Hamburg, Tokio, Paris… Ulm: Professor Henning Bruhn-Fujimotos aktuelle Station fällt aus der Reihe. Seit einigen Wochen forscht der Mathematiker am Institut für Optimierung und Operations Research der Universität Ulm – und zwar mit Begeisterung. Hinter dem Wechsel von der Seine an die Donau steckt das Wissenschaftler-Rückkehrprogramm der German Scholars Organization und der Carl-Zeiss-Stiftung. Das Ziel des Programms: Hiesige Universitäten sollen für exzellente deutsche Wissenschaftler, die im Ausland forschen, attraktiver werden. Henning Bruhn-Fujimoto ist der erste Forscher, der durch das Rückkehrprogramm gefördert wird. „An der Universität Ulm habe ich sehr gute Bedingungen vorgefunden. Dank der komfortablen Mittelausstattung – rund 125 000 Euro für drei Jahre aus dem Rückkehrprogramm – kann ich einen Postdoc einstellen. Die Universität finanziert eine Doktorandenstelle“, sagt der 37-Jährige.
Henning Bruhn-Fujimoto interessiert sich besonders für mathematische Probleme, die sich einfach darstellen lassen, aber schwer zu lösen sind. Da wäre zum Beispiel die Graphentheorie. Diese wurde entscheidend durch das inzwischen bewiesene „Vier-Farben-Problem“ vorangebracht. Professor Bruhn-Fujimoto verdeutlicht das Problem an der Tafel: Will man eine Landkarte so anmalen, dass die einzelnen Länder klar voneinander abgegrenzt sind, reichen vier Farben aus. Auf der skizzierten Landkarte verbindet der Mathematiker die Landeshauptstädte. Tatsächlich können die so entstandenen Ecken mit nur vier Farben koloriert werden. Bruhn-Fujimoto beschäftigt sich mit der Lösung verwandter Färbungsprobleme.
Die Graphentheorie ist auch Grundlage seines zweiten Forschungsschwerpunkts, der Kombinatorischen Optimierung: „Stellen Sie sich vor, Sie wollen möglichst schnell von Ulm nach Paris mit dem Auto fahren“, sagt der Wissenschaftler und zeichnet ein Straßennetz an die Tafel. „Es gibt viel zu viele Möglichkeiten, um sie alle auszuprobieren. Das Problem lässt sich erst durch Algorithmen der kombinatorischen Optimierung lösen.“
Henning Bruhn-Fujimoto betreibt also in erster Linie Grundlagenforschung. Für seine Zukunft in Ulm kann sich der gebürtige Hamburger aber durchaus Kooperationsprojekte mit der Industrie vorstellen. Zunächst möchte er jedoch „spannende Mathematik an seinen Lieblingsproblemen betreiben“. Außerdem freut er sich, im Wintersemester Ulmer Studierende kennenzulernen. An deutschen Nachwuchsakademikern schätzt er den oft selbstständigen Arbeitsstil. „In Paris haben sich Studentinnen und Studenten meist nicht getraut, ungewöhnliche Lösungswege zu gehen“, erinnert sich Henning Bruhn-Fujimoto. Trotzdem möchte er die Zeit an der renommierten Université Pierre et Marie Curie und den Forschungsaufenthalt an der Nihon University in Tokio natürlich nicht missen. Den ungewöhnlichen Doppelnamen verdankt der Mathematiker übrigens seiner japanischstämmigen Ehefrau, die gerne mit den beiden Kindern nach Deutschland zurückgekehrt ist.