Netzwerken und Verantwortung zeigen

13. October 2014

Es dürften wohl gut 100 jener Leute gekommen sein, die man in Deutschland auch gerne Entscheider nennt. Politiker und Unternehmer aus Bayern und Baden-Württemberg bringen die beiden Industrie- und Handelskammern einmal im Jahr zusammen. Bei Wein, Jazz und Buffet sollen sie ins Gespräch kommen. Das gelang am Freitagabend – diesmal auf Einladung der IHK Schwaben – einmal mehr. In den gutgelaunten Smalltalk mischten sich allerdings auch ernste Nachrichten zur leicht schwächelnden Konjunktur und Tisch-Debatten zur Zukunft der Flüchtlinge, die derzeit in Deutschland ankommen.

Gesetzt hatte das Thema der Ulmer IHK-Präsident und Landeskammer-Präsident Peter Kulitz. In seiner Begrüßungsrede reiste der Ulmer Anwalt verbal über die Mongolei und die Bundespolitik zurück in seine Jugend und zu seinem Vater, der im Landratsamt Mindelheim einst für die Unterbringung der (Nachkriegs-)Vertriebenen zuständig war. Ein Erzählstrang, der Kulitz offensichtlich zu einem spontanen Appell veranlasste. "Es ist höchste Zeit, dass wir bei diesem Thema etwas tun", sagte Kulitz und ermahnte seine Gäste: "Gerade bei denen, denen es gut geht, ist mehr zu tun, als das alles vom Wohnzimmer oder vom Golfplatz aus zu betrachten." Er wolle nicht gleich die großen Klagen hören, wenn jetzt "ein paar Flüchtlinge mehr ankommen". Kulitz denkt viel mehr daran, die Flüchtlinge ins duale Ausbildungssystem zu integrieren.

Dafür hatte sich zuvor auch schon der Präsident der IHK Schwaben, Andreas Kopton, eingesetzt. Er störte sich am nach wie vor hohen Zugang auf die Hochschulen und den "fragwürdigen Entscheidungen in Berlin": Mindestlohn und Rente mit 63. Das mache es selbst ihm als "notorischem Optimisten" schwer, positiv in die Zukunft zu schauen. Doch dann schaffte es Kopton doch noch, indem er den Gästen im großen Saal des Klostergasthofs am Ende seiner Begrüßung Mut zusprach: "Wir werden diese kleine Konjunktur-Bremsspur hoffentlich schnell überwinden." Den ernsten Charakter der Veranstaltung konnten die Jazzer der Formation Klaus Natterer and friends dann aber nicht mehr aus dem Saal spielen. Zumal die IHK-Schwaben auch noch Altlandrat Erich Josef Geßner in den Ruhestand zu verabschieden hatte. Er bekam für sein "unermüdliche Engagement für die Wirtschaft in Schwaben" die Kammer-Ehrennadel. Und wurde auch vom klösterlichen Hausherr Pater Roman Löschinger als Freund und Förderer der Prämonstratenser gewürdigt. Löschinger nahm in seiner Rede den Ball von Kulitz auf. In einem Kloster, in dem einst 300 Flüchtlinge untergebracht waren, müsse er Versäumnisse einräumen: "Als Kirche sind wir einfach zu oft mit uns selbst beschäftigt", sagte der Pater – und: "Wir wollen aber, dass solidarisch gehandelt wird." (Matthias Stelzer/Südwest Presse)

Netzwerken und Verantwortung zeigen

Treffen von Industrie- und Handelskammer: Eigentlich ist es ein Abend zum Feiern und Netzwerken. Beim Indian Summer der beiden Kammern aus Augsburg und Ulm ging es im Kloster Roggenburg diesmal aber auch um die Verantwortung für Flüchtlinge.

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