Die regionale Wirtschaft befindet sich weiterhin in einem moderaten Aufschwung. Der IHK-Konjunkturklimaindex, ein Maß für die Lageurteile und die Erwartungen, bleibt nahezu unverändert und liegt mit 132 Punkten nach wie vor merklich über dem langjährigen Durchschnitt.
Vor allem die Gegenwartsindikatoren verzeichnen ein beachtliches Niveau. Die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage steigt im Herbst sogar noch einmal an. Bei mehr als der Hälfte aller Betriebe laufen die Geschäfte gut. Weitere 42 Prozent vermelden zumindest eine befriedigende Geschäftslage. Ursache hierfür sind ordentliche Umsatzzahlen. Zudem hat sich die Ertragslage gegenüber Frühjahr noch einmal verbessert.
Und die gute Verfassung der regionalen Wirtschaft dürfte anhalten. So zeichnet sich beim Auftragseingang ein weiteres kleines Plus ab. Neun von zehn Betrieben erwarten daher für die kommenden Monate eine abermals solide Geschäftsentwicklung. Diese positive Grundstimmung schlägt sich auch in den Planungen der Inlandsinvestitionen nieder. Zwar ist beim Investitionsklima keine weitere Steigerung auszumachen. Nach einem zweifachen Anstieg im Jahr 2016 liegt die Investitionsbereitschaft aber deutlich über dem Wert von Herbst 2015. Auch spielen nunmehr Investitionen zur Rationalisierung eine geringere Rolle. Auf der Gegenseite werden wieder vermehrt Kapazitätserweiterungen ins Auge gefasst.
Letztlich wird vieles von der Inlandsnachfrage abhängen. Denn diese ist seit geraumer Zeit die tragende Konjunkturstütze. Beim öffentlichen Konsum machen sich die hohen Aufwendungen zur Unterbringung und Integration von Flüchtlingen bemerkbar. Niedrige Preissteigerungsraten und ein seit längerem anhaltender Beschäftigungsaufbau stärken zudem den privaten Verbrauch. So gibt auch gegenwärtig jedes fünfte Unternehmen an, für die kommenden Monate eine Erhöhung des Personalbestands zu planen. Mehr als sechs von zehn Betrieben wollen zumindest den erreichten, hohen Beschäftigtenstand halten.
Die Kehrseite der erfreulichen Lage auf dem Arbeitsmarkt ist ein sich verschärfender Fachkräftemangel. Bei einer September-Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent herrscht quasi Vollbeschäftigung in der Region. Passende Fachkräfte werden rar. Jedes zweite Unternehmen sieht daher im Fachkräftemangel ein Risiko für die weitere Entwicklung des eigenen Betriebs. Zunehmenden Druck verspüren die Firmen zudem durch die gestiegenen Arbeitskosten.
Auch die Entwicklung des Auslandsgeschäftes wird wieder vermehrt als Risiko gesehen. Derzeit liefern die Exporte aber durchaus gewisse Impulse. Gerade auf dem amerikanischen und asiatischen Markt werden zusätzliche Absatzchancen gesehen. Die Exporte nach Russland erholen sich langsam und innerhalb der Euro-Zone bleiben die Geschäfte recht stabil. Es bleiben jedoch Unsicherheiten im außenwirtschaftlichen Umfeld. So trüben sich auch die Exportaussichten für den europäischen Teil außerhalb des Euro-Währungsraums ein. Hier macht sich die Brexit-Entscheidung der britischen Bevölkerung bemerkbar.
„Neben den ungelösten geopolitischen Krisen sind es eben auch solche gesellschaftlichen Strömungen wie in Großbritannien, die eine zunehmende Gefahr für den internationalen Handel darstellen. Denn die gesamtwirtschaftlichen Vorteile internationaler ökonomischer Verflechtung scheinen bei Teilen der Bevölkerung nicht anzukommen oder von vielen schon gar nicht wahrgenommen zu werden“, sagt IHK-Präsident Dr. Peter Kulitz. Gerade Deutschland, vor allem aber auch die IHK-Region Ulm, seien "Gewinner 1. Ranges" durch den freien Außenhandel. „Daher sind unsere Politiker besonders gefordert, diesen Protektionismustendenzen entgegen zu wirken“, appelliert Kulitz.
Industrie zufrieden
Der Industrie geht es gegenwärtig gut. Dank einer ordentlichen Inlandsnachfrage sowie einer global breiten Aufstellung haben es die Industrieunternehmen auch in den vergangenen vier Monaten geschafft, etwaige Nachfrageausfälle zu kompensieren. Die Kapazitäten bleiben weiter gut ausgelastet (86 Prozent) und die Ertragssituation erreicht erneut ein beachtliches Niveau. Schlecht laufende Geschäfte vermelden derzeit lediglich drei von hundert Industriefirmen. Den anderen geht es zu fast gleichen Teilen entweder gut oder zumindest befriedigend. Dieses Bild zieht sich dabei durch alle Branchensegmente.
Anders verhält es sich bei den Geschäftserwartungen. Denn während in der Investitionsgüterindustrie der Optimismus steigt, geht dieser bei den Konsumgüterherstellern und den Vorleistungsgüterproduzenten zurück. Insgesamt ist die Industrie im Hinblick auf die kommenden zwölf Monate jedoch zuversichtlich gestimmt. Der Auftragseingang entwickelt sich positiv. Zusätzliche Impulse kommen vor allem aus dem Auslandsgeschäft. Trotz dieser Tendenz und prinzipiell optimistischen Erwartungen an den Export, bleiben aber Unsicherheitsfaktoren. Daher gilt das Auslandsgeschäft in manchen Bereichen sogar als Risikofaktor Nummer 1 für die weitere Entwicklung. Das verbesserte Investitionsklima vom Frühjahr hält aber an. Die Personalpläne verharren weiter auf neutralem Niveau.
Groß- und Einzelhandel: Verbesserte Lage, Ausnahmen bleiben
Der Einzelhandel vermeldet eine gegenüber Frühjahr leicht verbesserte Geschäftslage. Mini-Inflation, Zinstief und das Beschäftigungshoch stützen auch in den vergangenen vier Monaten die Kaufkraft. Die Einzelhändler konnten daher ordentliche Umsätze verzeichnen. Allerdings ist dies nicht in allen Sortimenten der Fall. So machten der nasse Sommer und der warme September den Anbietern von Saisonware wie Sportgeschäften und Textil-Einzelhändlern zu schaffen. Zudem greift der Onlinehandel einen wachsenden Anteil der gestiegenen Kaufkraft ab. Weitere Zuwächse erwartet letztlich auch der Gesamteinzelhandel nicht. Das Gros geht davon aus, dass sich die Geschäfte auf dem erreichten Niveau weiter entwickeln werden. Zusätzliches Personal wird daher auch nur vereinzelt gesucht. Die Investitionspläne zeigen hingegen nach oben. Hier gewinnen neben Vertriebsinnovationen aber auch solche zur Rationalisierung an Bedeutung.
Im Großhandel laufen die Geschäfte ebenfalls etwas besser als vor vier Monaten. Insbesondere die Ertragssituation hat sich positiv entwickelt. Sechs von zehn Großhändlern geht es derzeit gut, einem weiteren Drittel zumindest befriedigend. Die Branche bewegt sich damit weiter auf beachtlichem Niveau. Dies gilt vor allem für den produktionsverbindenden Großhandel, der im vergangenen Tertial einen Satz nach vorne machen konnte. Der konsumnahe Großhandel musste hingegen – ausgehend von Spitzenwerten – eine gewisse Eintrübung im Geschäftsverlauf hinnehmen. Ähnlich verhält es sich beim Blick auf die kommenden zwölf Monate. Der Großhandel insgesamt bleibt aber recht optimistisch. Auch die Investitions- und Beschäftigungspläne bleiben auf hohem Stand expansiv ausgerichtet.
Dienstleister weiter in Schwung
Die Dienstleistungskonjunktur zeigt sich auch im Herbst von ihrer besten Seite. Mehr als die Hälfte der Unternehmen beurteilt die aktuelle Lage als gut. Lediglich drei Prozent geht es schlecht. Zudem hat sich die ohnehin schon sehr ordentliche Ertragslage noch einmal verbessert. Für die kommenden Monate rechnen die meisten Serviceunternehmen mit weiteren Impulsen. Das aktuelle Geschäftsniveau soll mindestens gehalten werden. Basis für diesen Optimismus ist dabei die aktuelle Tendenz beim Auftragsvolumen. So soll auch weiter investiert werden. Ein weiterer Personalaufbau ist ebenfalls geplant.
In den einzelnen Servicesparten fallen die Urteile teils recht unterschiedlich aus. Die Unternehmensdienstleister berichten weiterhin von gut laufenden Geschäften und können ihre Erträge noch einmal steigern. Das Hotel- und Gaststättengewerbe ist nach einer erfolgreichen Sommersaison wieder deutlich positiver gestimmt als noch im Frühjahr. Anders im Verkehrsgewerbe. Dort geben die Lageurteile im Vergleich zur letzten Umfrage nach. Dennoch bleiben die Umsätze größtenteils zufriedenstellend und die Fracht- bzw. Beförderungskapazitäten sind weiterhin gut ausgelastet. Dem Verkehrsgewerbe sowie dem Hotel- und Gaststättenbereich gemein ist zudem ein markanter Fachkräftemangel, der sich immer mehr verschärft.
Druck verspürt auch das Kreditgewerbe. Allerdings machen dieser Servicesparte eine Regulierungsflut und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu schaffen. Immerhin zieht die Kreditnachfrage der Privat- und Firmenkunden etwas an. Der Großteil des Kreditgewerbes beurteilt die Geschäftslage als befriedigend. Grafiken