Neuer Lehrpfad: Illertissen fährt auf Biene ab

5. February 2015

Die Stadt Illertissen hat ein für den Kreislauf der Natur entscheidendes Insekt endgültig ins Herz geschlossen. Die Biene. Das neueste Projekt, das den Menschen deren Bedeutung für eine intakte Umwelt verdeutlichen soll, ist ein Lehrpfad. Auf einer 3,8 Kilometer langen Strecke wird es viel zu erfahren geben über das Tier, das nicht einfach nur Honig produziert. Ein zweiter, längerer Rundkurs ist für ambitioniertere Wanderer gedacht. Reinhard Hemmer, einer der drei Vorstandsmitglieder der Stiftung Gartenkultur in Illertissen, hat dem Kultur- und Bildungsausschuss des Stadtrats die neue Attraktion Bienen-Rundwanderweg vorgestellt. Die Kommunalpolitiker waren begeistert, sodass sie mehrheitlich zustimmten, sofort fast 30.000 Euro zur Verfügung zu stellen, damit der Lehrpfad noch in diesem Jahr fertig wird. Ende 2015 soll nach langwierigen Sanierungsarbeiten auch das Bienenmuseum des Landkreises als Bayerisches Bienenmuseum im Illertisser Schloss wieder eröffnet werden. Außerdem schließt sich das Projekt Bienenwanderweg nahtlos an die Aktion „Bienenschwarm 2014“ an, bei der an die 40 Bienenskulpturen versteigert wurden.

Hemmers Vorbild ist die Gemeinde Piding im Berchtesgadener Land. „Da hab ich abgekupfert, das durfte ich auch.“ Schließlich sei es im Sinne der Sache, dass das Konzept funktioniert. Das Ziel ist, dass sich die Menschen mit dem Thema Biene auseinandersetzen und verstehen, wie wichtig sie im Ökosystem ist – als Insekt, das für die Bestäubung der Pflanzen sorgt. Damit das Wissen auf möglichst fruchtbaren Boden fällt, sollen schon Schulkinder auf den Weg gelotst, nach Möglichkeit aber auch bei Landwirten das Bewusstsein dafür geschärft werden, wie wichtig es ist, dass sie Bienenfutter auf der Flur anbieten. Der Weg startet am Rathaus in Illertissen und führt von dort hoch zum Vöhlinschloss. Dort ist das erste große Ziel das Bienenmuseum. Es informiert über Illertissens Geschichte und den Bezug der Stadt zur ehemaligen pharmazeutischen Firma Heinrich Mack. Sie produzierte in Au, dem heutigen Illertisser Stadtteil, noch in den 1970er-Jahren in der mit über 3000 Bienenvölkern größten Bienenzuchtfarm das Rheumamittel Forapin. Ihr Inhaber Karl August Forster wurde 1964 zum Ehrenbürger von Au ernannt.

Über die Schlossallee geht es weiter auf die andere Seite der Vöhlinstraße – ins nördliche Stadtgebiet. Die lange Strecke führt zur Jungviehweide – mit dem Baumlehrpfad, Museum der Gartenkultur, Gärten samt Bienenvölkern. Der Familienweg nimmt eine Abkürzung zum Stadtweiher und zurück zum Rathaus. Auf der ganzen Strecke sollen Schaukästen und Lehrtafeln Wissen über die Biene vermitteln, Ruhebänke zum Entspannen und Beobachten der künstlichen Nisthilfen einladen. Es könnte ein Bienenhaus entstehen. Hemmer schwebt vor, dass eventuell Imker ihre Völker als direktes Anschauungsobjekt ansiedeln. „Die Idee entwickelte sich, weil wir schon lange dabei sind, unsere Gärten auf der Jungviehweide so anzulegen, dass sie als Bienenfutter dienen“, erklärt Reinhard Hemmer. Da lag es nahe, den Gedanken weiter in die Stadt zu tragen. Bienen brauchen ihrerseits ein Ökosystem mit ausreichend blühenden Pflanzen. Der intensive Maisanbau wirke sich negativ aus. Hemmer fordert mehr Streuobstwiesen und Arteninseln mit alternativen Energiepflanzen wie Amaranth. Die Stadträte regten an, frühzeitig die Schulen einzubeziehen. „Schüler könnten Infotafeln herstellen, Bänke zimmern, das bringt auch mehr Identifikation“, sagte Ansgar Batzner (Freie Wähler). Außerdem solle die Stadtverwaltung versuchen, außer dem bereits ins Auge gefassten Verein für Naherholung des Landkreises weitere Finanzquellen anzugehen – auf Landesebene, beim Imkerbund und der Geschäftswelt in der Stadt.
(Text: Südwest Presse)

Bild: www.pixabay.com
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