Sitz des “Metallurgy”-Projekts kommt nach Ulm

22. September 2014

Cluster bedeutet Haufen oder Bündel. In Wissenschaft und Forschung ist gemeint, dass Aktivitäten an verschiedenen Standorten laufen und dann gebündelt werden. Das ist auch die Idee eines neuen Clusters, den die europäische Forchungsinstitution Eureka auf den Weg gebracht hat und in dem Ulm eine größere Rolle einnehmen wird als von seinen Protagonisten der örtlichen Hightech-Allianz zunächst erhofft: Die Donaustadt wird Sitz des Projekts "Metallurgy Europe". Das teilten Professor Hans Fecht und Michael Drechsler, der eine Vorsitzende, der andere Geschäftsführer der Hightech-Allianz, am Freitag mit, nachdem im niederländischen Noordwijk die entsprechende Entscheidung getroffen worden ist.

Bereits am Freitag hat Drechsler Gespräche mit der Stadt und der städtischen Projektentwicklungsgesellschaft über mögliche Räumlichkeiten geführt. Schön wäre, sagte Oberbürgermeister Ivo Gönner, der Cluster-Sitz fände Platz in der Wissenschaftsstadt auf dem Oberen Eselsberg. Zwingend sei die räumliche Nähe zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Wirtschaft aber wohl nicht. "Es geht erst einmal nicht um Labore, sondern darum, für das Verwaltungsmanagement einer solchen Einrichtung geeignete Büros zu finden." Gönner sieht im Cluster-Zentrum einen weiteren wichtigen Mosaikstein in der Fortentwicklung der Ulmer Wissenschaftsstadt, deren europäischer Zuschnitt sich damit festige.
Welche Rolle Fecht, sein Ulmer Institut für Neue Materialien an der Uni und eine ins Auge gefasste Außenstelle des Fraunhofer-Instituts Stuttgart einnehmen werden, ließ sich nicht klären. Der Wissenschaftler Fecht weilte gestern noch in den Niederlanden. Offen ist, ob und wie viele Arbeitsplätze entstehen und welche Geldmittel nach Ulm fließen. Europaweit sei von bis zu 100 000 neuen Arbeitsplätzen die Rede, teilt die Hightech-Allianz mit.

Das Cluster-Projekt, an dem mehrere EU-Länder und 180 europäische Metall-Unternehmen – darunter über Sondierungsgespräche auch die örtlichen Firmen Wieland, Thales und die Gesellschaft für Diamanttechnik – beteiligt sind, ist vor knapp zwei Wochen in England vorgestellt worden. Wie berichtet, sollen über sieben Jahre hinweg Forschungen über die Zukunft der Metalle und der Metalltechniken betrieben und Entwicklungen angestoßen werden. Der Aufwand dafür wird mit einer Milliarde Euro beziffert, den die Länder und die Unternehmen gemeinsam tragen wollen. Das Cluster-Projekt soll neue Materialien, metallische Verbindungen, Verbundwerkstoffe, Legierungen, Halbleiter und Supraleiter sowie neue Werkstoffe hervorbringen. Beispielsweise könnten neue Verbundstoffe dazu führen, dass das Gewicht von Flugzeugen oder Autos sich drastisch reduziert und ein heute zwei Tonnen schweres Auto weniger als die Hälfte wiegt. (Südwest Presse)

Beim neuen europäischen Cluster geht es um moderne Metalle, hier ein Blick auf Rohstahlrollen in einem Stahlwerk von Thyssen Krupp in Duisburg. Foto: Oliver Berg/dpa
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