole entsprechen. Hier setzt die Arbeit von Helmut Friedrich Schumacher an, für die er den ersten Preis erhielt. Er entwickelte bei der Dailmer AG in Ulm einen Satz modularer Bauteilattrappen, die – auf das Notwendigste reduziert – innerhalb weniger Minuten zusammengesetzt und zerlegt werden können. Er wies außerdem nach, dass das Hantieren mit den Attrappen die gewünschte haptische Rückkopplung erzeugt. Für das optische Eerfassen der Bewegungen genügt die kostengünstige Technik entsprechender Computerspiele. Das entwickelte System soll bei Daimler konzernweit eingesetzt werden.
Schwangerschaftsdiabetes und Social Media
Marina Schwarzkopf beschäftigte sich mit der Entwicklung einer Web-Applikation für Frauen, die unter einer Schwangerschaft zuckerkrank werden. Schwangerschafts-Diabetes ist eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen in Deutschland. Die Web-Applikation soll dem Selbstmanagement dienen. Die betroffenen Frauen können Gesundheitsparameter wie Körpergewicht, Blutzucker-Spiegel und körperliche Aktivitäten eingeben, was auch über mobile Endgeräte möglich ist. Aus diesen Daten werden Nachrichten erzeugt, zu denen die Nutzerinnen über Facebook oder per E-Mail zielgerichtete Gesundheitsinformationen erhalten, die sie wiederum über Facebook mit ausgewählten Freunden austauschen können. Die Preisträgerin hat außerdem eine Schnittstelle zum Datenexport aus Facebook geschaffen, um das Nutzerverhalten anonymisiert beobachten zu können. Die Nutzung sozialer Netzwerke im Rahmen eines medizinischen Selbstmanagements macht es notwendig, sich mit den Richtlinien des Datenschutzes auseinander zu setzen. Deren Umsetzung ist ebenfalls Bestandteil der ausgezeichneten Arbeit. Das von Marina Schwarzkopf entwickelte System wird demnächst in einer Feldstudie eingesetzt werden. Die Arbeit entstand im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes mit dem Universitätsklinikum Ulm zum Einsatz sozialer Medien in der Medizin.
Schneller Weg zu geeigneter Fördertechnik
Wenn in der Automobilproduktion zunächst Kleinserien aufgelegt werden, soll die Produktionsstätte ebenfalls klein und damit schnell und kostengünstig erstellt werden können. Zu diesem Zweck wird der Automatisierungsgrad bewusst niedrig gehalten. Dennoch kommt die Montage nicht ohne Fördertechnik aus. Florian Storz hatte die Aufgabe übernommen, zur Unterstützung des Planungsprozesses eine einfache und schnelle Auswahlmethode für geeignete Fördermittel zu entwickeln. Er realisierte ein Excel-basiertes Tool für einen Vergleich der in Frage kommenden Verfahren. Dieses Tool ist so ausgelegt, dass es herstellerspezifische Kriterien zu berücksichtigen vermag. Als Ergebnis liefert es eine Ranking-Liste der geeignetsten Fördermittel für verschiedene Montagebereiche. Das Software-Tool hat seine Tauglichkeit in der Praxis bereits unter Beweis gestellt.
Der IfKom-Preis, welchen der Verband Ingenieure für Kommunikation, Bezirk Württemberg, für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik verleiht, erhielt Johannes Iberle, Studiengang Nachrichtentechnik. Bei der satellitengestützten Kommunikation spielen Wanderfeldröhren als langlebige und zuverlässige Signalverstärker eine zentrale Rolle. Aufgrund ihres nicht-linearen Verstärkungsverhaltens verschlechtern sie jedoch die Übertragung digital modulierter Signale. Diese Verschlechterung der Signalqualität zuverlössig vorhersagen zu können, war Aufgabe des Preisträgers in seiner Abschlussarbeit. Hierzu richtete Iberle einen Messplatz ein, der es erlaubt, die Qualität von digital modulierten Signalen bei Verstärkung durch eine Wanderfeldröhre in einem für Satelliten relevanten Frequenzbereich zu messen. Außerdem modelllierte er die Übertragungsqualität dieser Signale unter dem Einfluss einer Wanderfeldröhre. Anhand der Messungen konnte er die Korrektheit der Modellierung nachweisen. Er legte so die Basis für eine zuverlässige Abschätzung der Nicht-Linearität von Wanderfeldröhren.
Der Förderpreis der Sparkasse Ulm für herausragende Leistungen in der Zusatzqualifikation "Internationale Wirtschaft" wurde dreimal vergeben. Er ging an Sandra Fundel, Studiengang Produktionstechnik und Organisation, Eric Kalinowski, Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen, und Matthias Maucher, Studiengang Maschinenbau.