Werteplan für Blaubeuren

10. April 2014

Die Blaubeurer Altstadt ist immer für Überraschungen gut. Das erlebten die Gemeinderäte, als der Kunsthistoriker Dr. Bernd Langner den von ihm erarbeiteten Werteplan für die Altstadt vorstellte. Das Denkmalamt des Regierungspräsidiums Tübingen hatte ihm die Aufgabe übertragen, die wesentlichen Merkmale und Eigenheiten der Baudenkmale in Blaubeuren darzustellen und zu erläutern. Denn die Altstadt wurde als Gesamtanlage für denkmalgeschützt erklärt und soll in Zukunft gerade mit Hilfe des Werteplans sorgsam weiterentwickelt werden – auch für die Touristen.

Werteplan zeigt, was erhaltenswert ist

Langner warb für "genaue Hinsehen", es gehe nicht nur darum, einzelne bekannte Baudenkmäler zu bewahren, sondern das gesamte bauliche und damit kulturelle Erbe der Stadt: "Von Gesichtslosigkeit ist es nicht mehr weit bis zur Geschichtslosigkeit." Der Werteplan zeige alles, was erhaltenswert sei – auch Wasserläufe und Reste der Stadtmauer. Das Besondere an der Altstadt ist laut Langner, dass die mittelalterliche Straßenstruktur aus dem 12. und 13. Jahrhundert erhalten ist: "Da können Sie stolz darauf sein." Schön könne man noch historische Funktionsbereiche im Ortskern erkennen – den Bereich um den Marktplatz mit Gasthöfen und städtischer Waage, die Rittergasse mit ihren Amtsgebäuden, den Handwerksbezirk an der Ach und den Kirchen- und Spitalbereich. Davon abgetrennt gibt es nahe des Blautopfs natürlich noch den eigenständigen Klosterbereich und den Mühlenbereich mit vielen geschichtsträchtigen Häusern.

Den Amtsbereich der Altstadt hob Langner hervor, weil er mit einigen interessanten Merkmalen kaum noch im Bewusstsein ist: Die als Adelssitz um 1400 erbaute heutige Polizeistation war früher Sitz der Oberamtsverwaltung. Zum Gebäude gehörte – wie nicht unüblich – ein großer Garten zur Versorgung der öffentlichen Gebäude innerhalb der Stadtmauer. Im unmittelbaren Umfeld des Oberamtsgebäudes in der Rittergasse gab es ein Oberamts-Gefängnis und ein "Wohnhaus mit Gefängniß" – eines dreigeschossig 1830 erbaut, das andere 1850 zweigeschossig mit klaren klassizistischen Formen.
Es lohne sich ebenfalls, neuere Gebäude in Blaubeuren näher zu begutachten – so etwa das Fabrikgebäude der Firma Spohn und Burkhardt. Im Kern war der Firmenkomplex wohl schon vor 1827 vorhanden: "Der Betrieb hat seine Wurzeln in der langen Handwerkstradition Blaubeurens", heißt es im Werteplan. Nicht weit von der Firma liegt ein Fachwerkhaus, das 1872 zum katholischen Bethaus umgebaut wurde und die wachsende Zahl der Katholiken in der Stadt bezeugt.

Werteplan für Blaubeuren

Blautopf und Kloster in Blaubeuren sind bekannt. Wer aber kennt das “Wohnhaus mit Gefängniß” in klassizistischer Form oder den früheren katholischen Betsaal im Fachwerkhaus? Ein Werteplan gibt Infos.

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