Alternsforschung unter neuer Flagge

10. February 2014

Geiger leitete bisher die Klinische Forschergruppe 142 „Molekulare und zelluläre Alterung“ an der Ulmer Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie. Jetzt arbeiten der Biochemiker und seine Mitarbeiter unter neuer Flagge weiter. Die Stammzellbiologie bleibt Schwerpunkt der Abteilung, allerdings soll sie den Namenszusatz „Stem Cells and Aging“ erhalten.

Hartmut Geiger ist ein international geachteter Wissenschaftler in der  Stammzellforschung. Und auch nach 15 Jahren ist er von den „Alleskönnern“, die Zellen im gesamten Körper reparieren, ebenso fasziniert wie beim allerersten Blick durchs Mikroskop. Über die Forschung zur Blutbildung war der Wissenschaftler zu seinem jetzigen Schwerpunkt, der Alterung adulter Blutstammzellen, gekommen. Für den Erhalt von Organen und Geweben sowie für das blutbildende System spielen adulte Stammzellen eine wichtige Rolle. Im Zuge der asymmetrischen Teilung entstehen aus diesen körpereigenen „Mechanikern“ eine regenerierte Stammzelle und eine ausdifferenzierte Körperzelle. Wenn Stammzellen altern, funktioniert die Rundumerneuerung immer schlechter. Hartmut Geiger bezeichnet die Alterung als „Macke in der perfekten Stammzellwelt.“ Sie umzukehren könnte zum gesunden Altern beitragen. In ihrer jüngsten Nature-Publikation weisen Forscher um Geiger nach, dass Blutstammzellen im Alter auf ein anderes Signalübermittlungssystem umstellen. Gelingt es, den dafür verantwortlichen Eiweißstoff zu hemmen, werden die Alleskönner wieder jung und können Körperzellen besser reparieren.

Bei allen wissenschaftlichen Erfolgen betont Hartmut Geiger, dass Lebensverlängerung keineswegs Ziel seiner Forschung sei, sondern eher ein gesünderes Altern. Eines Tages könnten zum Beispiel altersbedingte Immunschwächen, Blutarmut und bestimmte Leukämien besiegt werden. Erste therapeutische Anwendungen aus der Stammzellforschung erwarte er in einigen Jahrzehnten: „Womöglich erleben wir noch, dass Teilbereiche des Gewebezerfalls aufgehalten werden“, prognostiziert der Forschungsprofessor.

Auf dem Weg dahin hofft er, ein „Aging Research Center“ in Ulm zu etablieren. In diesem international sichtbaren Zentrum sollen die Aktivitäten zur  Alternsforschung  gebündelt werden. Dazu gehören unter anderem Forschungsvorhaben mit dem Universitätsklinikum und das Graduiertenkolleg zu zellulären und molekularen Mechanismen des Alterns. „Da es kein Studium ,Alternsforschung‘ gibt, ist  das Kolleg besonders bedeutend, um Nachwuchswissenschaftler zu rekrutieren“, betont Geiger. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin liefen derzeit elf Promotionsprojekte – von altersspezifischen Krankheitsbildern bis zu molekularen Mechanismen der Alterung.

Alternsforschung unter neuer Flagge

Kontinuität in der Ulmer Alternsforschung: Professor Hartmut Geiger hat die Leitung der Abteilung Molekulare Medizin übernommen und kann damit längerfristig an den Standort gebunden werden. Er folgt somit auf Professor Karl Lenhard Rudolph, der inzwischen Wissenschaftlicher Direktor des „Leibniz-Instituts für Altersforschung Fritz-Lipmann-Institut“ in Jena ist.

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