Hydraulik zwischen Bäumen

9. April 2015

Wenn die Bäume krank werden, stimmt etwas mit der Luft nicht. 42 Bäume der Arten Ficus Benjamina (Birkenfeige) und Schefflera gedeihen beim Ehinger Hydraulikspezialisten Tries in Pflanztrögen in der Montage- und in der Produktionshalle. Sie dienen als Indikatoren für die Luftreinheit, und sie dienen einer angenehmen Atmosphäre indem sie etwas Grün in die technische Umgebung bringen. Oder wie es der Monteur Alexander Sauter ausdrückt: "Die Bäume sind beim Arbeiten manchmal im Weg, aber sonst wäre alles steril hier und würde kahl aussehen."

Die Bäume sind Ausdruck der Firmenphilosophie, zu der es gehört, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Es bedarf in dem Familienunternehmen dazu keiner großen Worte, Firmengründer Manfred Tries (79) steht mit seiner Haltung dafür. Und für den Fall, dass einer der Führungskräfte die richtigen Umgangsformen dennoch nicht an den Tag legt, verordnet der Chef es eben. Sein Sohn Matthias (27), der seit zwei Jahren als Referent der Geschäftsleitung auf die Nachfolge im Betrieb hinarbeitet, ist ihm in vielem ähnlich: in der Denkweise, in den Interessen. Auch er "kann mit den Menschen umgehen", sagt der Vater mit Wohlwollen.

Einen genauen Zeitplan für die Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation haben die beiden noch nicht festgelegt. Noch gibt es für Matthias Tries einiges zu lernen, bevor er die Verantwortung für den Betrieb mit seinen 150 Mitarbeitern übernimmt. Manfred Tries klebt nicht an seinem Lebenswerk, er ist keiner, der nicht loslassen kann.

Vor 50 Jahren hat er die Firma als Ein-Mann-Betrieb gegründet: Er widmete sich mit dem Ingenieurbüro schon damals der Entwicklung und Herstellung von Hydraulikelementen, Ventilen und Aggregaten. Heute stellt er als Mittelständler 25 000 Einzelteile her. In einem speziellen Steuerungsbüro koordinieren Techniker, Ingenieure und eine Industriekauffrau die nötigen Prozesse, damit aus zig Einzelteilen am Ende ein Ventil entsteht oder ein Steuerblock.

Hydraulik von Tries findet Anwendung in der Hinterachslenkung von Liebherr-Kranen, im Antrieb der Kletterschalung von Peri, in der Steuerung der Bremsen von Gabelstaplern der Hersteller Linde, Jungheinrich und Still. Tries vermarktet seine Erzeugnisse europaweit, 60 Prozent des Umsatzes macht der Mittelständler mit anderen Mittelständlern aus der Region.

Manfred Tries wird öffentlich gelobt als klassischer ehrbarer Kaufmann; er hat ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für das eigene Unternehmen, für die Gesellschaft und die Umwelt – oder wie man heute sagen würde: Er handelt nachhaltig. Das war schon so, als Nachhaltigkeit noch nicht als schick galt und mit dem Begriff noch nicht das Image aufpoliert wurde. Tries gehörte mit seinem Betrieb zu den frühen Mitgliedern im Ulmer Initiativkreis nachhaltige Entwicklung.

Danach gefragt, was aus seiner Sicht einen ehrbaren Unternehmer ausmacht, sagt der 79-Jährige: "Zuverlässigkeit." Zuverlässigkeit nach außen und nach innen. Soll heißen: "Was man mit Handschlag zusagt, wird eingehalten – auch ohne Unterschrift und Vertrag." Und in Bezug auf die Belegschaft: Die Mitarbeiter können mit allen Sorgen, auch privaten, zu der Unternehmerfamilie kommen. Der Senior kennt fast jeden Einzelnen, spricht alle mit Namen an. Nicht zuletzt erlangen die Mitarbeiter über eine ordentliche Bezahlung eine Bestätigung ihrer Arbeit; Tries zahlt laut eigenen Angaben über Tarif, ist aber nicht tarifgebunden. Der Betrieb steht zudem für Arbeitsplatzsicherheit. In der Wirtschaftskrise 2008/09, der größten Zäsur in der 50-jährigen Firmengeschichte, wurde niemand entlassen. Das gelang vor allem über die vollen Mehrstundenkonten, die abgearbeitet wurden, sagt der Senior. Der Vater habe damals sehr vorausschauend gehandelt und früh Rückstellungen für die sich andeutende Krise aufgebaut, sagt der Junior. Auch in guten Zeiten zieht die Familie die Erträge nicht aus der Firma, betont Manfred Tries: "Die gehen ins Eigenkapital. Wir leben von unserem Gehalt."

Seinen Hausmeister stellt er als "Chef hier in der Halle vor". Heinz Gege heißt er, und er weiß auch am besten Bescheid, wenn es um die Bäume geht. Er fährt zum Gießen mit einem 200-Liter-Kunststofffass durch die Fabrik, aus dem er die Gießkannen per Schlauch befüllt. Er kennt alle 42 Bäume und ihre Besonderheiten. "Einer steht an einer Maschine mit starkem, warmem Gebläsestrom. Der braucht 15 Liter Wasser die Woche! Andere nur 6."

Weitere Informationen:
Tries hat keine Probleme, an Fachkräfte zu kommen
Wachstum Tries setzt auf eine kontinuierliche Entwicklung. Über die vergangenen zehn Jahre lag das Wachstum jeweils zwischen fünf und zehnProzent. Im Jahr 2014 erwirtschaftete der Hydraulik-Spezialist 22,5 Millionen Euro Umsatz (Vorjahr: 21 Millionen). Für das laufende Jahr sind 23,5 Millionen Euro geplant.
Fachkräfte Tries hat keine Probleme, Fachkräfte zu finden. Das liegt am guten Ruf der Firma und der hohen Ausbildungsquote von 16 Prozent (weit über Bundesschnitt). Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind so genannte Eigengewächse. Es gilt das Versprechen: Wer sich anstrengt, kommt weit.
Erscheinungsbild Zum 50-jährigen Bestehen wird das Erscheinungsbild (Internetauftritt, Werbung) modernisiert. Es soll eine doppelte Botschaft transportieren: Das Unternehmen ist traditionsorientiert und schaut in die Zukunft.
Fest Das Jubiläum wird am 17./18. Juli gefeiert.
(Text: Südwest Presse)

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Hydraulik zwischen Bäumen

Manfred Tries verkörpert das Bild des ehrbaren Unternehmers. Er hat seinen Betrieb kontinuierlich entwickelt, dies aber nicht auf Kosten der Mitarbeiter oder der Umwelt. Unser Mitgliedsunternehmen, der Hydraulikhersteller Tries GmbH & Co. KG wird 50.

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So grün können Industriearbeitsplätze sein: Monteur Alexander Sauter baut bei Tries unter Birkenfeigen einen Steuerblock zusammen. Foto: Volkmar Könneke/SWP
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